LUCIEN FREUD

Kunsthistorisches Museum Wien | bis 06. Januar 2014
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Lucien Freud - Reflection with Two Children (Self Portrait), 1965,
Ausschnitt, © Lucian Freud Archive / Bridgeman Art Library

Das Kunsthistorische Museum zeigt erstmals in Österreich Werke des britischen Malers Lucian Freud (1922 — 2011). Die Auswahl der Gemälde wurde in den Monaten vor Freuds Tod im Juli 2011 in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler und mit dessen langjährigem Assistenten David Dawson getroffen.


Der Enkel des Psychoanalytikers Sigmund Freud gilt als einer der bedeutendsten figurativen Maler des 20. Jahrhunderts. Es sind Werke aus seiner gesamten, siebzig Jahre andauernden Schaffensperiode zu sehen, darunter viele seiner wichtigsten und bekanntesten Gemälde. Einen Schwerpunkt widmet die Ausstellung Freuds lebenslanger Auseinandersetzung mit Alten Meistern sowie mit Skulpturen aus der Zeit des Alten Ägypten.

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Die Ausstellung versammelt Leihgaben aus den größten Museen der Welt, darunter das Metropolitan Museum of Art in New York, die Londoner Tate und das Museo Thyssen-Bornemisza in Madrid. Darüber hinaus sind hochkarätige Leihgaben von Privatsammlern und ehemaligen Mäzenen Freuds zu sehen.

Die Ausstellung wird von Jasper Sharp kuratiert, Adjunct Curator für moderne und zeitgenössische Kunst am Kunsthistorischen Museum, und sie wird nur in Wien zu sehen sein. Lucian Freuds Auseinandersetzung mit Alten Meistern wird vertiefend in Katalogbeiträgen von renommierten Kuratoren des Musée du Louvre in Paris, des Metropolitan Museum of Art in New York, des Victoria & Albert Museum in London, des Neuen Museums in Berlin, der Dulwich Picture Gallery in London, der Henry Moor Foundation und des Kunsthistorischen Museums Wien analysiert.

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Kunsthistorisches Museum Wien | bis 06. Januar 2014

LUCIEN FREUD

Pressetext: Kunsthistorisches Museum Wien
KATALOG Lucian Freud

KATALOG | LUCIEN FREUD

Katalogbeitrag von Jasper Sharp lesen

Gebundenes Buch mit Schutzumschlag,
ca. 264 Seiten,
28 farbige Abbildungen,
19 s/w Abbildungen,
Prestel Verlag
Sprache: Deutsch / English
28,4 x 24,6 x 2,8 cm

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Hauptwerke Freuds, von Freud selbst ausgewählt. Eine Hommage an einen großen Künstler — von ihm selbst als kostbares Vermächtnis autorisiert.


In dieser Ausstellung — der ersten zu seinem Werk in Österreich — wird ein prägnanter Einblick in seine beinahe 70-jährige Schaffenszeit vermittelt: von einem Selbstporträt aus dem Jahre 1943 bis hin zu seinem letzten, unvollendeten Gemälde, das sich zum Zeitpunkt seines Todes im Juli 2011 in seinem Atelier befand. Die Ausstellung umfasst eine Reihe unterschiedlicher Genres: Porträts — sie zeigen seine Familie, enge Freundinnen und Freunde, Ehefrauen und Geliebte, Nachbarinnen und Nachbarn, Künstlerkolleginnen und -kollegen, Aristokratinnen und Aristokraten, aber auch Angehörige der Arbeiterklasse, ferner Stillleben und Landschaften, Freuds nachhaltigste und bemerkenswerteste Errungenschaft sind jedoch sicherlich seine Selbstporträts.

Die im Wesentlichen chronologisch aufgebaute Präsentation erlaubt es, die deutliche stilistische Entwicklung von Freuds Malerei über mehrere Jahrzehnte hinweg nachzuvollziehen: von den frühen Arbeiten, die er in akribischer Kleinarbeit und mit feinen Zobelhaar-Pinseln malte, über die Werke der 1950er Jahre, in denen er begann, stehend und mit gröberen Schweineborsten-Pinseln in einem viel lockereren Stil zu malen, und seine ersten völlig nackten Porträts der 1960er Jahre bis hin zu den monumentalen Leinwänden der 1980er und 1990er Jahre, die im letzten Teil der Ausstellung zu sehen sind.

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Lucien Freud - Sleeping dog
© Lucian Freud Archive / Bridgeman Art Library

Seine Modelle, die meist keine professionellen waren, werden in der intimen, privaten Umgebung des Ateliers porträtiert. Die Sitzungen waren fordernd und konnten auch viele Monate lang andauern. Freud arbeitete mit außergewöhnlicher Disziplin an mehreren Gemälden gleichzeitig, wobei er jeweils eine Sitzung morgens und eine nachmittags bei Tageslicht und eine dritte nachts bei elektrischem Licht abhielt. Die Dargestellten selbst trafen einander nur selten, wurden allerdings bestens umsorgt, bekocht und mit Musik, Poesie und Limericks unterhalten.

Lucian Freud emigrierte im Alter von elf Jahren mit seiner Familie nach Großbritannien. Fast 80 Jahre später ließ er sich zu einem seiner seltenen Auftritte im nationalen Fernsehen bewegen, und zwar im Rahmen eines öffentlichen Aufrufs, zwei seiner Lieblingswerke von Tizian, Diana und Aktaion sowie Diana und Kallisto, für die britische Nation zu bewahren. Sie sind, um es mit seinen Worten zu sagen, „einfach die schönsten Bilder der Welt“.

Das von Freud hinterlassene OEuvre ist als sein Vermächtnis in jeglicher Hinsicht bemerkenswert: aufgrund der ehrlichen, unsentimentalen und demokratischen Haltung, mit der er Lebewesen betrachtete — seien es Menschen, Tiere oder Pflanzen; wegen seines prüfenden Blicks und der schonungslosen, oft einschüchternden Intensität, die damit einherging; durch seine völlige Negierung einer schmeichelnden, moralisierenden Wiedergabe sowie jeglicher Hinweise auf eine ideale Haltung; wegen seiner Risikobereitschaft sowohl im Leben als auch in der Kunst und seinem absoluten Bekenntnis zu ebendiesem Risiko; und aufgrund seiner hartnäckigen Beharrlichkeit und seinem Festhalten an einem Standpunkt zu jener Zeit, als viele seine Arbeit als zutiefst unzeitgemäß erachteten, bevor die öffentliche Meinung schließlich umschlug.


VIDEO | Lucian Freud – A Painted Life


Freuds größtes Paradox und seine zweifelsohne wichtigste Leistung bestand darin, dass seine Werke als zu zeitgenössisch für ein historisches Museum, aber als zu historisch für ein zeitgenössisches Museum erscheinen. Er arbeitete abseits aller Moden und schockierte das Publikum seiner Zeit, während er sich von der Kunst der Vergangenheit inspirieren ließ. Er war ein Künstler seiner Zeit und für alle Zeiten.

Mit 43 seiner wichtigsten Werke gibt die Ausstellung einen prägnanten Einblick in Freuds beinahe 70-jährige Schaffenszeit: von einem Selbstporträt aus dem Jahre 1943 bis hin zu seinem letzten, unvollendeten Gemälde, das sich zum Zeitpunkt seines Todes im Juli 2011 in seinem Atelier befand. Die Ausstellung umfasst eine Reihe unterschiedlicher Genres: Porträts von Mitgliedern seiner Familie, engen Freundinnen und Freunden, Ehefrauen und Geliebten, Nachbarinnen und Nachbarn, Künstlerkolleginnen und -kollegen, Aristokratinnen und Aristokraten, aber auch von Angehörigen der Arbeiterklasse, ferner Stillleben und Landschaften. Freuds nachhaltigste und bemerkenswerteste Errungenschaft sind jedoch sicherlich seine Selbstporträts.

Die Auswahl der Gemälde für die Ausstellung wurde in den Monaten vor Freuds Tod im Juli 2011 in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler und mit dessen langjährigem Assistenten David Dawson getroffen. Anhand der Präsentation kann die stilistische Entwicklung von Freuds Malerei über mehrere Jahrzehnte hinweg nachvollzogen werden: von den frühen Arbeiten, die er in akribischer Kleinarbeit und mit feinen Zobelhaar-Pinseln malte, über die Werke der 1950er Jahre, in denen er begann, stehend und mit gröberen Schweineborsten-Pinseln in einem viel lockereren Stil zu malen, und seine ersten völlig nackten Porträts der 1960er Jahre bis hin zu den monumentalen Leinwänden der 1980er und 1990er Jahre, die im letzten Teil der Ausstellung zu sehen sind.

„Es war ein lang gehegter Wunsch unseres Museums, eine Ausstellung mit Werken Lucian Freuds zu zeigen, und so freut es mich ganz besonders, dass es uns nun — zehn Jahre nach der wegweisenden Schau ‚Francis Bacon und die Bildtradition’ — gelungen ist, so viele von Freuds namhaften Gemälden nach Wien zu bringen.” „Es war eine große Ehre, gemeinsam mit Lucian und später mit seinem Assistenten David Dawson an den Vorbereitungen für diese Ausstellung zu arbeiten”, so Kurator Jasper Sharp.

„Es tut mir nur leid, dass er es selbst nun nicht mehr erleben kann, seine Werke hier in Wien zu sehen. Wir haben uns in der Ausstellungskonzeption das ehrgeizige Ziel gesetzt, die wichtigsten Werke aus seiner gesamten Schaffenszeit zu zeigen, und sind außerordentlich dankbar für die Unterstützung durch so viele internationale Museen und private Leihgeber, die sich bereit erklärt haben, ihre Werke für diese Ausstellung zur Verfügung zu stellen.”

Die Ausstellung im Kunsthistorischen Museum Wien, dessen Sammlungen sich über nahezu viertausend Jahre erstrecken — vom Alten Ägypten bis zu den großen Epochen des Mittelalters, der Renaissance und des Barock — eröffnet eine einzigartige Möglichkeit, sich mit Freuds Interesse an der Kunst der Vergangenheit auseinanderzusetzen. Freuds tiefes Verständnis der Kunstgeschichte rahmt sein bemerkenswertes Leben wie Buchstützen. So war die Wohnung seiner Familie in Berlin, wo er in der Zwischenkriegszeit aufwuchs, mit Reproduktionen von Gemälden und Zeichnungen Dürers, Tizians und Pieter Bruegels des Älteren geschmückt. Darunter befanden sich auch zwei Jahreszeiten-Bilder aus dem Kunsthistorischen Museum, „Jäger im Schnee” und „Die Heimkehr der Herde”, ein Geschenk an den jungen Lucian von seinem Großvater Sigmund.

Freud kannte die Sammlungen des Kunsthistorischen Museums gut.

Unter den Arbeiten seiner Lieblingskünstler — z. B. Frans Hals, Hans Holbein, Rembrandt, Peter Paul Rubens und Diego Velazquez sowie Bruegel, Dürer und Tizian — schätzte er besonders Giovanni Bellinis „Junge Frau bei der Toilette”, ein Werk, das der Künstler noch im Alter von mehr als achtzig Jahren gemalt hatte und das eine der von Freud bevorzugten Darstellungen eines weiblichen Aktes repräsentiert.

Maria am Morgen | Klaus Merz für die NZZ 2006 | Artikel lesen
Kunstreproduktion: Giovanni Bellini "Junge Frau bei der Toilette" 91 x 71
Giovanni Bellini - Junge Frau bei der Toilette, 1515
Reproduktion | 91 cm x 71 cm auf Kunstdruckpapier

Freud selbst wollte, dass seine Gemälde räumlich getrennt von den historischen Sammlungen des Museums gezeigt werden, damit die Besucherinnen und Besucher beim Betrachten dazu gebracht werden, eigene Assoziationen zu entwickeln.

Zu den Highlights der Ausstellung zählen „Girl with a White Dog” (1950-1951) aus der Tate; ein unvollendetes Selbstporträt aus der Zeit um 1956 (das in den letzten 30 Jahren erst einmal gezeigt wurde); Freuds erster Akt in ganzer Figur („Naked Girl”, 1956, aus der Sammlung des Schauspielers Steve Martin); drei bemerkenswerte Porträts von Leigh Bowery aus dem Hirshhorn Museum in Washington, D.C., dem Metropolitan Museum of Art in New York sowie aus einer US-amerikanischen Privatsammlung; „Benefits Supervisor Sleeping”, ein Gemälde, das im Mai 2008 bei Christie’s, New York für 33,6 Millionen US-Dollar erworben wurde; und sein letztes Meisterwerk, „Portrait of the Hound” (2010-2011), das zum Zeitpunkt seines Todes noch unvollendet war.

Einige seiner Hauptwerke, die in der großen Freud-Retrospektive in der National Portrait Gallery in London 2011 nicht zu sehen waren, werden nun ebenfalls in Wien präsentiert, darunter „Wasteground with Houses, Paddington” (1970-1972), Freuds bemerkenswertestes Landschaftsbild, das Stillleben „Two Japanese Wrestlers by a Sink” (1983-1987) aus dem Art Institute of Chicago, „Naked Man, Back View” (1991-1992) aus dem Metropolitan Museum of Art in New York und Freuds größtes und anspruchsvollstes Selbstporträt, der ganzfigurige Akt „Painter Working, Reflection” (1993), aus einer amerikanischen Privatsammlung.


In der Ausstellung ist auch ein speziell in Auftrag gegebener 15 Minuten langer Film zu sehen, mit Bildmaterial, das hier zum ersten Mal gezeigt wird. Der Film wurde von Freuds Assistenten David Dawson gedreht und gibt bewegende Einblicke in die letzten Lebenswochen des Künstlers vor seinem Tod im Jahre 2011. Er zeigt Lucian Freud beim Malen, auch an jenem Tag, der sich als sein letzter Arbeitstag erweisen sollte.

VIDEO | Lucien Freud – The last day of painting [ Ausschnitt ]


BIOGRAPHIE LUCIAN FREUD

Lucian Freud, Enkel des Psychoanalytikers Sigmund Freud, wurde 1922 in Berlin geboren. 1933 übersiedelte die Familie nach London, wo er bis zu seinem Tod lebte und arbeitete. Während des Zweiten Weltkriegs heuerte er in der britischen Handelsmarine an; nach Kriegsende fasste er den Beschluss, sich ganz der Kunst zu widmen.

Freuds Bedeutung als einer der wichtigsten figurativen Maler des 20. und frühen 21. Jahrhunderts wurde rasch erkannt. Zahlreiche der wichtigsten Museen der Welt, darunter die Londoner Tate, das Metropolitan Museum of Art in New York, das Centre Pompidou in Paris und das Museo Correr in Venedig, widmeten Freuds OEuvre umfangreiche monographische Ausstellungen. Lucian Freud starb am 20. Juli 2011.

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