William Merritt Chase - Mädchen im Blauen Kimono um 1888
Water Mill, NY / USA
[Public domain], via Wikimedia Commons
Mit dem diesjährigen Ausstellungshöhepunkt zeigt das Arp Museum Bahnhof Rolandseck den gewaltigen Einfluss Japans auf die westliche Kunst vom Impressionismus bis hin zur aktuellen Popkultur. Zum 150-jährigen Jubiläum der Meiji-Zeit (1868 – 1912) schlägt die Ausstellung über die Zeiten hinweg eine völkerverbindende Brücke von Japan über Frankreich bis nach Deutschland.
Nach 200 Jahren der Isolation öffnete Japan sich dem Westen. Die Begegnung mit größtenteils unbekannten japanischen Kunstgegenständen löste eine ästhetische Revolution insbesondere in der westlichen Malerei aus und ebnete den Weg in die Moderne.
Der impressionistische Maler Claude Monet begeisterte sich als einer der ersten Sammler für die japanischen Farb-Holzschnitte. Seine bedeutende Kollektion bildet den Ausgangspunkt der Präsentation und wird erstmals in einem größeren Umfang außerhalb Frankreichs gezeigt.
Hinzu kommen Meisterwerke der Sammlung Rau für UNICEF sowie hochkarätige Leihgaben internationaler Museen, darunter Gemälde von Monet, Signac, Seurat, van Gogh u. a. Das Japanfieber erhitzt die Künstlerateliers mit fernöstlichen Requisiten und die Porträts von sinnlichen Geisha-Modellen im Kimono.
Am nachhaltigsten aber revolutionierte der Einfluss Japans den Blick auf die Natur. Gewagte Bildausschnitte, hohe Horizonte und eine leuchtende Farbigkeit erneuerten die europäische Landschaftsmalerei.
Paul Signac
Saint-Briac La Garde-Guérin. Opus 211, july 1890
Oil on Canvas, 65 x 81,5 cm
Wenn man sich mit japanischer Kunst befasst, dann sieht man, wie ein weiser und kluger Mann seine Freizeit womit verbringt? Er studiert einen einzigen Grashalm. Aber dieser Grashalm bringt ihn dazu, alle Pflanzen zu zeichnen, dann alle Jahreszeiten, die weiten Landschaften… – Vincent van Gogh –
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Arp Museum Bahnhof Rolandseck, Remagen | bis 20. Januar 2019
Im Japanfieber. Von Monet bis Manga
Pressetext: Arp Museum | arpmuseum.org
Kuratorinnen: Astrid von Asten und Susanne Blöcker
KATALOG | Im Japanfieber. Von Monet bis Manga
Taschenbuch 216 Seiten mit zahlreichen Bildern Verlag: Gallimard Sprache: Deutsch 22,5 x 2,2 x 28,4 cm
Mit der Meiji-Restauration (1868-1912) beendete Japan eine lange Phase der Isolation und öffnete sich dem Westen. Es kam zu einer wahren Flut japanischer Kunstgegenstände auf dem westlichen Kunstmarkt. Viele westliche Künstler, unter ihnen auch Claude Monet, Vincent van Gogh und Paul Signac, waren begeistert von der Flächigkeit, den leuchtenden Farben, den gewagten Naturausschnitten und von der Unmittelbarkeit der japanischen Farbholzschnitte.
Der Einfluss Japans revolutionierte die europäische Malerei und ebnete den Weg in die Moderne. Der Katalog untersucht den Einfluss der japanischen Kunst auf das Schaffen der impressionistischen und postimpressionistischen Künstler von 1860 bis in die Anfänge des 20. Jahrhunderts.
Jules Chéret
Plakat der Ausstellung japanischer Grafik,
organisiert von der Kunsthochschule in Paris 1890
Musée Carnavalet, Paris
»Dieses Japanfieber zeigen die hinreißenden Meisterwerke der berühmten französischen Impressionisten wie Monet, Signac, Seurat oder van Gogh, die wir dank internationaler Leihgaben und der hervorragenden Bestände der Sammlung Rau für UNICEF in Remagen präsentieren können«, so Dr. Oliver Kornhoff, Direktor des Arp Museums Bahnhof Rolandseck.
Und weiter: »Die Begegnung mit Japan bildet eine entscheidende Triebfeder des Impressionismus, den die Ausstellung in seiner Blütezeit von 1870 bis in die Anfänge des 20. Jahrhunderts in der Kunstkammer Rau unter dem Aspekt des Japonismus beleuchtet.»
Das Fundament der Ausstellung bilden die japanischen Farbholzschnitte aus der Sammlung Claude Monets – einem der frühesten und wichtigsten Sammler japanischer Grafik im 19. Jahrhundert. Die Werke, die in seinem Wohnhaus in Giverny dauerhaft gezeigt werden, sind nun im Arp Museum Bahnhof Rolandseck erstmals in einem größeren Konvolut außerhalb Frankreichs zu sehen. Sie zeugen von der großen Wirkungsmacht, mit der die japanische Kunst die europäischen Künstlerinnen und Künstler des späten 19. Jahrhunderts inspirierte.
Schon 1872 führte der Kunstkritiker Philippe Burty den Begriff des Japonismus ein, als er eine Reihe von Artikeln für die Zeitung La Renaissance littéraire et artistique verfasste.
Der Einfluss Japans eroberte alle Bereiche des künstlerischen Schaffens, von der Architektur über das Möbeldesign, die Literatur und die Oper bis hin zur Gartengestaltung. In der westlichen Malerei löste dies eine wahre ästhetische Revolution aus. Künstler wie Monet, Signac oder van Gogh fühlten sich angezogen von den leuchtenden Farben, der Flächigkeit und den gewagten Perspektiven der japanischen Farbholzschnitte, beispielsweise von Hiroshige oder Hokusai.
Und heute? Welche Auswirkungen des Japonismus finden wir in unserer aktuellen Alltags- und Populärkultur?
Dieser Frage geht der interaktive Ausstellungsteil im Bahnhof Rolandseck nach. Er zeigt, wie Motivtraditionen und Entwicklungslinien vom 19. Jh. bis in die Gegenwart fortgeführt werden. In einer Lese-Lounge bereitgestellte Manga, die in der Tradition japanischer Holzschnitte stehen, sind dabei ebenso vielfältig vertreten wie Anime (von Studio Ghibli u. a.), jene japanischen Zeichentrickfilme, die seit den 1970er Jahren mit Biene Maja oder Heidi zunächst die Kinderzimmer eroberten.
Ein besonderes Highlight bildet in diesem Kontext der spektakuläre Animationsfilm Miss Hokusai (Production I.G / KAZÉ), der 2016 auch in Deutschland erfolgreich gezeigt wurde. Der Film von Keiichi Hara würdigt darin das künstlerische Schaffen von O-Ei, der Tochter Hokusais, die – der klassischen Rollenverteilung in Japan folgend – immer im Schatten des berühmten Vaters stand. Da beide häufig auch gemeinsam arbeiteten, lassen sich in kunstvoll animierten Sequenzen zahlreiche klassische Holzschnittmotive aus dem Schaffen Hokusais wiederentdecken, die die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung aus der Präsentation in der Kunstkammer Rau noch bildhaft vor Augen haben.
Das Phänomen des Cosplay (costume-play), bei dem beliebte Manga- und Animecharaktere schließlich zum Leben erweckt werden, wird in Interviews mit Cosplayern nachvollziehbar. In zwei aufwendigen Settings haben Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit, sich mit Kostümen für ein Foto zu inszenieren.
Als Verbindung zwischen dem historischen Ausstellungsteil in der Kunstkammer Rau und dem zeitgenössischen Japan-Boom im Bahnhof hat die bekannte Zeichnerin Pummelpanda eigens für das Arp Museum eine Magical Girl-Geschichte entworfen. Sie inszeniert ihre Heldin im Kontext einer spannenden Verfolgungsjagd, die sich als Bildergeschichte auf den Wänden im Tunnel zwischen dem Neubau von Richard Meier und dem historischen Bahnhof entfaltet.
Als Gartenkunst-Projekt im Rahmen der Ausstellung lädt zum Abschluss vor dem Museum ein einzigartiger japanischer Felsengarten, entworfen von dem international renommierten und von Japan inspirierten Gartendesigner Peter Berg, die Besucherinnen und Besucher dazu ein zu verweilen und die Eindrücke einer Ausstellung, die mit dem Thema des Japonismus nicht nur kulturelle Brücken über Ländergrenzen sondern auch über Generationen hinweg schlägt, in der ästhetisch gestalteten Natur und mit Blick auf das wunderbare Rheinpanorama Revue passieren zu lassen.
Die Ausstellung des Arp Museums Bahnhof Rolandseck findet in Kooperation mit dem Musée des impressionismes, Giverny statt. Sie entstammt der Idee der führenden Japonismus-Expertin Marina Ferretti, die in Rolandseck von Astrid von Asten und Susanne Blöcker fortgeführt und kreativ ergänzt wird.
PRESSESCHAU
Mischung aus Kostümieren und Hineinprojizieren
Oliver Kornhoff im Gespräch mit Andrea Gerk für Deutschlandfunk Kultur | Beitrag lesen
„Die in Paris und Wien stattfindenden Weltausstellungen bildeten den Rahmen dafür, dass Millionen Menschen mit japanischen Kunst- und Kulturgegenständen in Berührung kommen konnten.
AUDIO | Beitrag anhören
Kulturelle Entwicklungslinien hielten nicht an Jahrhundertgrenzen, stellt Kornhoff fest. Das Fremde mit Humor, mit Lust und Neugier ins Eigene zu überführen, könne man besonders schön mit „Kostümieren“ tun und dies hätten die Impressionisten nicht nur in ihren Bildern getan, „sie haben auch so angezogen“. Es werde deutlich, dass die Künstler augenzwinkernd und selbstironisch verarbeiteten, dass sie im 19. Jahrhundert einem Fieber erlegen seien.“
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