Female Trouble

Die Ausstellung »Female Trouble« bietet bis 26. Oktober 2008 auf ca. 800 qm Ausstellungsfläche erstmalig im deutschen Sprachraum einen pointierten Überblick zum Wandel des Frauenbildes anhand von Fotografie und Videokunst.

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In der Münchener Pinakothek werden rund 150 Arbeiten international bekannter als auch noch zu entdeckender Künstlerinnen und Künstler aus den Bereichen Fotografie und Videokunst, darunter viele Leihgaben aus namhaften europäischen und amerikanischen Sammlungen gezeigt.

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Pressetext Pinakothek München

Die Schau ist nicht enzyklopädisch angelegt, sondern konzentriert den Blick auf Künstlerinnen und Künstler, deren Werk innovativ ist und zugleich vorbildhaft gewirkt hat. Die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Bild der Frau berührt dabei auch zentrale Fragenstellungen der Konstituierung von Identität im Allgemeinen sowie den biologischen, sozialen, kulturellen, politischen und medialen Einflüssen, die das Bild des Weiblichen wie des Männlichen bestimmen.

In der Ausstellung vertretene Künstler/innen:

Diane Arbus, Gertrud Arndt, Marta Astfalck-Vietz, Monica Bonvicini, Claude Cahun, Sophie Calle, Julia Margaret Cameron, Comtesse de Castiglione, Marcel Ducham/Man Ray, VALIE EXPORT, Nan Goldin, Lady Clementina Hawarden, Florence Henri, Hannah Höch, Birgit Jürgenssen, Jürgen Klauke, Astrid Klein, Germaine Krull, Nikki S. Lee, Sarah Lucas, Urs Lüthi, Robert Mapplethorpe, Björn Melhus, Ana Mendieta, Tracey Moffat, Pierre Molinier, ringl + pit, Pipilotti Rist, Daniela Rossell, Tomoko Sawada, Cindy Sherman, Katharina Sieverding, Mathilde ter Heijne, Madame Yevonde, Wanda Wulz Francesca Woodman und andere.

Die Kamera als Spiegel und Bühne weiblicher Inszenierungen in Fotografie und Videokunst

Seit der Erfindung der Fotografie vor nahezu 170 Jahren haben vor allem Frauen das technische Medium genutzt, um sich oder andere in Rollenspielen und Maskeraden zu inszenieren. Neben der experimentellen Lust, das Ich immer wieder neu zu erschaffen, diente die Kamera auch als Möglichkeit, Klischees und Stereotypen weiblicher Repräsentation in Frage zu stellen. Das Spiel mit dem »Ewig« Weiblichen war und ist immer auch eine Auseinandersetzung mit geschlechtlicher Identität, ihrer gesellschaftlichen und politischen Definition sowie deren Überschreitung.

Das Interesse an der Auseinandersetzung mit Bildprägungen des Weiblichen ist kein ausschließlich postmodernes Thema. Bereits im 19. und frühen 20. Jahrhundert haben Frauen wie die Gräfin Castiglione, die Surrealistin Claude Cahun oder die Künstlerinnen der Avantgarde, die Fotografie als Möglichkeit entdeckt, das Ich in unterschiedlichen Rollen zu erfahren und stereotype Weiblichkeitsdarstellungen als Maskerade zu decouvrieren. Der historische Rückblick zeigt, wie zeitgenössische Künstlerinnen an ihre Vorgängerinnen anknüpfen und einzelne Bildmotive und Themen über Generationen immer wieder aufgegriffen, erweitert und variiert werden.

Im Fokus der Ausstellung stehen jedoch zeitgenössische Künstlerinnen wie Cindy Sherman, Sarah Lucas, Pipilotti Rist oder Monica Bonvicini, die mit Hilfe von Fotografie und Videokunst das Bild des Weiblichen untersuchen. Die Künstlerinnen gehen dabei der Frage nach, welche Bildmuster das mediale Zeitalter für Weiblichkeit bereit hält und wie diese Bilder die Wahrnehmung von Frauen bestimmen. Zugleich dekonstruieren sie mit humorvollen, ironischen oder provozierenden Mitteln die traditionelle Ikongrafie von Frauendarstellungen in der abendländischen Kunst und entwickeln alternative Bildentwürfe, die manchmal aggressiv und laut, manchmal subtil und hinterlistig daherkommen.

FEMALE TROUBLE
Die Kamera als Spiegel und Bühne weiblicher Inszenierungen
in Fotografie und Videokunst
| Pinakothek der Moderne, München
| bis 26. Oktober 2008

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KATALOG  Female Trouble

KATALOG | Female Trouble

| Sprache: Deutsch
| 240 Seiten,
| 202 Abb.,
| davon 77 farbig
| 22,30 x 26,60 cm
| Broschur

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Im Fokus der durchgehend farbig bebilderten Publikation stehen zeitgenössische Künstlerinnen wie Cindy Sherman oder Pipilotti Rist, die mithilfe von Fotografie und Videokunst das Bild des Weiblichen untersuchen, es dekonstruieren und neu bestimmen. Zugleich spannt der Band den Bogen ins 19. und frühe 20. Jahrhundert, wo Frauen wie die Comtesse de Castiglione oder die Künstlerinnen Claude Cahun und Florence Henri die Fotografie als Mittel der (Selbst-)Inszenierung und -befragung entdeckt haben.

Die vorgestellten Künstlerinnen (Auswahl):

Diane Arbus, Monica Bonvicini, Claude Cahun, Julia Margaret Cameron, Valie Export, Nan Goldin, Mathilde ter Heijne, Florence Henri, Birgit Jürgenssen, Sarah Lucas, Ana Mendieta, Tracey Moffatt, ringl + pit, Pipilotti Rist, Cindy Sherman, Francesca Woodman, Wanda Wulz

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Wo Frauen die Hosen anhaben

SPIEGEL online – Jenny Hoch SPIEGEL – Artikel lesen

Aufgepasst, die Herren, jetzt ist Damenwahl: Die Pinakothek der Moderne in München bereichert die neue Feminismusdiskussion um überraschende Einsichten. Immer wieder große Freude macht das Video „Ever Is Over All“ von Pipilotti Rist, in dem eine vergnügte junge Frau einen Bürgersteig entlangläuft und mit einem phallusartigen Blumenstengel genüsslich Autofenster einschlägt.

Wesentlich grundsätzlicher näherten sich Feminismusvorkämpferinnen wie Waltraud Lehner, die später den Künstlernamen VALIE EXPORT annahm, dem Thema weiblicher Selbst- und Fremdwahrnehmung. 1968 ließ sie mit ihrem legendären „Tapp und Tastkino“ am Münchner Stachus Männer ihre Brüste durch eine Box aus Pappkarton betasten, die sie sich vor den Oberkörper geschnallt hatte.

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Female Trouble in München

DEUTSCHLANDRADIO Kultur – Christian Gampert Beitrag lesen

Die Ausstellung hat einen dezent feministischen Unterton, und in der Tat spielt der Titel „Female Trouble“ ja auf Judith Butlers „Gender Trouble“ an, also auf eine Theorie-Meinung, die Geschlecht nur noch als vielfach zusammengesetztes gesellschaftliches Konstrukt begreift, unabhängig vom biologisch Vorgegebenen.

Das Unbehagen der Geschlechter (Gender Studies. Vom Unterschied der Geschlechter)BUCH | Das Unbehagen der Geschlechter: (Gender Studies. Vom Unterschied der Geschlechter) (Taschenbuch) von Judith Butler

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Die Schau ist allerdings ein Beweis dafür, dass der Körper nicht nur ein Text ist, der gelesen werden kann, sondern vor allem ein Subjekt, das leidet. Es gibt in dieser Ausstellung nur Außenseiter – die geächtete lesbische Liebe, die ins Bizarre gezogenen Schwulen-Posen des Jürgen Klauke, Nan Goldins Transvestiten, die ruppigen, maskulinen Allüren der Sarah Lucas. Die Tröstungen der Normalität sind kein Ausweg – die angepasst-plüschigen Oberschicht-Miezen der Mexikanerin Daniela Rossell scheinen geradewegs einer Telenovela entsprungen.

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Das verpuppte Geschlecht

TAZ – Johanna Schmeller Artikel lesen

Alle Exponate der großartigen Schau verfolgen einen klaren gesellschaftlichen Anspruch, sind stellenweise der Geschlechterforschung fast so nahe wie der Kunst. Auf eine abgeklärte Art ist man schlicht angeturnt von so viel exzentrischer Wehrhaftigkeit. So viel Unverschämtheit. Und so viel Zauber.

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Wack!: Art and the Feminist Revolution

Interessant in diesem Zusammenhang auch …

wack-art-and-the-feminist-revolution-catalogue.jpgWack!: Art and the Feminist Revolution
| Sprache: Englisch
| 512 Seiten

Erster umfassender, internationaler Überblick über die dynamische Beziehung von Kunst und Feminismus zwischen 1965 und 1980. Die Ausstellung bringt die Arbeit von 120 Künstlern zusammen, um den Einfluss des Feminismus auf die Kunst zu untersuchen. Nächster Ausstellungstermin: Vancouver Artgallery, Kanada vom 4. Oktober 2008 bis zum 11. Januar 2009.

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Wack!: Art and the Feminist Revolution

In the 1970s, women changed the way art was made and talked about forever. WACK! Art and the Feminist Revolution is a long-awaited international survey that chronicles the impact of the feminist revolution on art made between 1965 and 1980, featuring groundbreaking works by artists such as Chantal Akerman, Lynda Benglis, Theresa Hak Kyung Cha, Valie Export, Mary Heilman, Sanja Ivekovic, Ana Mendieta, and Annette Messager, who came of age during that period – as well as others such as Louise Bourgeois, Judy Chicago, Sheila Levrant de Bretteville, Lucy Lippard, Alice Neel, and Yoko Ono, whose careers were well established.

The art surveyed in „WACK!“ includes work by more than 120 artists, in all media – from painting and sculpture to photography, film, installation, and video – arranged not by chronology but by theme: Abstraction, „Autophotography,“ Body as Medium, Family Stories, Gender Performance, Knowledge as Power, Making Art History, and others.

The book opens with a rich, full-color plate section in which works by over 120 artists are grouped into themes, including Abstraction, Body as Medium, Family Stories, Gender Performance, Knowledge as Power, and Making Art History. Highlights include the figurative paintings of Joan Semmel; the performance and film collaborations of Sally Potter and Rose English; the untitled film stills of Cindy Sherman; and the large-scale, craft-based sculptures of Magdalena Abakanowicz. Written entries on each artist offer key biographical and descriptive information, while accompanying essays by leading critics, art historians, and scholars offer a fresh look at feminist art practice from a cross-cultural perspective. Topics such as the relationship between American and European feminism, feminism and New York abstraction, women’s art under the Pinochet dictatorship, and mapping a global feminism provide a broad social context for the artworks themselves.

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Eine Reise durch den Kosmos der Emanzipation

NZZ – Gabriele Schor Artikel lesen

«You can’t be a woman and be an artist too» war noch Anfang der 1970er Jahre eine allgemeine Auffassung. Künstlerinnen waren entweder «groupies» oder «artists wives». Es bestand eine rigide Hierarchie, welche Männern den Vorzug gab: «No women, straight or lesbian, no gay man, and no people of color were considered major», stellt Anne Gibson rückblickend fest. Männer gingen als attraktive «Künstlertypen» in die Kunstgeschichte ein.

WACK! promotion poster: Annegret Soltau, Permanente Demonstration, 1976, (detail)… das chauvinistische Dogma «Frauen können nicht malen» beherrschte auf beiden Seiten des Atlantiks den Betrieb der Kunstakademien.

Es war also höchste Zeit für eine «Umwertung der Werte». Doch wie beginnen?

Von diesen Anfängen handelt die Ausstellung «WACK! Art and the Feminist Revolution», die mit rund 500 Werken von 120 Künstlerinnen die erste umfassende Museumsschau feministischer Kunst von 1965 bis 1980 darstellt.

| P.S.1 Contemporary Art Center, New York

| MOCA The Museum of Contemporary Art, Los Angeles

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