HANS OP DE BEECK – Out Of The Ordinary

Kunstmuseum Wolfsburg | bis 03. September 2017
Hans Op de Beeck THE SETTLEMENT 2013 - HANS OP DE BEECK - Out Of The Ordinary
Hans Op de Beeck - THE SETTLEMENT, 2013
Rauminstallation (Holz und unterschiedliche Materialien)
13 x 10 x 4 m, © Hans Op de Beeck

Die Retrospektive als Gesamtkunstwerk: Auf mehr als 2200 Quadratmetern in und um die große Ausstellungshalle mitsamt ihrer Empore können die Besucher des Kunstmuseums Wolfsburg eintauchen in die faszinierende Kunst-Welt von Hans Op de Beeck.


„Out of the Ordinary“ im Doppelsinn: Aus dem unmittelbaren Lebensalltag heraus entstehen bei dem belgischen Multimedia-Künstler (*1969) seltsam verfremdete Orte und Situationen, die, oft modellhaft, im präzisen Einsatz von fließendem Wasser, magischen Musikeinspielungen oder eindringlichen Filmbildern im Wortsinn außerordentlich werden.

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Eine Premiere für Wolfsburg: Erstmals in der Geschichte des Hauses beginnt eine Einzelausstellung auf der Empore. Dort werden die Besucher empfangen von Bäumen, Büschen, Kieswegen und einer Wasserfontäne. Der Blick von dieser Gartenterrasse geht auf Fabrikanlagen und Stadtrandhäuser, die eine Auswahl seiner wichtigsten Installationen und Videos in sich bergen, darunter auch weitere, eigens für die Wolfsburger Schau entstandene Arbeiten.

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Kunstmuseum Wolfsburg | bis 03. September 2017

HANS OP DE BEECK – Out Of The Ordinary

Pressetext: Kunstmuseum Wolfsburg www.kunstmuseum-wolfsburg.de
www.hansopdebeeck.com

Der Katalog als Künstlerbuch:

Parallel zur Retrospektive erscheint ein Gesamtüberblick über sein bisheriges Œuvre in Buchform mit zahlreichen Werkkommentaren des auch als Autor, Komponist sowie Theaterregisseur tätigen Künstlers.

Hans Op de Beeck Works Katalog - HANS OP DE BEECK - Out Of The Ordinary

KATALOG | HANS OP DE BEECK

Gebundene Ausgabe
448 Seiten
Sprache: Englisch
25 x 4,2 x 28 cm

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Die zwischen Werkverzeichnis und Künstlerbuch changierende Publikation „Hans Op de Beeck. Works“, herausgegeben vom Kunstmuseum Wolfsburg und dem Verlag Lannoo (Tielt, Belgien) vereint ein Vorwort von Ralf Beil, einen ausführlichen, autobiographischen Werk-Essay von Hans Op de Beeck sowie umfangreiche Bildstrecken und Kommentare zu sämtlichen Arbeiten bis hin zur Wolfsburger Installation „Out of the Ordinary“.

Erste umfassende Retrospektive des belgischen Multimedia-Künstlers Hans Op de Beeck

Er ist eine veritable Ausnahmeerscheinung: der belgische Multimedia-Künstler, Dramatiker, Komponist, Theater- und Opernregisseur Hans Op de Beeck (*1969). Kein Wunder, dass er die erste umfassende Retrospektive seines künstlerischen OEuvres als hoch-atmosphärisches Gesamtkunstwerk realisiert. Auf mehr als 2200 Quadratmetern in und um die große Ausstellungshalle können Besucher in die faszinierende Kunst-Welt von Hans Op de Beeck eintauchen – und werden das Kunstmuseum Wolfsburg nicht wiedererkennen.

Alles wird mehrdeutig, schon der scheinbar einfache Ausstellungstitel „Out of the Ordinary“ hat doppelten Sinn: Zum einen entstehen die seltsam verfremdeten, oft modellhaften Orte und Situationen Hans Op de Beecks – ein nächtlicher Vergnügungspark oder die Containerbaracken einer Schiffswerft – aus dem unmittelbaren Lebensalltag heraus. Zum anderen werden sie im präzisen Einsatz von Licht, suggestiven Ausstattungsdetails und magischen Musikeinspielungen im Wortsinn außerordentlich.

Empfangen werden die Besucher des Kunstmuseums Wolfsburg im evokativen Interieur eines Sammlers. Die denkwürdige Kreuzung aus Pompeji und neureicher Oligarchen-Schatzkammer vereint Kunst und Leben gleichermaßen: Hier werden Gemälde und Bücher ebenso wie Menschen und Pfaue gesammelt. Der großzügige Balkon dieses eklektischen „Collector’s House“ ermöglicht einen ersten Blick auf die Dächer der Fabrikhallen und Stadtrandhäuser zu Füßen des Sammlerdomizils. Diese düstere Unterwelt, irgendwo zwischen Industriebrache und Vorstadttristesse, ist mit ihren Strommasten und Straßenlaternen, ihrem Kabelgewirr und Straßenmüll ebenso Teil der eigens für die Wolfsburger Schau entstandenen Installation. In ihrem Inneren beherbergt sie die wichtigsten Installationen, Videos und Modellsituationen, die Hans Op de Beeck bis dato geschaffen hat.

VIDEO | Sea Of Tranquility by Hans Op de Beeck | MOCAtv Presents The Poetics

Der Bogen der ausgestellten Werke spannt sich von Hans Op de Beecks frühester Raumarbeit „Location“ von 1998 über raumgreifende Werkensembles bis hin zur Wolfsburger in situ-Installation „Out of the Ordinary“ und dokumentiert so neunzehn Jahre intensiven künstlerischen Schaffens. Zu erleben ist neben hypnotischen Videos wie „Staging Silence“ oder „Night Time“, dem begehbaren Stillleben einer lichtdurchfluteten Dachkammer in „The Garret“ oder dem sich meditativ im Wasser spiegelnden „Settlement“ von 2013 auch ein veritables Museum im Museum. „Sea of Tranquillity“ von 2010 vereint in hohen Sälen mit Wandpaneelen lebensgroße Wachsfiguren, Schiffs- und Hafenmodelle sowie einen kryptisch-faszinierenden Spielfilm der anderen Art.

Hans Op de Beeck ist ein Meister der Perspektivwechsel: Bei seinen Räumen im Maßstab 1:1 liegt die Irritation meist nur in subtiler farblicher oder materieller Veränderung. Dann wieder schrumpft mal der Besucher angesichts des übergroßen „Table“ von 2006, mal die ganze Landschaft wie in „Location“. Stets geht es um das Wechselspiel von assoziationsreicher Abstraktion und realistischer Detailfülle. So sind die Straßen der eigens für das Kunstmuseum entstandenen Wolfsburger Industrievorstadt mit schrittdämpfendem Teppich belegt. Der Springbrunnen mit seinen Bänken auf einem kargen Platz in der Mitte der Gesamtanlage jedoch ist höchst real. Die Wasserfontäne verstärkt gerade in ihrer sprudelnden Lebendigkeit die Traumverlorenheit der Szenerie.

Hans Op de Beeck ist ein Erzähler von Geschichten zwischen den Zeilen, ohne Anfang und Ende, oft verblüffend, meist melancholisch, immer eindringlich. Zugleich fragt er danach, was Räume in uns auslösen und führt uns in der atmosphärischen Verdichtung seiner Werke zu ebenso genauer wie intensiver Wahrnehmung. Er entrückt uns unserem Alltag und lässt uns verreisen in seine sehr eigene, hoch-auratische Welt, deren Zeitlosigkeit uns – paradox genug – uns selbst und unsere eigenen Lebensumstände umso bewusster werden lässt.

VIDEO | Ausstellungsfilm


AUF DER SUCHE NACH DEM VERLORENEN SINN
HANS OP DE BEECKS SUBTILE EXZERZITIEN ZU RAUM UND ZEIT

Ralf Beil | aus dem Vorwort zum Katalog

Hans Op de Beeck schafft modellhafte Situationen, die Archetypen von Leben und Tod ins Bewusstsein rufen: Orte der Erinnerung, Imagination und Emotion. Stets geht es dabei um Zwischenorte, um „Heterotopien“ im Sinne Michel Foucaults: „wirkliche Orte, wirksame Orte, […] in denen die wirklichen Plätze innerhalb der Kultur gleichzeitig repräsentiert, bestritten und gewendet sind.“ Foucault entdeckt diese „anderen Räume“ in der Geschichte der Gärten, Friedhöfe, Museen und Feste und erkennt in ihnen je verschiedene Dimensionen von Zeit. Während das „Museum und die Bibliothek […] an die Speicherung der Zeit gebunden sind, gibt es Heterotopien, die im Gegenteil an das Flüchtigste, […], an das Prekärste der Zeit geknüpft sind: in der Weise des Festes.“

Hans Op de Beeck bannt mit seinen „Locations“ das Flüchtige wie das vermeintlich Dauerhafte – in dezidiert zeitgenössischen Spielarten. Bei ihm erleben wir den Zwischenort einer nächtlichen Straßenkreuzung im Nirgendwo7 ebenso wie das Privatmuseum eines Turbokapitalisten mit jedem nur erdenklichen Eklektizismus. Die denkwürdige Kreuzung aus Pompeji und Oligarchen-Schatzkammer verewigt Kunst und Leben gleichermaßen: Hier werden Masken, Gemälde und Bücher ebenso wie Kinder, barbusige Schwarze und Pfauen ausgestellt.

Gleiches gilt für Hans Op de Beecks Volksfest-Variante, einen menschenleer verschneiten „Amusement Park“, und das High Tech-Kreuzfahrtschiff „Sea of Tranquillity“, eine schwimmende Luxus-Festung. Nochmal Foucault: „…wenn man bedenkt, daß das Schiff ein schaukelndes Stück Raum ist, ein Ort ohne Ort, der gleichzeitig dem Unendlichen des Meeres ausgeliefert ist […] dann versteht man, warum das Schiff für unsere Zivilisation […] nicht nur das größte Instrument der wirtschaftlichen Entwicklung gewesen ist […], sondern auch das größte Imaginationsarsenal. Das Schiff, das ist die Heterotopie schlechthin. In den Zivilisationen ohne Schiff versiegen die Träume […]“. Hans Op de Beeck geht es um eben diese Traum- und Zwischenwelten – inklusive ihrer Spiegelung von Gegenwart und Zukunft.


Hans Op de Beeck Stille Kulisse und wandernde Komparsen - HANS OP DE BEECK - Out Of The Ordinary

PUBLIKATION | Hans Op de Beeck.
Stille Kulisse und wandernde Komparsen

Taschenbuch
108 Seiten
78 Abb.
Broschur
Verlag: Hatje Cantz
Sprache: Englisch, Deutsch
17 x 1 x 24,1 cm

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Bildender Künstler, Bühnenbildner, Regisseur – Hans Op de Beeck (*1969 in Belgien) lässt sich nicht auf ein einzelnes Genre festlegen. In begehbaren Installationen reiht er Videos, Skulpturen, Gemälde und Zeichnungen so aneinander, dass mehrere Erzählstränge eine komplexe Geschichte formen, deren roter Faden jedoch nur subjektiv vom jeweiligen Betrachter herauszulesen ist.

Op de Beeck hält seine Arbeiten bewusst offen, um Raum für individuelle Interpretationen und Erinnerungen zu schaffen.

Anlässlich seiner raumgreifenden Inszenierungen in München, die Werke der Sammlung Goetz präsentieren ( 20.6.–15.11.2014 ), erschien eine neue Publikation, die das gesamte Schaffen des Künstlers während der letzten Jahrzehnte darstellt: von Videoinstallationen der 1990er-Jahre über Skulpturen und Papierarbeiten bis hin zu ortsbezogenen Environments. Insbesondere seine Stillleben und Interieurs werden ausführlich betrachtet.


Kunstmuseum Wolfsburg

www.kunstmuseum-wolfsburg.de

HANS OP DE BEECK – Out Of The Ordinary

bis 03. September 2017

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag 11 – 18 Uhr
Pfingsten: Sonntag und Montag geöffnet

Eintrittspreise:
Gesamtes Haus 10 € / ermäßigt 8 €
Ausstellung 8 € / ermäßigt 5 €
Familienkarte 12 €

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