DANIEL RICHTER – 10001nacht

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Daniel Richter - Army of traitors | 2011

Die kestnergesellschaft, Hannover zeigt bis 6. November 2011 neue Bilder von Daniel Richter. Die aktuellen Arbeiten entführen den Betrachter in eine komplexe Welt- und Zeitreise und Daniel Richter überlässt es dem Einzelnen, sich seine Welt verständlich zu machen. Der Titel der Ausstellung »10001nacht« zielt auf vielschichtige Narrationen, für die 1001 Nacht nur eine Basis ist.


In seinen neuen Arbeiten beschäftigt sich Daniel Richter mit Geschichten, die Konflikte studieren. In fiktiven Landschaften werden allegorische Duelle inszeniert, die gegensätzliche Positionen verkörpern: Anarchie im Kontrast zum Staat, Dominanz gegenüber Unterdrückung, Nomadentum versus Sesshaftigkeit. Diese inhaltlich ausweglosen Situationen werden durch formale Widersprüche angereichert.

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Die neuen Bilder sind durch die Linie bestimmt, die ursprünglich zum Medium der Zeichnung gehört. Richter hingegen verwendet sie malerisch. Er gestaltet seine Bilder mit linearen Farbverläufen, die an Edward Munch oder Gustav Klimt erinnern. An anderen Stellen verwendet Richter die Linie grafisch und zitiert kartografische oder seismologische Aufzeichnungen.

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kestnergesellschaft, Hannover | 4. September - 6. November 2011

DANIEL RICHTER – 10001nacht

Pressetext: kestnergesellschaft | www.kestnergesellschaft.de

Die Landschaften erinnern an Vorlagen, welche von Marlboro-Country, Märchenbüchern oder Reiseprospekten inspiriert sein könnten. Mitten in diese künstlichen Landstriche werden Figuren platziert, die bewusst mehrdeutig gehalten sind. Sind sie Mann oder Frau? Sind sie sich Freund oder Feind? Die Ambivalenz wird verstärkt, indem Menschen aus verschiedenen Kulturen in einem Bild zusammentreffen: Turbantragende Nomaden und Cowboys. Ost trifft West, Taliban trifft Amerikaner.

Die neuen Bilder entführen den Betrachter in eine komplexe Welt- und Zeitreise und Daniel Richter überlässt es dem Einzelnen, sich seine Welt verständlich zu machen. Der Titel der Ausstellung »10001nacht« zielt auf vielschichtige Narrationen, für die 1001 Nacht nur eine Basis ist.

Außenseiter, Abenteurer, Terroristen

Mit seinen neuen Bilder bleibt Daniel Richter seinem Thema Außenseiter- und Abenteurertum treu. Im Zentrum steht die Figur des Alten vom Berge und der Assassinen. Das ist jene verbürgte Geschichte junger Muslime im Mittelalter, die als willenlose Erfüllungsgehilfen eines alttestamentarischen Sektenführers in einem Paralleluniversum, halb Paradies, halb Bordell, mit Haschisch gefüttert wurden, um nach dem Rausch sodann als Selbstmordattentäter oder Terroristen die islamische Welt in Angst und Schrecken zu versetzen.

Daniel Richter 10001nacht - katalog

KATALOG | Daniel Richter.
10001nacht

Leinenband mit Prägungen und eingeklebter Titelabbildung
92 Seiten
mit 70 farbigen Abbildungen
Verlag: Snoeck
Sprache: Deutsch, Englisch
34,6 x 26,2 x 1,6 cm

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Diese neueste Serie mit vielen großformatigen Bildern wird in diesem Buch erstmals veröffentlicht, das anlässlich ihrer Erstpräsentation am 4. September in der Kestnergesellschaft Hannover erscheint. Ein spektakuläres Überformat garantiert ihre optimale Darstellung; der Band ist zur Zeit der einzig lieferbare zum Werk des Künstlers.


Die originäre Kraft des Bildnerischen

Maik Schlüter für TAZ | Artikel lesen

„Die Bilder, die den Kontrast zwischen einer weiten und abweisenden Landschaft zeigen, mit nackten Menschen darin, die auf dem schmalen Grat von Zivilisation und Auflösung wandeln, überzeugen. Sie sind existenziell und ironisch zugleich („The Escapist“, 2010). Insgesamt wirken sie flacher, skizzenhafter, leerer als viele frühere Arbeiten. Und das ist sehr gut und zeigt, dass Richter sich als Maler weiterbewegt und die Matrix seiner Bilder immer neu interpretiert.
Die Ausstellung wäre aber vermutlich besser, hätte Daniel Richter wie schon in anderen Präsentationen das Ganze etwas diskursiver angelegt, indem er auch die Kontextbilder aus den Zeitungen und Magazinen mit ausstellt, die Formate radikaler mischt und weniger große Bilder gezeigt hätte.


VIDEO | CONTEMPORARY FINE ARTS / Daniel Richter „10001nacht“


Daniel Richter hat seit Ende der 1990er Jahre mit seinen figürlichen Kompositionen in großformatigen Ölbildern die deutsche Kunstwelt in Atem gehalten. Seine Arbeiten, die als erzählerische Bildwelten wahrgenommen werden, verbinden Versatzstücke aus Massenmedien und Alltag zu Mastermind-Bildern der Popkultur.

So hat Daniel Richter im weitesten Sinne kunsthistorisch folgenreich »neue Historienbilder« entworfen, man könnte auch sagen Aspekte der Gegenkultur der 1980er Jahre für die Hochkultur nutzbar gemacht. Das zeigt sich unter anderem daran, wie er nochmals das Scheitern – »‘ als wär’s das letzte Mal« – der Sozialutopien am Ende des 20. Jahrhunderts aufnimmt, wenn er Punks und Straßenkämpfer in farbstrotzende Motive gießt.

Daniel Richter lonely old slogan - DANIEL RICHTER - 10001nacht
DANIEL RICHTER - Lonely Old Slogan | Sammlung Falckenberg
Foto: Jens Ullheimer

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