CHAGALL – Meister der Moderne

La promenade 191718. Öl auf Leinwand 1752 x 1684 cm The State Russian Museum St. Petersburg 700x728 - CHAGALL - Meister der Moderne
La promenade, 191718. Öl auf Leinwand, 175,2 x 168,4 cm; 
The State Russian Museum, St. Petersburg

Das Kunsthaus Zürich zeigt bis zum 12. Mai 2013 eine Ausstellung mit rund 90 Gemälden und Arbeiten auf Papier von Marc Chagall (1887—1985). Chagall gehört zu den berühmtesten und beliebtesten Künstlern des 20. Jahrhunderts. 


Seine Bilder vom russischen Dorfleben, seine schwebenden Figuren, fliegenden Kühe und Hähne sind weltbekannt. Jetzt korrigiert das Kunsthaus Zürich manches Klischee, das Chagalls späten Ruhm begründete und würdigt seinen Beitrag zur Avantgarde.

Chagall wird dank dieser Ausstellung, die das Kunsthaus zusammen mit der Tate Liverpool organisiert, als wegweisender Avantgarde-Künstler wiederentdeckt, der die Bildsprache der abstrakten Moderne mit narrativen Elementen, Sentiment, Nostalgie, Fantasie und folkloristischen Einflüssen verschmolz und Werke von unverwechselbarer Poesie schuf, die uns immer wieder von Neuem in ihren Bann ziehen.

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Diese Werkphase zwischen 1908 und 1922, auf die sich die Ausstellung konzentriert, verbindet eine bunte Erzählfreude mit der für Chagall charakteristischen unorthodoxen Kompositionsstruktur, dem kühnen Einsatz von Farben und der ihm eigenen, besonderen poetischen Empfindsamkeit. Die Resultate wurden zu einem Meilenstein der Malerei der Moderne.

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Kunsthaus Zürich | bis 12. Mai 2013

CHAGALL – Meister der Moderne

Pressetext: Kunsthaus Zürich | www.kunsthaus.ch
Chagall Meister der Moderne Katalog - CHAGALL - Meister der Moderne

KATALOG | Chagall. 
Meister der Moderne

Gebundene Ausgabe, mit Schutzumschlag
196 Seiten
128 Abbildungen
Hatje Cantz Verlag
Sprache: Deutsch
28,4 x 24,8 x 2,4 cm

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Die Anfänge und das frühe Schaffen des wegweisenden Avantgardisten. In seinen frühen Gemälden reagiert Marc Chagall (1887 1985) auf die Kunstströmungen seiner Zeit wie Fauvismus, Kubismus, Suprematismus und Surrealismus. Sein persönliches Erleben zelebriert er so auf erzählerische und theatralische Weise, voller Poesie und Eigensinn.

Die Publikation widmet sich den Ursprüngen der chagallschen Formensprache, Farbgebung und Symbolik und zeichnet prägende Einflüsse und Stationen im Leben des wegweisenden Avantgardisten anhand früher, abstrakter ebenso wie figurativer Werke nach: Deren narrative Elemente, folkloristische Motive und leisen Anklänge von Nostalgie inspirieren nicht nur die Fantasie des Betrachters, sondern verweisen zugleich auf Chagalls Aufenthalt in Paris vor dem Ersten Weltkrieg, seine Reise nach Berlin und die dortige Ausstellung in der Galerie Herwarth Walden 1914 sowie die Jahre um die Zeit während der Revolution, die er in seiner russischen Heimat verbrachte.


DER FRÜHE CHAGALL: PARIS, BERLIN, WITEBSK

Die Ausstellung konzentriert sich auf die für die Karriere des Künstlers entscheidenden Jahre 1911—1922. Bedeutende Stationen sind sein Aufenthalt in Paris vor dem Ersten Weltkrieg, seine Reise nach Berlin und eine Ausstellung dort im Jahr 1914 in der Galerie der Sturm sowie die Zeit, die er in seinem von der Revolution destabilisierten Heimatland Russland verbrachte.

Es sind die Jahre, in denen sich Chagall als Meister der Moderne etabliert. Im Gegensatz zu seinen Zeitgenossen entwickelt er eine Kunst, die sowohl seine jüdisch-russische Kultur zum Ausdruck bringt als auch den Dialog mit den Bildsprachen der Moderne — vom Fauvismus zum Kubismus und Orphismus, vom Expressionismus bis zum Suprematismus. Indem er diese neuen malerischen Ausdrucksformen mit seinen eigenen fantasievollen Motiven kombiniert, entstehen einige der innovativsten und expressivsten Kunstwerke des 20. Jahrhunderts. Seine Erfahrungen in Paris und andernorts festigen seine sehr persönliche, individuelle Bildsprache und regen ihn zu Bildern an, die für den Rest seiner Karriere das Herzstück seiner Kunst bilden.

Chagall sieht seine Bilder als „Kompositionen“ an, zusammengesetzt aus farbigen Gegenständen. „Ich bitte Sie“, so bat er den Direktor des New Yorker Guggenheim-Museums, Sweeney, „stehen Sie mir gegen die Leute bei, die Anekdotisches und Märchenhaftes in meinen Arbeiten sehen wollen. Eine Kuh oder eine Frau bedeuten für mich ein und dasselbe – für das Bild sind beide lediglich kompositorische Bestandteile … Die Frau mit dem Milcheimer zum Beispiel (auf dem Ölbild „Rußland, den Eseln und den anderen“, 1911) mußte ich lediglich deshalb enthaupten, weil ich an der Stelle des Bildes, wo ihr Kopf gewesen wäre, einen leeren Platz brauchte.“ [ via: Die Kuh auf dem Dach | SPIEGEL Print 1959 | Artikel lesen ]

ZIRKUS, BAUERN, LIEBENDE. MUSIK, BÜHNENDESIGN UND FOLKLORE

Das Themenspektrum in Chagalls frühen Werken ist breit gefächert und zeitlos: Selbstporträts, der Zirkus, Liebende, Musik und Bauern kehren neben düstereren Themen wie Leiden und Tod in seinem langen Schaffen immer wieder. Die Ausstellung eröffnet mit bedeutenden Bildern aus seinen Lehrjahren, wie etwa «Der Dichter mit den Vögeln» von 1911, das vom Minneapolis Institute of Arts ausgeliehen wird, oder «Die Geburt» (1911) aus einer privaten Sammlung.

Der Besucher kann sich an thematischen Gruppen orientieren:

  • Werke aus den ersten Pariser Jahren,
  • Akte,
  • eine Hommage an Russland,
  • Einflüsse des Kubismus, des Suprematismus und Orphismus,
  • Entwürfe für das Theater.
  • Eine Gruppe mit späteren Werken zeigt, dass Chagall das Repertoire aus seinen frühen Schaffensjahren bis zum Ende seiner langen Karriere weiterentwickelte.

MUSIK, DRAMA, LITERATUR UND TANZ

Chagall geht immer aufgeschlossen, fantasievoll an die Kunst heran. Er zelebriert subjektive und autobiografische Erfahrungen auf eine überaus narrative und theatralische Weise. Kein Wunder, dass er regelmässig als Bühnenbildner tätig war. Darstellungen der archetypischen jüdischen Charaktere wie Volksmusiker, Narren oder Zeremonienmeister, Thora-Schriftgelehrte und Hochzeitstänzer symbolisieren Musik, Drama, Literatur und Tanz.

Die Verbindung einer grossen Erzählkunst mit Chagalls charakteristischer unorthodoxer Kompositionsstruktur, die kühne Verwendung von Farbe und das poetische Empfindungsvermögen des Künstlers macht insbesondere die monumentalen «Der Spaziergang» (1917-18) aus dem Staatlichen Russischen Museum Sankt Petersburg oder «Ich und das Dorf» (1911) aus dem Museum of Modern Art, New York, zu Ikonen der Malerei der klassischen Moderne.

Die Ausstellung wird von der Familie Chagall sowie dem ComitéChagall in Paris unterstützt und reist anschliessend weiter an die Tate Liverpool. Die Kuratoren Simonetta Fraquelli und Tobia Bezzola können mit zahlreichen Leihgaben aus berühmten europäischen und amerikanischen Sammlungen rechnen: aus dem Centre Pompidou — MNAM (Paris), dem Solomon R. Guggenheim Museum und dem MoMA (New York), dem Staatlichen Russischen Museum (Sankt Petersburg) und der Tate (London).

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog (200 Seiten) mit Beiträgen von Simonetta Fraquelli, Angela Lampe, Monica Bohm-Duchen und Stephanie Straine. Neben den Essays enthält die Publikation Abbildungen der ausgestellten Werke, Vergleichsabbildungen sowie biografische Angaben zu Marc Chagall.

„Ich denke, dass dieser Zeitraum einer der interessantesten seiner Karriere ist. Weil er sich mit den Avantgardebewegungen seiner Zeit konfrontiert, sowohl in Paris, als auch in seinem Geburtsland Russland. Er studiert diese Stilrichtungen, aber er entwickelt daraus eine ganz eigene, originelle, künstlerische Sprache, die er sein ganzes Leben lang beibehalten wird.“

Kuratorin Simonetta Fraquelli

Der naiv-träumende Chagall

Christian Gampert für DEUTSCHLANDRADIO Kultur | Beitrag lesen

In der Tat ist es so, dass Chagalls Traditionalismus ohne das Stahlbad der Moderne wahrscheinlich uninteressant wäre: Er benutzt kubistisch-zerbrochene Formen, die sehr bunten Farben des Orphismus, später auch die Geometrien des ihm herzlich unsympathischen Malewitsch. Und doch transformiert Chagall all das in eine märchenhafte Welt, die voller Wehmut vom alten Russland erzählt, vom Leben auf dem Land, von der Kälte, der Armut und der Religion, von der Geburt und vom Tod, vom Krieg und von der Liebe. Diese Themen sind universell. Und wahrscheinlich machen sie Chagalls Erfolg aus, bis hin zu seinen biblischen Themen und Kirchenfenstern: Sie gehen uns an.


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