Die Ausstellung im mumok zeigt bis 20.10.2013 nicht nur erstmals in Österreich einen Überblick über Oehlens Werk von den frühen 1980er-Jahren bis in die Gegenwart mit Schlüsselwerken aus verschiedenen Schaffensphasen.
Mit über 80 Gemälden, Collagen, Computerdrucken, Zeichnungen und einer Installation bietet das mumok vielmehr die bisher umfangreichste Darstellung von Albert Oehlens breitgefächertem Œuvre.
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Die Präsentation ermöglicht die konfrontative Gegenüberstellung unterschiedlicher Werkgruppen, die sich in einem ständigen „Widerstreit der Ideen“ (Albert Oehlen) befinden. Zudem wird erstmals ein neuer Bildzyklus gezeigt, in dem Oehlen Collagetechnik und aktionistische Fingermalerei programmatisch aufeinander bezieht.
Das Frühwerk der 1980er-Jahre mit den „Spiegelbildern“, frühe Collagen, Gemälde mit Schaufensterpuppen und zwei der sogenannten „Baumbilder“. Um 1990 erfolgte mit der „postungegenständlichen“ Malerei und den „Computerbildern“ eine programmatische Wende in Oehlens Werk hin zur Abstraktion. Auf der Ausstellungsebene 3 sind Werke aus der Serie der „Grauen Bilder“ zu sehen, gemeinsam mit „Plakatbildern“.
In den neuesten Arbeiten und einer bisher noch nicht gezeigten großformatigen Bildserie der Jahre 2010 bis 2012, die auf Ebene 4 gezeigt werden, verschränkt Oehlen aktionistische Malerei mit collagierten Elementen. Für die Ausstellung im mumok wurde eine Präsentationsform gewählt, in der die Werke konfrontativ aufeinander bezogen werden. Werkserien werden durchmischt und gegenübergestellt, um Blickachsen und Vergleiche in einem „Widerstreit der Ideen“ (Albert Oehlen) zu eröffnen.
Mumok, Wien | bis 20.10.2013
ALBERT OEHLEN – Malerei
Pressetext: Mumok, Wien | www.mumok.at
Kurator: Achim Hochdörfer
KATALOG | Albert Oehlen. Malerei
Gebundene Ausgabe 200 Seiten mit 90 farb. ganz- bzw. doppelseit. Abb., davon eine doppelseit. Falttafel, Ppbd. mit Silberschnitt. Verlag der Buchhandlung König Sprache: Deutsch 30,8 x 24 x 1,8 cm
Vorwort von Karola Kraus. Beiträge & Gespräche von Rochelle Feinstein, Hal Foster, Achim Hochdörfer, Albert Oehlen, Daniel Richter & Kerstin Stakemeier.
„Das Gespräch, das Daniel Richter mit Albert Oehlen geführt hat (und das der kluge Herausgeber Achim Hochdörfer mit all seinen slapstickhaften Schleifen stehen ließ), gehört zu dem Lustigsten und gleichzeitig Erhellendsten, was man über das breitgeredete Thema Malerei so lesen kann. So unterhalten sich zwei Experten mit Helge-Schneider-haftem Understatement.“ (Elke Buhr für MONOPOL)
Einer der ungewöhnlichsten Ausstellungskataloge der letzten Jahre
Auf Einladung Albert Oehlens hat Heimo Zobernig die Aufgabe übernommen, den Katalog zu gestalten. Die Publikation versteht sich als Künstlerbuch, nicht als Interpretation oder Deutung von Oehlens Kunst. Es geht laut Zobernig darum zu sehen, was Oehlens Malerei auszuhalten vermag und deren methodische Komplexität, Relevanz und Lebendigkeit zu unterstreichen.
Der auf den erste Blick rücksichtslose Umgang mit den Reproduktionen der Bilder und die vermeintlich wahllos plazierten Bildlegenden in häufig grotesken Formen – Spielgelschrift und Überdurck -, die jedem klassischen Typographen Schweißausbrüche bereiten würden, erweist sich bei längerer Beschäftigung als ein überaus respektvoller, informativer Umgang mit der Arbeit von Oehlen. Es ist erstaunlich, daß trotz vermeintlicher gestalterischer Tabubrüche die Bildredaktion und die radikale Typographie den Leser fesseln – eine Publikation, die in die Geschichte der Ausstellungskataloge eingehen wird.
Albert Oehlen ist nicht nur einer der einflussreichsten, sondern auch der streitbarsten Maler der Gegenwart. Der 1954 in Krefeld geborene Künstler ist seit Ende der 1970er-Jahre eine Schlüsselfigur in der wieder aufl ebenden Diskussion um die Aktualität der Malerei. Ganz gezielt setzt Oehlen die Malerei an mehreren Fronten einer Konfrontation aus: mit ihrer eigenen Geschichte, mit ihren Klischees, mit ihren verpassten Gelegenheiten und auch mit der Übermacht der Images von Werbe- und Popindustrie.
Er versucht, der totgesagten Malerei ihre Frische und Komplexität zurückzugeben, indem er die Angriffe und Polemiken auf ihre Tradition nicht beiseiteschiebt, sondern das Bild zu ihrem lebendigen Austragungsort werden lässt. Seine Ausflüge in Popkultur, Werbe-, Trash- und Computerästhetik, auch in die politische Ikonografie werden von ihm konsequent in den Gesamtzusammenhang eines gestalteten Bildes eingebunden.
Es ist, als würde Oehlen die Malerei beständig überlisten: Ihre inneren und äußeren Feinde — Avantgarde und neue Technologien — werden ins Bild geholt und Klischees wie Schönheit oder Virtuosität trickreich eingeschmuggelt.
Werke der 1980er-Jahre
Absichtlich schlecht sein
VIDEO | theartVIEw – ALBERT OEHLEN at mumok [ Christian Zürn ]
Die Malerei spielte in der Moderne eine Hauptrolle und wurde gleichzeitig immer wieder als bürgerliche Kunstform kritisiert und angegriffen. Gegen die verschiedenen Tendenzen der Avantgarde wie Konzeptkunst, Happening oder Performance, die sich zum Ziel gesetzt hatten, unmittelbar ins Leben einzugreifen, hat sich die Malerei trotz aller Angriffe immer wieder behauptet. Als um 1980 in Europa eine neoexpressionistische Malerei plötzlich Popularität erfuhr, gehörten Künstler wie Albert Oehlen, Werner Büttner oder Martin Kippenberger zu jenen, die sich der Malerei nicht ohne kritische Distanz näherten. Der „neuen wilden“ Malerei und einem damit einhergehenden unkritischen Stilpluralismus setzten sie Werke entgegen, die von scharfer Polemik motiviert waren und eine radikale Befragung des Mediums Malerei und seiner künstlerischen wie gesellschaftlichen Möglichkeiten darstellten.
„Absichtlich schlecht sein“ gehört zu den malerischen Strategien, die diese Künstler mit anderen Formen der Gegenkultur in den 1980er-Jahren verbinden. Die Politik hatte — mit Helmut Kohl in Deutschland, Margaret Thatcher in Großbritannien und Ronald Reagan in den USA — in den 1980er-Jahren eine konservative Wende genommen. Neoliberalismus, Konsum und wirtschaftliche Zielstrebigkeit hatten sich auch in der jüngeren Generation verbreitet und traten an die Stelle der 68er-Utopien.
Vor diesem Hintergrund wurden im Punk Langeweile und kategorische Verneinung zum Leitbild einer Jugendkultur, die den austauschbaren Wertvorstellungen einer bürgerlich gewordenen 68er-Generation keine produktive Alternative entgegensetzen wollte. Oehlen und die Künstler aus seinem Umfeld verfolgten aufmerksam solche Entwicklungen der Pop- und Subkultur als gesellschaftlich und ästhetisch relevante Phänomene. Durch forcierten Dilettantismus und Respektlosigkeit richtet sich ihre Malerei — ebenso ihre Ausstellungs- und Publikationstätigkeit — gegen eine neokonservative Malereifrömmigkeit. Gleichzeitig stellt sie eine Absage an den Generalangriff auf die Kunst durch die Avantgarde dar. Stattdessen traktieren sie das Medium Malerei, nicht um es zu zerstören, sondern um die mit ihm verbundenen historisch gewachsenen Problemstellungen offenzulegen.
Albert Oehlen begann in den frühen 1980er-Jahren sein Verhältnis zur Malerei zu systematisieren: Er setzte unterschiedliche Traditionslinien der Malereigeschichte miteinander in Beziehung, etwa expressionistische Malerei und Dadaismus, und er analysierte in immer neuen Werkserien Grundbedingungen des Mediums:
Flächigkeit und Raumillusion,
Abstraktion und Figuration,
Farbe und Linie, Schrift und Bild.
Zwischen 1982 und 1984 entstand eine Serie von Bildern in erdigen Brauntönen, in die zusätzlich Spiegelstücke eingefügt sind. Sie zeigen meist Einblicke in Räume, in verschachtelte Raumecken anonymer Orte. Andeutungen von perspektivischen Hilfslinien überziehen die Oberfläche wie ein Spinnennetz, treffen in unlogischen Winkeln aufeinander und führen den Blick nicht in die Tiefe des Bildraums, sondern immer wieder an die Oberfläche zurück. Durch die Reflexion in den Spiegeln sind die BetrachterInnen im Bild, werden zu einem Teil des Bildraums. Umgekehrt erfährt die Malerei durch die Reflexion der Spiegel gleichsam eine Erweiterung in den Ausstellungsraum.
Albert Oehlen - Ohne-Titel, 1983, im Besitz des Künstlers
Foto: Lothar Schnepf, 2013
Die allgegenwärtige Bildproduktion der Medien, die in der Geschichte der Malerei bereits durch die Pop Art reflektiert wurde, greift Oehlen in kleinformatigen Collagen bereits Anfang der 1980er-Jahre auf. Bilder und Textfragmente werden übereinandergelegt, fragmentiert und bearbeitet. Ähnlich wie in den Bildern dieser Jahre deuten gemalte Linien Verbindungen an oder geben ein „Koordinatensystem“ vor. Anspielungsreich werden Kriegsbilder neben nackte Frauen, Symbole bürgerlichen Wohlstands und die Produktästhetik des Massenkonsums gesetzt, ohne die einzelnen Elemente argumentativ zusammenzuführen. Stattdessen vereinen diese Arbeiten die künstlerischen Gegensätze Malerei und Collage. Gegenüber der bürgerlich kontemplativen Malerei verstand sich die Collage als ein Medium mit engagierter politischer Aussagekraft. Die scheinbar friedliche Koexistenz der Themen und Medien in Oehlens Collagen ist eine polemische Geste gegenüber einer zum Klischee gewordenen politisch engagierten Collage der frühen 1980er-Jahre. Mehr noch: Damit wird auch die Austauschbarkeit gesellschaftlicher und politischer Positionierungen nach dem Scheitern der Utopien von 1968 reflektiert.
Albert Oehlen - I-33, 2013, im Besitz des Künstlers
Foto: Lothar Schnepf, 2013
Den Collagen hat Albert Oehlen eine neue Werkserie, „Klebebilder“, gegenübergestellt. In diesen Bildern greift er das Thema wieder auf und verzichtet gänzlich auf eine malerische Handschrift. Die Motive werden am Computer stark vergrößert und auf monumentale Tableaus montiert. Es sind Ausschnitte und Details aus der Werbung, in denen die geschönten Hochglanzbilder der Prospekte, die Cartoonanimationen und verschieden gestalteten Preislabels noch klar erkennbar sind. Aus dieser poppig bunten Bilderwelt entnimmt Oehlen Details, die sich erst in ihrer Anordnung und Komposition auf der Bildfläche zu einer Ordnung zusammenschließen.
In seinen neueren Arbeiten hat Oehlen das Thema der Collage wieder aufgegriffen und durch Malerei erweitert. Er bedient sich dabei aus dem Repertoire der Bilder, Parolen und aufdringlichen Schriftzüge der Werbung und arrangiert diese riesengroß auf der Leinwand. In English Courses (2008) wird ein Plakat für Englischkurse über das überdimensionale Wort „merde“ gesetzt.
Das Schimpfwort auf Französisch scheint respektlos die didaktisch dargebotene Aufforderung zu kommentieren, die englische Sprache zu lernen. Das lächelnde Gesicht der jungen Frau ist Teil der austauschbaren Strategien der Werbung, wo es für den Verkauf von Sprachkursen genauso eingesetzt werden kann wie etwa für Waschpulver. Darüber hinaus „verunreinigt“ Oehlen die Motive nicht mit dem Pinsel, sondern mit den Fingern: Das Rot der Schrift wird über die Bildfläche geschmiert, das Rosa des Frauenpullovers breitet sich in einer rosa Farbwolke aus oder wird über das Gesicht der Frau in dicken Farbklecksen verteilt.
Albert Oehlen: „Das klingt ganz einfach, aber als malerisches Projekt entpuppte es sich als ziemlich schwierig. Mein Anliegen war eine abstrakte Malerei, die durch penetrante Werbeelemente eine genervte Stimmung hat […]. Ich wollte die Bilder aber unbedingt als Malerei deklarieren können — im Unterschied zur Collage. Es ergeben sich gelegentlich Witze aus dem Zusammenspiel zweier Plakate. Aber da ist keine inhaltliche Aussage zu suchen. Der Inhalt implodiert.“
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