FRANZ WEST – Autotheater

FRANZ WEST o.T. 2009. Collage auf Digiprint bemalt auf Leinwand kaschiert 1315 x 181 cm  - FRANZ WEST - Autotheater

Das Museum Ludwig zeigt bis 14,3.2010 die erste große Retrospektive von Franz West in Europa. Der österreichische Bildhauer gehört zu den einflussreichsten Künstlern der Gegenwart. In Köln sind mehr als 40 Werke und Werkgruppen aus der Zeit von 1972 bis heute zu sehen.


Der österreichische Künstler Franz West (geb. 1947 Wien) gehört zu den bedeutendsten Künstlern der Gegenwart. Mit mehr als 40 Werken und Werkgruppen aus der Zeit von 1972 bis heute wird die Komplexität und Eigenständigkeit seines Werkes erlebbar. Von den ersten Passstücken und Collagen der 1970er Jahre, über die Skulpturen in Papiermaché, Möbel und raumbezogenen Installationen, Bilderwände aus den 80er Jahren bis hin zu den jüngsten Skulpturen im öffentlichen Raum hebt die Retrospektive die einzigartige Schaffensenergie des Künstlers hervor.

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Köln spielt eine wichtige Rolle in der künstlerischen Laufbahn von Franz West. Im Rahmen der Ausstellung „Westkunst“ wurden 1981 zum ersten Mal seine Passstücke präsentiert und haben internationale Aufmerksamkeit erweckt. 1998 wurde der Künstler mit dem Wolfgang-Hahn-Preis der Gesellschaft für Moderne Kunst am Museum Ludwig ausgezeichnet und „Kantine“ für das Museum erworben. 2006 konnte „Plural“ angekauft werden. Somit ist die Retrospektive „Autotheater“ eine logische Fortführung des langjährigen Interesses des Museum Ludwig am Schaffen von Franz West. In Köln wird Franz West selbst seine Arbeiten arrangieren, ältere mit neueren kombinieren und somit neue Zusammenhänge eröffnen.

Die Ausstellung entsteht in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler und wird neue Werk-Kombinationen und Zusammenhänge herstellen. Außerdem werden drei Monumentalskulpturen in den Ausstellungsräumen und in der unmittelbaren Umgebung des Museums aufgestellt.

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Museum Ludwig, Köln, 12. Dezember 2009 bis 14. März 2010 
MADRE, Neapel, 14. Mai bis 23. August 2010 
Kunsthaus Graz, 24. September 2010 bis 9. Januar 2011

Franz West – Autotheater

Pressetext: Museum Ludwig, Köln
Kuratoren: Kasper König, Katia Baudin
Franz West Autotheater - Katalog

KATALOG | Franz West.
Autotheater: Köln – Neapel – Graz

Mit Texten von Eva Badura-Triska, Katia Baudin, Achille Bonito Oliva, Mario Codognato, Robert Fleck, Georg Gröller, Franz Kaltenbeck, Kasper König, Herbert Lachmayer, Veit Loers, Valentin Mertes, Michaela Obermair, Peter Pakesch, Roberta Bertelli, Anthony Spira, Rudolf Stingel, Andrea Überbacher, Franz West u.a.

Gebundene Ausgabe
208 Seiten
Sprache: Deutsch
29,2 x 23,8 x 2,4 cm

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Der Katalog, entstanden in einer Kooperation der drei ausstellenden Museen und dem Archiv Franz West, bietet anhand von über 100 Schlüsselwerken erstmals einen umfassenden Blick auf das Gesamtwerk. In 16 Kapiteln werden die Installationen, Skulpturen, Paßstücke, Möbel, Graphiken und Plakatentwürfe nach allen Regeln der Kunst analysiert und verortet.


In mehr als 40 Arbeiten, die der Künstler zum Teil in Werkgruppen zusammengeschlossen hat, aus der Zeit von 1972 bis heute wird die Komplexität und Eigenständigkeit seines Werkes erlebbar. Schon der Titel der Schau beinhaltet die Aufforderung zur Selbst-Aufführung. Man soll sich selbst etwas einfallen lassen und nicht bloß zusehen, wie der Künstler eine Performance macht.

Franz West stellt alles dafür Notwendige zur Verfügung: eine Kabine, Paravents, Spiegel, Passstücke und Texte. Die aktive Auseinandersetzung mit dem Werk vollendet dieses für Franz West zum Kunstwerk, ermöglicht unterschiedliche Zugangsweisen und Ausdrucksformen. Kunst ist, was wir im Augenblick daraus machen, auch wenn wir nur darauf sitzen. Die Grenze zwischen Gebrauchsgegenstand und Kunstobjekt verwischt Franz West gekonnt auf allen Ebenen.

Die Passtücke sind laut Franz West „gleichsam Skulpturen, die man in die Hände nehmen kann, um nach eigenem Ermessen zu gestikulieren“. Diesen Dialog mit dem Betrachter übertrug West auch auf seine Möbelskulpturen, die er seit Mitte der achtziger Jahre herstellt und die die Grenzen zwischen bildender und angewandter Kunst auflockern. Seit den 1990er Jahren arbeitet er zunehmend mit anderen Künstlern zusammen, wie z.B. Michelangelo Pistoletto (Spiegel in Kabine mit Passstücken) oder Heimo Zobernig (Auto Sex).


VIDEO | Franz West – Autotheater, Institut für Kunstdokumentation und Szenografie, Ralph Goertz, 2009


Jeder Mensch ist ein Künstler ?

Seit 1974 entwickelt West zeitgleich zu dem damaligen Slogan „Jeder Mensch ist ein Künstler“ seine berühmten Passstücke: freie, transportable, undefinierbare Formen aus Gips, Papiermachéoder Metall, die als Stützen, Prothesen oder Gewächse an den Körper gelegt werden konnten.

So wollte er unter anderem Neurosen verbildlichen: „Ich behaupte, wenn man Neurosen sehen könnte, sähen sie so aus“.

Als Reaktion gegen den passiven Besuch einer Kunstausstellung stellt Franz West dem Besucher die schneeweißen, meist organischen Formen zur Verfügung, um eine neue, aktive Beziehung zwischen Betrachter und Kunstwerk zu fördern. Diese neue Interaktivität haben jüngere Generationen und Tendenzen der 1990er Jahre wie „Design Art“ und „Relational Aesthetics“ geprägt.

Franz West will, dass die Betrachtenden aktiv werden können und nicht bloß gedanklich seine Kunst verinnerlichen. „Die Objekte sollen verwendet werden. Sie bilden den potentiellen Versuch einer Formgebung neurotischer Symptome. […] Ihre Beziehung zu den jeweiligen Trägern verleiht den Objekten zusätzliche Dimension. Das allerdings ungeachtet der kreativen Fähigkeiten der Benützer.

Das Passstück habe ich deshalb gemacht, weil ich es selbst, wenn ich in ein Museum ging, toll gefunden hätte, wenn man aktiv hätte reagieren können.

Franz West sieht anders als Joseph Beuys nicht in jedem Menschen einen Künstler, bietet aber die Möglichkeit, durch
seine Passstücke persönlichen Konflikten oder Neurosen einen Ausdruck zu geben. Ihn interessiert die Verwendung seiner Kunst, wie man mit seinem Körper spielen kann.


VIDEO | Der Künstler Franz West | euromaxx

Franz West gehört zu den wichtigsten zeitgenössischen Künstlern und ist zugleich einer der speziellsten Protagonisten der europäischen Kunstszene. Das OEuvre des Biennale- und documenta- Teilnehmers ist geprägt von dem Interesse an Körperlichkeit und dem Ausloten von physischen und psychischen Erlebnissen. Der Bildhauer, Objekt und Aktionskünstler arbeitet mit unterschiedlichen Medien und Materialien, um körperliche Befindlichkeit in Skulpturen und Objekten zu untersuchen, etwa in den Passstücken seit den 1970er Jahren. Daneben entstehen Installationen, Möbel, Plakate, Bilderwände und großformatige Skulpturen im öffentlichen Raum.

Ab den 1990er-Jahren bilden Plakatentürfe eine Variante der Collage, bei denen Kopien und Ausdrucke zur Verwendung kommen. Lange Zeit gestaltete Franz West auch seine Ausstellungsplakate selbst.

Franz West – Plakatentwurf zur Ausstellung „Der Ficker“ 2006 [ Sammlung Falckenberg ]
Franz West – Plakatentwurf
zur Ausstellung „Der Ficker“ 2006
[ Sammlung Falckenberg ]

KATALOG | DER FICKER.
INNSBRUCK, GALERIE THOMAN – Neue Folge.

Beiträge von Michael Clegg, MartinGuttmann, Franz West, Rudolf Polanszky, Martin Kippenberger, Albert Oehlen, Benedikt Ledeburg & Peter Cole.

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232 Seiten
29 farbige Abbildungen auf Tafeln
broschiert
Text: Deutsch / English

Die Publikation ist eine von Franz West initiierte Wiederaufnahme des berühmten „Brenner“, der von Ludwig von Ficker in Innsbruck herausgegebenen Zeitschrift, zu deren Kreis u.a. Georg Trakl und Ludwig Wittgenstein gehörten. Die Text- und Bildbeiträge der Künstler und Autoren und die Interviews, die der österreichische Dichter Benedikt Ledebur mit ihnen führte, kreisen um sprachtheoretische und philosophiegeschichtliche Themen, reflektieren die Arbeitsmethoden der beteiligten Künstler und arbeiten an einer Ästhetik der Moderne im der Begrifflichkeit der Collage. In der Tradition des „Brenner“, aber auch der Dadaisten und der Wiener Gruppe. Mit Beiträgen von Michael Clegg, Martin Guttmann, Martin Kippenberger, Benedikt Ledebur, Albert Oehlen, Rudolf Polansky, Franz West, Peter Cole, Georg Trakl.

„Wie ich die Collagen mache? Ich mache sie nach der Rohrschach-Methode, weil ich für die Collagen nur Bilder aus der Werbung nehme, so wie die, die man ins Haus geschickt bekommt.“

Die Collagen von Franz West entstehen aus vorgefundenem Bildmaterial und werden durch Übermalungen in ihrer Bildaussage konzentriert. Manchmal offenbart sich in der Widersinnigkeit der geschaffenen Bildräume die Einfallslosigkeit von Werbebotschaften. Absurde Räume lässt Franz West am Papier wie in der Dreidimensionalität entstehen.


VIDEO | FRANZ WEST Dokumentation | 3sat

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