GILBERT & GEORGE. THE GREAT EXHIBITION

Schirn Kunsthalle, Frankfurt | bis 05. September 2021
Schirn Presse Gilbert George CHRISTS 1992 800 - GILBERT & GEORGE. THE GREAT EXHIBITION
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Bis zum 05. September 2021 widmet die Schirn Kunsthalle Frankfurt mit GILBERT & GEORGE. THE GREAT EXHIBITION dem bildgewaltigen Universum der gefeierten Künstler eine umfangreiche Retrospektive.


Für die Ausstellung haben Gilbert & George ca. 45 ihrer großformatigen Bilder von 1972 bis 2019 ausgewählt. Gleichzeitig Subjekt und Objekt ihrer Kunst, bilden sie eine vollkommene künstlerische Einheit, die nicht zwischen Kunst und Leben unterscheidet. Als Living Sculpture verkörpern sie ihre Kunst und sind Thema und Gegenstand ihrer großformatigen, gerasterten Bildwelten.

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Schirn Kunsthalle, Frankfurt | bis 05. September 2021

GILBERT & GEORGE

THE GREAT EXHIBITION

Pressetext: Schirn Kunsthalle, Frankfurt
Kuratoren: Hans Ulrich Obrist und Daniel Birn­baum
Gilbert George Great Exhibition Katalog700 - GILBERT & GEORGE. THE GREAT EXHIBITION

KATALOG | GILBERT & GEORGE.
THE GREAT EXHIBITION

Gebundene Ausgabe
300 Seiten
200 farbige Abbildungen
Herausgeber: Heni Publishing; Multilingual Edition
Sprache: Englisch

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Ihr Werk kreist um Tod, Hoff­nung, Leben, Angst, Sex, Geld und Reli­gion. Es sind auch gesell­schaft­li­che Themen, die sie in ihrer Wider­sprüch­lich­keit zeigen: zugleich fröh­lich und tragisch, grotesk und ernst, surreal und symbo­lisch.

Gilbert & George befas­sen sich mit dem, was beun­ru­higt. Ihr Ziel ist es dabei nicht zu scho­ckie­ren, sondern viel­mehr unter ihrem Credo „Kunst für alle“ sicht­bar zu machen, was sich in der Welt abspielt.

Punks und Hips­ter, Auto­ri­tä­ten und Außen­sei­ter, Schlag­zei­len und Werbung – über­all mischen sich Gilbert & George ein. Ihr Werk fordert das Welt­bild heraus und erweist sich darin immer wieder von Neuem als zukunfts­wei­send. 


Als junge Bildhauer etablierten Gilbert & George Ende der 1960er-Jahre ihre künstlerische Vorstellung als Living Sculpture. In nahezu perfekt abgestimmten, makellosen Anzügen sind die beiden eine unteilbare Einheit, die sich bedingungslos einem gemeinsamen Leben für die Kunst verschreibt und den Alltag ebenso kreativ wie streng geregelt gestaltet. Mit dieser selbstauferlegten Disziplin, einem Leben, das beinahe ausschließlich zwischen Wohnung und Atelier stattfindet und einfachen, klassenlosen Routinen folgt, haben sie einen Raum für absolute kreative Ungezwungenheit geschaffen. Bekannt wurden Gilbert & George mit ihren Singing Sculptures, bei denen sie mit bunt angemalten Gesichtern das Lied Underneath the Arches (1932) über die Obdachlosigkeit in Zeiten der Weltwirtschaftskrise sangen.

Seit über fünf Jahrzehnten leben und arbeiten Gilbert & George im Londoner Stadtviertel Spitalfields und haben dessen Wandel erlebt und visualisiert. Ihre Wohnung und das Atelier in der Fournier Street sind seit dem Einzug 1968 das Zentrum ihrer Kunst. Zentrale Themen ihrer frühen Bilder sind Trinken und Trunkenheit, etwa in IN THE SHADOW OF THE GLASS (1972) oder SPILT DRINKS (1973). Nach zunächst vorrangig privaten Motiven wandten sie sich mit den DIRTY WORDS PICTURES (1977) und Bildern wie QUEER und BENT SHIT CUNT ganz der Stadt zu. Ihre Kunst aus den späten 1970er-Jahren zeigen das Porträt eines verwahrlosten London in sozialem Aufruhr. In Bildern wie GUARD PLANTS (1980) oder TWO PATRIOTS (1980) tauchen erstmals andere Menschen auf.

Um 1974 begannen Gilbert & George ihre Bilder in ein Raster einzufügen, das zu ihrer Signatur wurde und das sie bis heute verwenden. Sie entwickelten eine unverwechselbare Technik, die es ihnen ermöglicht, großformatige, komplexe Bilder zu realisieren. Ausgehend von detaillierten Skizzen ordneten sie Negative und belichteten sie auf mehreren zusammengefügten Fotopapieren. Nach der Entwicklung wurden sie einzeln von Hand koloriert, gerahmt und zu monumentalen Arbeiten zusammengesetzt. Anfang der 2000er-Jahre gingen sie dazu über, ihre Bilder digital zu entwerfen. Fast ihre gesamte Kunst ist in Gruppen angelegt, sie selbst tauchen in beinahe all ihren Bildern auf.

In den 1980er-Jahren kamen zum Schwarz-Weiß der frühen Jahre zunächst Rot, dann nach und nach weitere Farben hinzu und wurden zu einem tragenden symbolischen wie atmosphärischen Bestandteil der Kunst von Gilbert & George. Ihre Bilder wurden größer und provokanter. Symbolgeladene Motive in grellen Farben stellen gängige Wertvorstellungen zu Sex, Religion und Beziehungen infrage. Dazu zählen u. a. die 1982 Pictures (1982/83), eine Reihe aus Piktogrammen, von denen die Schirn u. a. SPERM EATERS und TONGUE FUCK präsentiert, sowie die NEW DEMOCRATIC PICTURES (1991/92) mit Bildern wie CITY DROP und CHRISTS.

Mitte der 1990er-Jahre rückten Gilbert & George als Reaktion auf die Aids-Krise ihre nackten Körper, Körperflüssigkeiten wie Blut, Urin und Sperma sowie Exkremente in den Fokus ihrer Kunst. Sie sahen darin den direktesten Ausdruck ihrer selbst und der menschlichen Sterblichkeit. Neben den RUDIMENTARY PICTURES (1998) PISS GARDEN und BLOOD CITY zeigt die Ausstellung auch BUM HOLES oder NAKED FLATS aus der Gruppe NAKED SHIT PICTURES (1994).

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Zentrale wiederkehrende Themen ihrer Kunst sind Religion und Politik, etwa in AKIMBO aus der Gruppe SONOFAGOD PICTURES (2005), das verschiedene Glaubenssymbole zusammenführt. Wenig später widmeten sich Gilbert & George mit einer ihrer umfangreichsten Serien, den JACK FREAK PICTURES (2008), dem Thema Nationalismus und kombinierten als Grundelement den Union Jack, etwa in JESUS JACK und GOLD JACK.

Gilberts & Georges Kunst reflektiert den Wandel des Lebens in all seinen Formen. Auf ihren täglichen Spaziergängen durch die Stadt haben die Künstler Tausende von Zeitungsschlagzeilen, Werbeanzeigen, Aufklebern, Schildern, Logos und Parolen gesammelt – Dinge, die von den Menschen hinterlassen wurden und Ausdruck ihrer Lebensbedingungen sind. Aus den urbanen Fundstücken entstanden u. a. die LONDON PICTURES (2011), die SCAPEGOATING PICTURES (2013) oder die UTOPIAN PICTURES (2014), aus denen die Schirn Bilder wie DEATH LEAP, das monumentale, rund 20 Meter breite Triptychon SCAPEGOATING oder THEY SHOT THEM! präsentiert. Mit ihnen richten Gilbert & George erneut den Fokus auf blinde Flecken der Gesellschaft und hinterfragen soziale Tabus und Moralismus.


ÜBER DIE KÜNSTLER
Gilbert (*1943 in den Dolomiten, Italien) und George (*1942, Devon, England) leben und arbeiten in London. Ihre Kunst war international in zahlreichen wichtigen Gruppen- und Einzelausstellungen zu sehen, u. a. im Centre Pompidou, Paris (1981), im Guggenheim Museum, New York (1985), in der Hayward Gallery, London (1987), im Central House of Artists, Moskau (1990), in der National Art Gallery, Beijing (1993), im Stedelijk Museum, Amsterdam (1995–96), im Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris (1998), in der Serpentine Gallery, London und dem Kunsthaus Bregenz (2002), der Kestner Gesellschaft, Hannover (2004–05), der Tate Modern, London und dem Haus der Kunst, München (2007), dem Brooklyn Museum of Art, New York und dem Philadelphia Museum of Art (2008), dem Museum für zeitgenössische Kunst, Zagreb und dem Palais des Beaux Arts, Brüssel (2010), den Deichtorhallen, Hamburg und dem Kunstmuseum Linz (2011), dem Laznia Centre for Contemporary Art, Danzig (2011–12) sowie dem Museum of Modern Art, New York (2015).

Die Ausstellung GILBERT & GEORGE. THE GREAT EXHIBITION wurde produziert und organisiert von der Luma Foundation und dem Moderna Museet, Stockholm in Kollaboration mit der SCHIRN KUNSTHALLE FRANKFURT.


Schirn Kunsthalle Frankfurt

www.schirn.de

GILBERT & GEORGE. THE GREAT EXHIBITION

bis 05. September 2021

EINTRITT
14 €, ermäßigt 11 €,
freier Eintritt für Kinder unter 8 Jahren

ÖFFNUNGSZEITEN
Diens­tag, Frei­tag–Sonn­tag 10–19 Uhr
Mitt­woch+ Donners­tag 10–22 Uhr


SOCIAL MEDIA anonym mit Hilfe des c't-Projektes Shariff

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