Sonic Youth etc. | Sensational Fix

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Die Kunsthalle Düsseldorf widmet sich bis 10. Mai 2009 der experimentellen Gitarrenband Sonic Youth, die seit ihrer Gründung im Jahr 1981 in der Musik- und der Kunstszene stilbildend war. Sichtbar wird dies durch die zahlreichen gemeinsamen Projekte der Band mit Künstlern, Filmemachern, Designern und Musikern, aber auch durch Kunstwerke, die von Sonic Youth für die Ausstellung ausgewählt wurden.


Die interdisziplinäre Schau erzählt eine alternative Geschichte der zeitgenössischen Kultur, vom Aufstand der Teenager, von jugendlicher Rastlosigkeit, von Ruhmessucht und Identitätsfindung, Geschlechterrollen, Sexualität und Religion.

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Sonic Youth lassen ihre Plattencover von zeitgenössischen Künstlern gestalten: „Goo“ von Raymond Pettibon, „Dirty“ von Mike Kelley, „Sonic Nurse“ von Richard Prince, „Rather Ripped“ von Christopher Wool. Gerhard Richters Kerzenbild für „Daydream Nation“ ist zur Ikone geworden.

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Kunsthalle Düsseldorf  / KIT – Kunst im Tunnel | bis 10. Mai 2009

Sonic Youth etc. | Sensational Fix

Pressetext: Museio Bozen, KH Düsseldorf
www.sonicyouth.com/ | official band website
Sonic Youth etc Katalog - Sonic Youth etc. | Sensational Fix

Katalog | SONIC YOUTH etc.:
SENSATIONAL FIX

Beiträge von Elein Fleiss, Kim Gordon, Roland Groenenboom, Richard Hell, Carlos van Hijfte, Mike Kelley, Jutta Koether, Alan Licht, Lydia Lunch, John Miller, Gene Moore, Thurston Moore, Aaron Mullan, Lee Ranaldo, Steve Shelley, Paul Sztulman, Mike Watt und Christophe Wavelet.

Gebundene Ausgabe
784 Seiten
Verlag: König, Walther
Sprache: Englisch
19,7 x 7 x 19 cm

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Dem Katalog sind zwei Vinyl-Singles beigelegt. Auf den vier Plattenseiten ist jeweils die Arbeit eines Bandmitglieds zu hören

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Erstmals werden in einem Buch die multidisziplinären Aktivitäten der US-Band Sonic Youth umfassend vorgestellt. Seit ihrer Gründung 1981 arbeitet die Band mit bildenden Künstlern, Filmemachern, Designern und Musikern zusammen. Mit Arbeiten von Sonic Youth selbst sowie von der Band zusätzlich ausgewählten Kunstwerken wird die alternative Szene beleuchtet, das Verhältnis zwischen U- und E-Musik, Hochkultur und Popkultur thematisiert.

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Am Beispiel der Aktivitäten von Sonic Youth dokumentiert dieser voluminöse Band Themen wie Rebellion, Jugendkultur, Mode und Sex. Eine Auswahl von Texten der Bandmitglieder (zum Teil faksimiliert), Textbeiträge von Schriftstellern und Künstlern über Sonic Youth und deren Produktion sowie Photos und Dokumente aus den persönlichen Archiven der Bandmitglieder ergeben eine illustrierte Zeitleiste, in der Karriere und musikalische Entwicklung der Band vorgestellt werden.

Die Verknüpfung der Band mit der Kunstszene wird sichtbar durch die zahlreichen gemeinsamen Projekte der Bandmitglieder mit Künstlern, Filmemachern, Designern und Musikern, aber auch durch Kunstwerke, die von Sonic Youth für die Ausstellung ausgewählt wurden.

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Beteiligte KünstlerInnen:
Vito Acconci, Rita Ackermann, Jerry Aronson, Olivier Assayas, Dara Birnbaum, Angelique Bosio, Joe Brainhard, Glenn Branca, William S. Burroughs, John Cage, Ira Cohen, Tony Conrad, Sofia Coppola, Tacita Dean, Jeremy Earl, Barbara Ess, John Fahey, Jeff Feuerzeig, Marco Fusinato, Isa Genzken, Allan Ginsberg, Stefano Giovanni, Jack Goldstein, Mark Gonzales, Kim Gordon, Dan Graham, Rodney Graham, Matt Groening, Brion Gysin, Tim Hailand, Jeff Hartford, Todd Haynes, Dick Higgins, Ake Hodell, Jenny Holzer, Tim Irwin, Marc Jacobs, Cameron Jamie, Spike Jonze, Mike Kelley, Richard Kern, Jack Kerouac, Curt Kirkwood (Meat Puppets), Jutta Koether, Harmony Korine, Levy, Robert Longo, George Maciunas, Yukinori Maeda, Gerard Malanga, Manda, Christian Marclay, Paul McCarthy, Loren Mazzacane Connors, Jonas Mekas, John Miller, Maya Miller, Heath Moerland, Robert Mooney, Thurston Moore, Michael Morley, Bill Nace, John Olson, Roberto Opalio, Jim O’Rourke, Tony Oursler, Steven Parrino, Raymond Pettibon, Edwin Pouncey (Savage Pencil), Richard Prince, Lee Ranaldo, Ed Ruscha, Gus Van Sant, Wilhelm Sasnal, Dana Schutz, Jim Shaw, David Shrigley, Leah Singer, Mike Smith, Patti Smith, Robert Smithson, The Club in Shadow, Kathy Temin, Gokita Tomodo, Dennis Tyfus, Alan Vega, Jeff Wall, Mike Watt, Marnie Weber, James Welling, White Columns Archive, Christopher Wool, Shinya Yamamoto, Nate Young, Sonic Youth


Das Entschleiern einer alternativen Geschichte der zeitgenössischen Kultur

Die Ausstellung SONIC YOUTH etc. : SENSATIONAL FIX folgt einer ähnlichen Collage-Technik wie die, welche die Band bei ihren Covers anwendet. Diese vielfältige Collage ermöglicht uns das Entschleiern einer alternativen Geschichte der zeitgenössischen Kultur. Die Ausstellung zielt weniger auf einen vollständigen Überblick über die Geschichte der Band und ihrer Kooperationen mit anderen Künstlern ab, sondern sie will vielmehr einzelne Wege genauer beleuchten, die sie einschlug, und mögliche zukünftige Formen der Zusammenarbeit in Betracht ziehen. Das Wesen der Band liegt sicher nicht zuletzt darin, dass sie ihre Ziele ständig neu definiert. Immerwährende Erneuerung. Das ist Sonic Youth.

Durch ihre Zusammenarbeit mit Musikern, bildenden Künstlern, Filmemachern, Modedesignern, Schriftstellern und anderen kreativen Köpfen konnte Sonic Youth ihr künstlerisches Potenzial erweitern, das man heute — nach siebenundzwanzig Jahren — als echten eigenständigen Kosmos bezeichnen kann.

Die meisten kennen Sonic Youth (Kim Gordon, Thurston Moore, Lee Ranaldo und Steve Shelley) wahrscheinlich als experimentelle Gitarrenband und weniger als Gruppe von Akteuren, die sich in unterschiedlichsten kulturellen Disziplinen betätigen, wie dies seit Auftauchen des Kollektivs im Jahr 1981 immer der Fall gewesen war. Vom ersten Tag an erkundeten und erschlossen sie mit dem, was sie als Band und als vier individuelle Musiker, bildende Künstler und Kulturunternehmer begannen, unbekanntes Terrain, jeder auf Basis seiner spezifischen Bindungen zur und innerhalb der internationalen Szene.

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Katalog | SONIC YOUTH etc.: SENSATIONAL FIX | sonic nurse | art: richard prince

Punk – NoWave – Artlofts

Vor Beginn des Sonic Youth-Booms im Jahr 1981 nahmen Kim Gordon und Lee Ranaldo ein Kunststudium auf, begannen jedoch, nachdem sie in den späten 1970er-Jahren nach New York gegangen waren, lieber in Bands zu spielen, als sich mit der Produktion bildender Kunst zu befassen. Dies gilt auch für viele ihrer Künstlerfreunde wie Glenn Branca, Robert Longo oder Richard Prince. Der Künstler Dan Graham, eine zentrale Figur dieser Szene bildender Künstler und Musiker, war berüchtigt, weil er ein Tonbandgerät, das kaum als tragbar zu bezeichnen war, zu Punkrock- und No Wave-Konzerten mitschleppte, um diese oft in Kunstgalerien und sogenannten Art Lofts stattfindenden Auftritte aufzuzeichnen. Damals schienen bildende Kunst und experimentelle Musik von ein und derselben Energie getragen, und ein natürliches Crossover zwischen beiden Bereichen, wie es damals gang und gäbe war, legte den Grundstein für die verschiedenste Disziplinen umfassenden Tätigkeiten von Sonic Youth.

Seit damals ist die Band ihrer Einstellung treu geblieben, unorthodox zu sein und ihre eigenen Sachen zu spielen und hat nie aufgehört, in ihrer umfangreichen Produktion die rebellische Haltung des Punkrock mit experimenteller Musik und Konzeptkunst zu verschmelzen. Die Produktivität von Sonic Youth blieb so in ihrer Bandbreite und Komplexität im Vergleich zu anderen Gruppen oder Künstlerkollektiven bis heute unerreicht.

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sonic youth | DAYDREAM NATION | cover: gerhard richter

Kim Gordon: „Man kann Gerhard Richter konservativ nennen — aber wird das in 50 Jahren eine Rolle spielen? Uns gefiel es, ein Cover zu haben, das nicht nach Punk aussieht; wo das Äußere nicht mit dem Inneren übereinstimmt.“

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Covers, Hüllen und Inlays

von Sonic Youth-Alben wurden Träger verschiedenartigster Kunstwerke, nicht nur der Bandmitglieder selbst, sondern auch von Kollegen wie William S. Burroughs, Dan Graham, Mike Kelley, Richard Kern, D. A. Levy, Raymond Pettibon, Richard Prince, Gerhard Richter, Savage Pencil, Jeff Wall, Marnie Weber, James Welling oder Christopher Wool. Viele Covers von Sonic Youth-Alben sind Collagen aus Material, das aus einem breiten Spektrum von Quellen frei kombiniert wurde, sodass sich überraschende Beziehungen zwischen Objekten ergeben, die man sich auf den ersten Blick kaum nebeneinander vorgestellt hätte. Die Vielgestaltigkeit ihrer Cover- und Vinylprodukte ist auf die Neugier dieser Band für verschiedenste Themen und Bereiche zurückzuführen, wie die Gedichte der Beat Generation, Avantgardekunst und -musik, den Punkrock der späten 1970er-Jahre, No Wave, den Hardcore der frühen 1980er, experimentelle Noise-Musik, Starkult, Politik und vieles andere.

sonic youth goo cd cover raymond pettibon - Sonic Youth etc. | Sensational Fix
sonic youth | GOO | cover: raymond-pettibon

Thurston Moore beschrieb diese eklektischen Interessen einmal so: »Diese Dinge faszinieren uns, keine Frage, doch hoffentlich wird keines dieser Dinge zentral für unser Schaffen. Was wir tun, entwickelt sich immer aus sich selbst. Ich habe dafür keinen Begriff“.

Eine Produktion des MUSEION, Bozen, und des LiFE, St. Nazaire


The Club In The Shadow | Installation mit Jutta Koether

Eine ganz besondere Installation haben Kim Gordon ( Bassistin bei Sonic Youth) und Jutta Koether ( Künstlerin und Kunstkritikerin aus New York) im Düsseldorfer KIT eingerichtet. In einem Zelt stehen Gitarre, Schlagzeug, Bass und Mikro bereit, zur Gesangsspur von Gordon können Musiker ihren eigenen Song kreieren, der an Ort und Stelle aufgenommen und sogar auf CD gebrannt wird.

„(Jutta Koether) ist wirklich wichtig für mich. Sie ist Malerin, doch sie macht auch Musik, und ihr Ansatz zur Kunstgeschichte, ihre Sichtweise über verschiedene Maler und wie sie ihre Arbeit integriert, ist sehr interessant. Es ist sehr spannend, mit ihr zusammenzuarbeiten, weil es ihr nicht um Macht geht.

Die erste Ausstellung unseres gemeinsamen Projektes The Club in the Shadow (2003) in der Galerie von Kenny Schachter war großartig. Vito Acconci hatte die Galerie mit einem System aus Metallgittern entworfen, das uns an einen Club der 1980er Jahre erinnerte. Also entschlossen wir uns, dieses Ding mit dem Titel The Club in the Shadow zu kreieren und die Galerie in einen Club zu verwandeln (…) und wir stellten uns vor, dies könnte eine Art Club für Leute wir Martha Stewart und Calvin Klein sein, die sich dort Wohnungen gekauft hatten. Wir haben die Galerie mit unseren eigenen Design-Systemen umdekoriert, oben richteten wir eine Lounge ein, und wir stellten verschiedenen Instrumente bereit, mit denen die Leute, die hereinkamen, theoretisch spielen konnten. Meist fanden dort jedoch organisierte Events statt, und das war echt spitze. Die Leute kamen einfach, füllten die Gasse, hockten um das Baugelände herum und tranken Bier, weil der Bau noch nicht fertig war. Diese Atmosphäre hatte etwas von kleinen Performances …“.

(Auszug aus: Christophe Wavelet/Paul Sztulman, Interview mit Kim Gordon, 2008, Katalog „Sonic Youth“, Museion).

Jutta Koether ist eine in New York lebende deutsche Malerin, Performancekünstlerin, Musikerin, Schriftstellerin, Kritikerin und Theoretikerin. Sie war Redakteurin und ( ab 1985 ) Mitherausgeberin des Musik- und Popkultur-Magazins Spex und ist Rezensentin und Mitarbeiterin zahlreicher anderer Zeitschriften, z.B. Texte zur Kunst, FlashArt, ArtScribe.


Coverdesign & zeitgenössische künstlerische Produktion

THE ART / SONIC DIASPORA | MIKE KELLEY

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sonic youth | DIRTY | artwork: mike kelley 1992 | the young kelley left

Mike Kelley (1954, Detroit, Michigan, USA). Lebt und arbeitet in Los Angeles, USA),

beschäftigt sich mit „Weltanschauungssystemen“ und den psychischen Abhängigkeiten der darin gefangenen Menschen. In Performances, Zeichnungen und Texten untersucht er das Unheimliche und Grauenvolle, interessiert sich für Punk und für Künstler, die wie Joseph Beuys (1921-1986) „Systeme erfinden“. Dabei ist das Spektrum der Quellen, auf die Kelley sich beruft, noch längst nicht ausgeschöpft: Elemente der christlichen Ikonografie, dem Surrealismus und der Psychoanalyse fließen in seine Projekte ebenso mit ein, wie die Konzeptkunst, die amerikanische Hippibewegung, Trashkultur, Folklore und Karikatur.

Seine Analyse der Auswirkung ideologischer Systeme auf den Einzelnen setzt Mike Kelley im psychologischen Bereich an. Sowohl Massenkulturphänomene als auch Kulturen jenseits des Mainstream gehören dabei zu seinem Interessenfeld, auf das er neben dem Einsatz musikalischer und textlicher Elemente mit emotional aufgeladenen Objekten, wie Kuscheltieren, Puppen, Trivialobjekten und Textilien reagiert. Die alltägliche Dingwelt, die er aufspürt und künstlerisch transformiert, werfen einen zurück in die früheste Kindheit, decken aber auch Anteile frühkindlicher psychischer Prozesse im Unterbewusstsein Erwachsener auf.

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sonic youth | DIRTY | artwork: mike kelley 1992

Mike Kelley arbeitet für seine Projekte eng mit anderen Künstlern und Musikern zusammen, wie Paul McCarthy, Jim Shaw, Tony Oursler und Sonic Youth. Das Motiv der LP Dirty stammt von ihm.

Sztulman & Wavelet: „Wann hast du Mike Kelley getroffen?“ Kim Gordon: „Erst zwei Jahre später. Ich hatte New York nach einem Jahr verlassen, ging zurück nach L. A. und dort ein Jahr lang auf das Otis Art College of Art and Design. Kurz nach meinem Abschluss besuchte ich eine Vorlesung von Dan Graham im CalArts. Mein Freund und Lehrer John Knight hatte gesagt: »Wenn du nach New York ziehst, dann solltest du Dan treffen.« Er sprach andauernd von ihm, also ging ich hin. Mike Kelley war auch dort und diskutierte mit Dan über Punkrock mitten in der Vorlesung. Ich traf Mike also dort, und dann lernten wir uns näher kennen.“ (…)

Kim Gordon: „Mike war von PAUL THEK ( Artists Artist – Sammlung Falckenberg 2008 ) beeinflusst, der als Künstler wirklich sehr interessant war. Er ging bis ins Extrem und schuf eine ganze Atmosphäre, wie auch Musik dies tut — besser als jede Architektur, weil es so ganzheitlich ist. Man denkt über das Material einfach nicht nach, wenn man einem Song zuhört, der einem wirklich gefällt, und genau das hat Paul Thek mit seinen Environments erreicht. Mike geht auch eher in diese Richtung. Er treibt alles wirklich bis ins Extreme, Groteske. Seine Werke transportieren die Illusion, persönlich zu sein, doch es geht nicht um ihn. Ich schätze diesen Aspekt seiner Arbeit sehr. Sie hat diese Motor City-Ästhetik aus Detroit.“

(Auszug aus: Christophe Wavelet/Paul Sztulman, Interview mit Kim Gordon, 2008, Katalog „Sonic Youth“, Museion).

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SOCIAL MEDIA anonym mit Hilfe des c't-Projektes Shariff

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