TIEPOLO – Der beste Maler Venedigs

Staatsgalerie Stuttgart | bis 02. Februar 2020
Giovanni Battista Tiepolo   Apollo and Daphne 700 - TIEPOLO - Der beste Maler Venedigs
Giovanni Battista Tiepolo - Apollo and Daphne [Public domain] via wikipedia 
Öl auf Leinwand, 1743/1744 [ Ausschnitt ]

»Der beste Maler Venedigs« – so wurde Giovanni Battista Tiepolo (1696–1770) von seinen Zeitgenossen gefeiert. Anlässlich seines 250. Todestags widmet die Staatsgalerie dem wohl bedeutendsten Vertreter der Malerei des 18. Jahrhunderts in Italien eine umfangreiche Ausstellung. 


Erstmals im deutschsprachigen Raum eröffnet die Schau den Blick auf die gesamte Schaffenszeit des Künstlers und macht die Vielfalt seines Œuvres anschaulich – von eleganten Gemälden aus Mythologie und Geschichte über dramatische religiöse Bilder bis zu Karikaturzeichnungen und Radierungen.

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Zu sehen sind rund 120 Werke, darunter 25 Gemälde, über 50 Zeichnungen und mehrere Radierungsfolgen. Ausgehend vom bedeutenden Tiepolo-Bestand der Staatsgalerie versammelt die Ausstellung kostbare internationale Leihgaben und verfolgt den Weg Tiepolos durch Europa anhand exemplarischer Werke. Die Ausstellung wird durch herausragende Leihgaben aus Europa und Übersee unterstützt.

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Staatsgalerie Stuttgart | bis 02. Februar 2020

TIEPOLO

Der beste Maler Venedigs

Pressetext: Staatsgalerie Stuttgart www.staatsgalerie.de
Kuratorin: Annette Hojer
tiepolo 600 - TIEPOLO - Der beste Maler Venedigs

KATALOG | Tiepolo – Der beste Maler Venedigs

LESEPROBE

Gebundene Ausgabe
240 Seiten
210 farbige Abb.
Verlag: Sandstein
Sprache: Deutsch
24,6 x 2,5 x 31 cm

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Elegante Gemälde aus Mythologie und Geschichte, dramatische religiöse Werke, aber auch virtuose Zeichnungen und Radierungen prägen das Œuvre des Meisters. Der Band beleuchtet Tiepolos europäische Karriere und zeigt, wie er sich mit prachtvollen Inszenierungen in die Tradition der venezianischen Malerei stellte.

Mit seinen prachtvoll inszenierten Bildern von brillanter Farbigkeit stellte sich Tiepolo in die ruhmreiche Tradition der venezianischen Malerei. Zugleich fanden Humor und Ironie Eingang in seine Bilderwelten und zeugen von dem Wertewandel, der sich in der Gesellschaft des 18. Jahrhunderts vollzog. Unkonventionell aufgefasste Bilderzählungen, überraschend aufgebaute Kompositionen und mehrdeutig eingesetzte Einzelmotive wirken als Techniken der Verfremdung und fordern traditionelle Bildvorstellungen heraus.

An der Zeitenwende zur Aufklärung weisen Tiepolos Werke auf Darstellungsstrategien voraus, die sich über Francisco de Goya bis in die Moderne beobachten lassen.


VIDEO | Dr. Annette Hojer, Kuratorin der Ausstellung, und Prof. Dr. Christiane Lange, Direktorin der Staatsgalerie über die Ausstellung


Die Ausstellung verfolgt Tiepolos europäische Karriere in locker chronologischer Anordnung. Dabei liegt der Fokus immer wieder auf Werken des Meisters, die das Spiel mit der Wahrnehmung des Betrachters aufnehmen.

1696 in Venedig geboren, ist Tiepolo bereits im Alter von 21 Jahren als Mitglied der Fraglia, der örtlichen Malergilde verzeichnet. Um 1724/25 schuf er im Palazzo Sandi in Venedig sein erstes Deckenfresko, das die »Macht der Beredsamkeit«, der Redekunst verherrlicht. In der Ausstellung ist dieses wichtige Frühwerk durch die vorbereitende Ölskizze vertreten, eine Leihgabe des Courtauld Institute in London.

Programmatisch ist das wohl 1725/30 entstandene Gemälde »Apelles malt das Bildnis der Campaspe«, das aus Montreal in die Staatsgalerie gereist ist. Hier nimmt Tiepolo den Berufsstand des Malers kritisch in den Blick: Apelles, der im Dienst des Königs Alexander der Große steht, erfährt als Hofkünstler nur vermeintlich gesellschaftliche Wertschätzung. In Wahrheit bleibt er aus dem Kreis der Mächtigen ausgeschlossen: Er ist mit seiner Staffelei in einen dunklen Bereich des Palastes verbannt worden. Alexander und Campaspe dagegen thronen auf einem hell erleuchteten Podest.

Ähnlich witzig und ironisch ging Tiepolo in einer Reihe von Kabinettbildern mit den Mythen des Ovid und deren Jahrhunderte alter Darstellungstradition um. Dazu zählen »Der Raub der Europa« und »Diana und Aktäon« aus den Gallerie dell’Accademia in Venedig oder »Apoll und Daphne« aus dem Pariser Louvre.

Giovanni Battista Tiepolo   The Rape of Europa 700 - TIEPOLO - Der beste Maler Venedigs
Giovanni Battista Tiepolo - Raub der Europa, ca. 1725
Öl auf Leinwand, 99 x 134 cm
Gallerie dell'Accademia, Venice
Public Domain via Wikipedia

In den 1730er und 1740er Jahren wird Tiepolo in ganz Oberitalien zu einem gefragten Künstler; in dieser Zeit entsteht das »Bildnis des Antonio Riccobono«, das sich bis heute an seinem Bestimmungsort befindet, der Accademia dei Concordi in Rovigo bei Padua. Die lebendige Darstellung des Gelehrten, die mehr als 100 Jahre nach dessen Tod entstand, ist eines der seltenen Beispiele für Tiepolos Betätigung als Porträtmaler.

Ebenfalls wenig präsent sind in der öffentlichen Wahrnehmung die religiösen Werke des Meisters, die zu seinen eindrücklichsten Bildschöpfungen zählen. Die Ausstellung widmet diesem Aspekt ein eigenes Kapitel. Highlight ist das über drei Meter hohe Leinwandbild, das den »Heiligen Jakobus« zeigt, eine Leihgabe des Szémüvészeti Muzeum in Budapest und unser Hauptmotiv. Politik und Religion werden zu brisanten Themen in diesem Altargemälde, das Tiepolo 1750 für die spanische Botschaft in London schuf – ein Sinnbild für die Machtansprüche des spanischen Weltreichs.

1751–1753 entstand in der Residenz Würzburg eine der bedeutendsten Freskenausstattungen Tiepolos: die Dekoration des Kaisersaals und das Gewölbebild im Treppenhaus. In der Ausstellung ruft ein farbiges Großbanner an der Raumdecke diese wandfesten Gemälde in Erinnerung. Darunter sind die kostbaren Zeichnungen auf blauem Papier ausgestellt, in denen Tiepolo und sein Sohn Giovanni Domenico ihre Bilderfindungen dokumentierten und die sich heute in der Graphischen Sammlung der Staatsgalerie befinden.

Das letzte Kapitel der Ausstellung ist den Werken gewidmet, die Tiepolo am Ende seines Lebens in Spanien schuf. 1762 war er gegen seinen Willen an den Hof von Madrid berufen worden, um den Palacio Real mit großen Deckenbildern auszustatten. Eine Ölskizze aus dem Metropolitan Museum of Art in New York zeigt die Apotheose der spanischen Monarchie, die als Fresko in der Saleta des Königspalastes umgesetzt wurde.

Eines der ungewöhnlichsten Werke Tiepolos, das er ebenfalls in Spanien malte, befindet sich in der Sammlung der Staatsgalerie: die kleinformatige Darstellung der »Ruhe auf der Flucht nach Ägypten«, die zwischen 1762 und 1770 entstand. Hier wird die Landschaft zum eigentlichen Thema: Die Heilige Familie wirkt verschwindend klein gegenüber den mächtigen Felsen und der Weite des Himmels. Auch ohne Kenntnis der religiösen Geschichte vermittelt sich der Eindruck der Bedrohung, und zwar durch die formale Gestaltung, etwa die bizarren Konturen der Felsen oder die Diagonale des spitzen Nadelbaums. Obwohl es sich nur um Linien und Flächen handelt, lösen sie Empfindungen im Betrachter aus. Hier deutet sich ein Bewusstsein für die Autonomie künstlerischer Mittel an, das auf Goya und die Kunst der Moderne vorausweist.


PRESSESCHAU

Die verräterischsten Tennisschläger des Rokoko

Stefan Trinks für die FAZ | Artikel lesen

„Indem Tiepolo stets mit anscheinend sakrosankten Bildtraditionen bricht, immer etwas Neues erfindet oder oft sogar in Heiligenbildern Karikaturelemente einbindet und selbst in diesen intelligenten Neukompositionen die Formen ambivalent hält, so dass man bei ihm nie weiß, zu wem etwa ein Arm oder abgewinkeltes Bein gehört, bereitet er das fragmentierte Körperbild der Moderne vor. Sein Unglück im Sinne des Nachruhms war, dass er in und für eine sterbende Epoche arbeitete.“


Einflussreicher Maler der Zeitenwende

Rudolf Schmitz für Deutschlandfunk Kultur | Artikel lesen

AUDIO | Beitrag anhören

„Irgendetwas stimmt mit Europa nicht. Dieses Gefühl kannte offenbar schon Tiepolo. Sein Leinwandbild „Raub der Europa“ von 1720 zeigt bei aller Pracht der Landschaft und Figuren einen Stier, der unter dem Gewicht der etwas dümmlich wirkenden Europa in die Knie gesunken ist.
Giovanni Battista Tiepolo als Vater der Moderne? Das ist die eigentliche Behauptung dieser Stuttgarter Ausstellung. Nicht aufdringlich, nicht marktschreierisch vorgetragen, sondern mit guten Bildargumenten suggeriert.“


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