Sonderbriefmarke der Deutschen Post zur Documenta X 1997
Grafik von Frank Stella zur 4. documenta (“Wedge Series” V)
Mit 63 meist großformatigen Werken und 82 Arbeiten auf Papier widmet das Kunstmuseum Wolfsburg dem Künstler Frank Stella bis 20.1.2013 eine große Retrospektive. Das Kunstmuseum bietet mit seiner großen Halle dem Künstler, der die Inszenierung vornimmt, und den farbenprächtigen, zum Teil gigantischen Gemälden und Metallreliefs die besten Möglichkeiten zur Entfaltung.
Die maßgeschneiderte Ausstellungsarchitektur unterstützt die Darstellung seiner konsequenten, über ein halbes Jahrhundert führenden Werkentwicklung, die die sukzessive „Eroberung des Raumes von der Zweidimensionalität des Bildes“ bis hin zu den visionären und allerjüngsten Arbeiten nachzeichnet und dabei Grundelemente der fraktalen und der digitalen Ästhetik vorwegnimmt.
ArchiSkulpturen und Architekturmodelle bilden den Abschluss der Ausstellung.
PUBLIKATION | Frank Stella. Die Retrospektive | Werke 1958-2012
Retrospektive Monografie aus Anlass des 75. Geburtstags von Frank Stella
Gebundene Ausgabe 312 Seiten, 321 Abbildungen Sprache: Deutsch 25,10 x 31,60 cm
Die Publikation vollzieht Frank Stellas künstlerische Entwicklung in über fünf Jahrzehnten nach und dokumentiert die einzigartige Retrospektive im Kunstmuseum Wolfsburg mit Arbeiten des Malers, Bildhauers und Objektkünstlers.
Frank Stella (*1936 in Malden, Massachusetts) ist einer der letzten lebenden Heroen der amerikanischen Malerei der 1950er- und 1960er-Jahre. Mit einem Paukenschlag eroberte der kaum 20-jährige Künstler die New Yorker Szene: Seine großen Black Paintings verschärften nicht nur die Auseinandersetzung mit dem Minimalismus in der Malerei, sondern bereiteten auch den »Ausstieg aus dem Bilde in den Raum« vor. Anders als seine Zeitgenossen schlug Stella jedoch einen völlig eigenen Weg ein, der ihn zu immer opulenteren, immer barockeren Reliefs führte. Mit dieser Wendung »vom Minimalismus zum Maximalismus« wurde Frank Stella zu einem der prägenden Künstler des 20. Jahrhunderts.
Erstmals stellt das Kunstmuseum Wolfsburg Stellas Werk in einen größeren Zusammenhang der Kunstgeschichte, der weit über die Moderne hinausweist. Es geht dabei nicht nur um die Darstellung des Gesamtwerkes, sondern auch um dessen Verankerung in der Geschichte und seine Brückenfunktion ins 21. Jahrhundert. Dazu gehört auch die Frage nach der Rolle des Ornaments und der Zukunft der Abstraktion.
Hier ergibt sich die Verknüpfung zu der parallel stattfindenden Ausstellung Ornament. Ausblick auf die Moderne. Ornamentgrafik von Dürer bis Piranesi. Mit diesem Rückblick in die Prämoderne wird die ungebrochene Aktualität des Ornamentalen insbesondere in der zeitgenössischen Kunst offensichtlich. Frank Stella liefert mit seiner historisch reflektierten, malerischen Konzeption die Möglichkeit, die Abstraktion in einem viel größeren Zusammenhang zu begreifen. Man kann sich generell fragen, ob in diesem Werk nicht überhaupt die Geschichte der Abstraktion mit der des Ornaments verschmilzt.
VIDEO | Ausstellungsfilm mit Gespräch
Frank Stella (*1936)ist einer der letzten lebenden Heroen der amerikanischen Malerei der 1950er und 1960er Jahre, der Zeit also, in der die amerikanische Kunst zu ihrer eigentlichen Identität und zu ihrem historischen Höhepunkt fand.
„What you see, is what you see“ [ Frank Stella ]
Mit einem Paukenschlag eroberte der kaum zwanzigjährige Künstler Ende der 1950er Jahre die New Yorker Szene: Seine großen Black Paintings verschärften nicht nur die Auseinandersetzung mit dem Minimalismus in der Malerei, sondern bereiteten auch den „Ausstieg aus dem Bilde in den Raum“ vor. Doch zur großen Überraschung der Kunstkritik folgte der leidenschaftliche Rennwagenfahrer nicht dem Tross der Avantgarde, der scheinbar unausweichlich Richtung Minimal Art steuerte.
Stella schwamm gegen den Strom. In den mehr als fünfzig Jahren seines Schaffens hat er sich ständig gewandelt und dabei aber strikt in Serien gearbeitet: er gelangte von der Fläche zum Relief und von dort zur dritten Dimension. Er experimentierte mit Farben, verwendete Werkstoffe aller Art, nahm digitale Werkzeuge und neue Technologien zu Hilfe, gelangte von einfachsten Formen zu komplexesten Gebil-den und schuf schließlich Werke, die weder Gemälde noch Skulptur, Objekt oder Architektur sind, sondern auf mannigfache Weise in den Raum hinein wirken:
„Doch letztlich geht es in der Kunst immer darum, Raum zu schaffen … Raum, in dem der Gegenstand des Bildes leben kann. Das war seit jeher das Anliegen der Malerei.“ [ Frank Stella ]
Frank Stellas Werdegang ist einzigartig, wenn man auf seine Bilder aus der Serie der Black Paintings zurückschaut. Es sind strenge, ja rigoros abstrakte Bilder, die aus elementaren Formen bestehen und anhand eines einfachen und systema-tischen Verfahrens komponiert sind: schwarze, parallel mit dem Pinsel gezogene Bahnen, getrennt durch ausgesparte helle Streifen. Diese Bilder werfen den Betrachter ganz auf das zurück, was er sieht: What you see, is what you see.
„Ausgehend vom ungezwungenen Duktus des Action Paintings und der abstrakten Expressionisten um Jackson Pollock oder Franz Kline suchte Stella eine „ruhigere“, meditativere Bildsprache, die er bald in den Farbflächen Barnett Newmans und in den so genannten Target Paintings von Jasper Johns fand. Besonders beeindruckt von Mark Rothko, gelangte er in der Folge zu einer immer stärkeren Geometrisierung der Form und zur Reduzierung der Farbe.
Öffentliches Aufsehen erreichte Stella durch seine provokante Thematisierung und Rezeption nationalsozialistischer Versatzstücke mit prekären Titeln wie Arbeit macht frei (1958), dem Eingangsmotto des Konzentrationslagers Auschwitz oder Die Fahne Hoch!(1959), benannt nach der ersten Strophe des Horst-Wessel-Lieds. Stella verwendete in diesen Arbeiten, die er Black Paintingsnannte, eine ähnliche Geometrie, wie sie in der Symbolik des Terrorregimes vorkam, vermied durch den Verzicht auf Farbigkeit allerdings Assoziationsmöglichkeiten. 1959 wurde der progressive Galerist Leo Castelli auf den jungen Stella aufmerksam und nahm ihn in seinen Katalog auf. 1960 folgte die erste Einzelausstellung in der „Leo Castelli Gallery“ in New York.
Das Bild ist nicht mehr Darstellung, sondern Ding.
Ab 1960 begann Stella mit beliebig geformten Bildträgern zu experimentieren, auf denen er — im Gegensatz zu der 1958 entstandenen Reihe der Black Paintings — regelmäßige, nun von Weißraum unterbrochene, farbige Linien anordnete. Dabei überwand er das „klassische“ Bildformat. Diese Serie bezeichnete er als Shaped Canvases, also als „geformte Leinwände“, weil sie das traditionelle rechtwinklige Leinwandformat ignorierte und die scheinbare Begrenzung der zweidimensionalen Malerei durch die Komponente des Raumes aufhob. Mit dieser neuartigen und ungewohnten Verschmelzung von Malerei und Skulptur wurde er zum Mitbegründer einer neuen Kunstauffassung.“ [ via wikipedia ]
Stella schlug einen völlig eigenen Weg ein, der ihn zu immer opulenteren, immer barockeren Reliefs führte. Mit dieser eigenwilligen Wendung „vom Minimalismus zum Maximalismus“ wurde Frank Stella zu einem der prägenden Künstler des 20. Jahrhunderts, dem das Kunstmuseum Wolfsburg nun mit etwa 60 meist großformatigen Werken und 30 Arbeiten auf Papier eine umfassende Retrospektive widmet, die größte seit mehr als 15 Jahren. Die Ausstellung bildet den Schlussstein im internationalen Reigen der Präsentationen, mit denen der 75. Geburtstag des Künstlers gewürdigt wird.
Das Museum of Modern Art in New York zeigte 1970 eine Retrospektive von Stellas Werk, womit er der jüngste Künstler war, der eine solche erhielt.
VIDEO | Frank Stella – 1972
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