Niki de Saint Phalle - Schießaktion - Szenenfoto Film 'Daddy', 1972
Das Max Ernst Museum Brühl des LVR zeigt bis zum 3.6.2012 in einer konzentrierten, retrospektiven Schau eine Auswahl der von Guido Magnaguagno in der Kunsthalle Würth in Schwäbisch Hall kuratierten Ausstellung „Niki de Saint Phalle — Spiel mit mir“. Unter besonderer Berücksichtigung des bislang wenig beachteten Frühwerks wird das fast 50 Jahre umfassende Œuvre der in Neuilly-sur-Seine/Paris geborenen und im kalifornischen San Diego gestorbenen Künstlerin exemplarisch beleuchtet.
„Ich glaube an eine große kreative Kraft, die größer ist, als wir uns vorstellen können.“ (Niki de Saint Phalle)
Im Titel der Ausstellung „Spiel mit mir“, der eines ihrer ersten Bilder zitiert, spiegelt sich der Wunsch der Künstlerin wider, den Betrachter einzubeziehen. Er kann als eine Aufforderung an den Einzelnen verstanden werden, mit der Kunst in Kommunikation zu treten. In ihren Gemälden, Schießbildern und Assemblagen sowie Skulpturen, Graphiken und Architekturprojekten erforscht Niki de Saint Phalle auf vielseitige Weise ihre ganz individuellen Ausdrucksmöglichkeiten und prägt mit ihrer Formensprache unseren Blick auf eine „weibliche“ Kunst. Insbesondere ihre Nanas verkörpern dabei die Suche nach einer ursprünglichen Repräsentation des Körpers der Frau und sind stark mit den frühesten erhaltenen Zeugnissen von Fruchtbarkeitsdarstellungen verbunden.
Die von Guido Magnaguagno, ehemaliger Direktor des Museum Tinguely in Basel, kuratierte Schau mit über 100 Werken stützt sich neben den in der Sammlung Würth enthaltenen Skulpturen auf Leihgaben der Niki Charitable Art Foundation in Kalifornien und Paris, dem Sprengel Museum in Hannover und dem Musée d’art moderne in Nizza, welche von Niki de Saint Phalle in reichem Maß beschenkt worden sind. Sie ergänzt zudem exemplarische Werke ihres langjährigen Begleiters Jean Tinguely, aber auch Bilder ihres ersten Lehrers, des weithin unbekannt gebliebenen Hugh Weiss. Insbesondere integriert die Präsentation das häufig separierte Filmschaffen der Künstlerin, das ihre Traumwelten wie ihre Auseinandersetzung mit dem Patriarchat veranschaulicht.
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Kunsthalle Würth | 17.04.2011 — 16.10.2011
Max Ernst Museum Brühl | 15.1. — 3.6.2012
NIKI DE SAINT PHALLE – Spiel mit mir
Pressetext: Max Ernst Museum Brühl http://www.maxernstmuseum.lvr.de/
KATALOG | Niki de Saint Phalle. Spiel mit mir
Gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag ca. 232 Seiten 216 meist farbige Abbildungen Sprache: Deutsch 22,5 x 28cm
Einem breiten Publikum in erster Linie wegen ihrer kunterbunten, monumentalen und manchmal sogar begehbaren NANAS und ihre bewegten Brunnenfiguren vor dem Centre Pompidou bekannt, war die Terroristin der Kunst, wie sie sich selbst zu bezeichnen pflegte, eine denkbar vielseitige feministische Künstlerin. Mit ihren Gemälden, Assemblagen, Schießbildern, Skulpturen und Installationen schuf sie einen einzigartigen Kosmos, der ihr weltweit Anerkennung zuteil werden ließ.
Niki de Saint Phalle (1930-2002) zählt mit ihrem umfangreichen Schaffenswerk wohl zu den interessantesten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. Sie hat ein faszinierendes Werk hinterlassen, dessen Einfalls- und Abwechslungsreichtum seinesgleichen sucht. Bereits die frühen Gemälde der 1950er Jahre, die sich u.a. an naiver Malerei orientieren, sowie die Assemblagen, in denen die Künstlerin Anfang der 1960er Jahre alltägliche Gegenstände zu bunten Klebebildern kombiniert, sind Ausdruck dafür.
Die Schießbilder
„1961 schoss ich auf: Papa, alle Männer, kleine Männer, grosse Männer, bedeutende Männer, dicke Männer, Männer, meinen Bruder, die Gesellschaft, die Kirche, den Konvent, die Schule, meine Familie, meine Mutter, alle Männer, Papa, auf mich selbst, auf Männer.“ – Niki de Saint-Phalle
Ausgehend von ihren Assemblagen entwickelt sie die sogenannten Schießbilder, in denen sie ihre bewegte Biografie verarbeitet. Die mit Farbbeuteln präparierten und mit einem Gewehr beschossenen Reliefs sind jedoch nicht nur ein aggressiver Akt der Zerstörung, sondern bilden zugleich Möglichkeiten neuer Bildfindungen.
Nachdem Niki de Saint Phalle 1953 im Alter von 23 Jahren einen Nervenzusammenbruch erleidet, findet sie im Zuge der therapeutischen Behandlung zur Malerei und entscheidet sich, künstlerisch tätig zu werden. Fortan nutzt sie ihre Kreativität als Ventil, um ihre Erlebnisse auf unterschiedliche Weise zu verarbeiten. Ihre Kunst wird zu einem persönlichen Befreiungsschlag, aber auch zu einem fantastischen Spiel, in dem sich ihr Leben in bizarren Gestalten und traumhaften Welten widerspiegelt und für den Betrachter greifbar wird.
KATALOG | Niki de Saint Phalle
Sonderausgabe: Katalog zur Ausstellung in der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn, den McLellan … im Musee d’Art Moderne de la Ville de Paris
Gebundene Ausgabe 312 Seiten Verlag: Hatje Cantz Sprache: Deutsch 28,6 x 25,4 x 2,6 cm
Die vierzigjährige künstlerische Entwicklung von Niki de Saint Phalle wird in diesem umfangreichen Band eingehend dokumentiert. Er umfasst eine ausführliche Biografie, einen Text von Pontus Hulten und beinhaltet eine 150 Seiten starke Fotodokumentation, die die Künstlerin von 1949 bis 1992 in allen Lebens- und Werkphasen zeigt. In einem umfassenden Verzeichnis lassen sich alle Ausstellungen, Projekte und Filme nachschlagen, komplettiert durch eine Bibliografie und ergänzt von farbigen Abbildungen.
Niki de Saint Phalle gilt als eine der eigenwilligsten Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Ihr Werk – kunsthistorisch nur schwer einzuordnen – erstreckt sich von Ölgemälden aus den fünfziger Jahren über die dem Neuen Realismus zugeschriebenen Schussbilder, den Reliefs aus „objets trouves“ bis zu den Nanas – erst kleine Figurinen aus Wolle, Stoff und Papiermache, werden aus ihnen schließlich große, mächtige, manchmal bedrohliche Papierskulpturen.
Niki de Saint Phalle ist aber nicht nur Bildhauerin und Malerin. Mit ihren Großplastiken, die international von Israel bis Kalifornien aufgestellt sind, sprengt sie die Grenzen zwischen Architektur und Skulptur. Zudem zeichnete die Künstlerin bereits einige Bücher, darunter ein engagiertes AIDS-Buch, drehte diverse Filme, schrieb ein Theaterstück, schuf Bühnendekorationen, entwarf Stühle, Tische, Schmuck und kreierte ihr eigenes Parfum.
VIDEO | Niki de Saint Phalle | Der Traum vom fantastischen Garten Dokumentation
Wer ist das Monster – Du oder ich?
„Anstatt Terrorist zu werden, wurde ich Terrorist der Kunst.“ (Niki de Saint Phalle)
Am 21. Mai 2002 starb Niki de Saint Phalle 72-jährig. Peter Schamoni, ein Spezialist für Künstlerbiografien im Spiel- (Caspar David Friedrich) und Dokumentarfilm (Max Ernst) setzte ihr 1995 ein würdiges filmisches Denkmal. Der Film erzählt Nikis Lebensgeschichte und widmet sich ausführlich ihrem Werk und der Zusammenarbeit mit ihrem 1991 verstorbenen Ehemann, dem berühmten Schweizer Kinetikkünsler Jean Tinguely.
VIDEO | Wer ist das Monster – Du oder ich? [ Trailer ]
Am Anfang ihrer künstlerischen Karriere steckte das Fotomodell Niki in einer tiefen Identitätskrise, aus der ihr weniger die Elektroschocks als der energische Griff zum Karabiner heraushalf. Die Autodidaktin wurde berühmt durch ihre TIRS, die Schießbilder einer Amazonin. Gezielte Schüsse auf reliefartige Gips-Assemblagen brachten verborgene Farbbeutel zur Explosion, die sich mit grellen Farbströmen über den fahlen Gips ergossen. Diese Schießhappenings, die ihr Anfang der sechziger Jahre einen festen Platz im Kreis der „Neuen Realisten“ sicherten, waren Nikis erste Befreiungsaktion von einem übergroßen Vater. Sie schoss zum Spaß, um zu sehen, wie das Bild blutete und starb.
Heute, aus der Distanz lässt sich ihr mäanderndes Künstlerleben übersichtlich in verschiedene Epochen einteilen, und Regisseur Peter Schamoni hält sich im wesentlichen an die Chronologie der Ereignisse. Im ersten Wendepunkt ihres Schaffens, der Umkehr von Wut zum Schmerz, entwirft Niki schmerzensreiche, tüllverhüllte Brautskulpturen, die unentdeckte Frau als Kokon, pränatal. Der Durchbruch von Schmerz zur Freude beschert uns die Nanas.
DVD | NIKI DE SAINT PHALLE. WER IST DAS MONSTER – DU ODER ICH?
Dokumentation/Kunst, Deutschland/Schweiz 1996, 93 min Buch / Regie: Peter Schamoni Darsteller: Niki de Saint Phalle, Jean Tinguely, Bernhard Luginbühl, Laura Duke Condominas
Format: Dolby, HiFi Sound, PAL, DD 2.0 Sprache: Deutsch (Stereo) Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte Format: DVD | Region: Region 2 Bildseitenformat: 4:3 ( 1.33:1 ) Spieldauer: 93 Minuten zusätzliche Bildergalerien und sonstige Informationen (z. B. Making of)
Die sexuelle Frau, die Verherrlichung der Mutterschaft, erreicht ihren Höhepunkt mit der ,größten Hure der Welt““, der begehbaren Riesenskulptur in Stockholm mit dem Titel „“Sie – eine Kathedrale““. Die selbstbewussten und verspielten Nanas machen Niki einem breiten Publikum bekannt. Ihre Skulpturen tauchen überall auf , tummeln sich auf einem Kinderspielplatz in Jerusalem, spielen im Starvinsky-Brunnen in Paris. „Die Nanas an die Macht“ heißt ihr Slogan, die Nanas werden volkstümlich. Ab 1979 arbeitete sie an ihrem Lebenswerk: dem Tarot-Garten in der Toskana. Dieser Garten ist wie eine Rückeroberung des ureigenen Territoriums, ist eine Art Schlussstrich unter ihren langen Selbstwerdungsprozess.
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