Monterosso al Mare, 1924, Öl auf Leinwand, Privatbesitz (c) Pechstein, Hamburg/Tökendorf
Mit einem Überblick über Max Pechsteins Reisebilder widmet sich das Museum im Kulturspeicher Würzburg bis zum 1.9.2013 einem bisher nicht beachteten Aspekt im Werk des Expressionisten. Gezeigt werden rund 120 Arbeiten auf Papier, darunter gestaltete Postkarten, Briefe und Seiten aus den Reisebüchern sowie farbenprächtige Ölgemälde. Viele Werke sind erstmals öffentlich zu sehen.
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Obwohl Max Pechstein immer wieder Ausstellungen gewidmet wurden, spielte der Aspekt des Reisens als eigenes übergreifendes Thema bisher keine Rolle. Dabei entstand der Großteil seines Oeuvres weitab der Heimat. Die Ausstellung „Max Pechstein auf Reisen“ legt den Fokus erstmals auf diejenigen Arbeiten seines Werks, die auf den zahlreichen Studienfahrten und Auslandsaufenthalten des Künstlers basieren.
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Kunsthaus Stade | 2012 Kunstsammlungen Zwickau | bis 12.05.2013 Museum im Kulturspeicher Würzburg | bis 1. September 2013
MAX PECHSTEIN – Auf Reisen
Pressetext: Ausstellungsorte s.o.
Die Schau zeigt viele bisher noch nie präsentierte Werke, vor allem Reiseskizzen. Sie umfasst insgesamt rund 90 Arbeiten auf Papier, darunter gestaltete Postkarten, Briefe und Seiten aus den Reisebüchern, sowie 20 starkfarbige Ölgemälde. Im Zusammenhang mit Briefzitaten wird Pechsteins Auffassung von Natur und seine Vorstellung von der Einheit von Kunst und Leben anschaulich.
Historische Fotografien und Postkartenmotive bieten einen zusätzlichen Einblick in den historischen Kontext. Die Ausstellung macht auch deutlich, dass Pechstein sein Leben und seine Kunst — dazu gehören auch die später verfassten Erinnerungen — als ein Gesamtkunstwerk inszenierte.
KATALOG | Max Pechstein auf Reisen.
Utopie und WirklichkeitGebundene Ausgabe
176 Seiten
169 Tafeln in Farbe, 14 in Schwarz-Weiß,
47 Abbildungen in Farbe, 44 in S-W
27,0 x 21,0 cm,
Hirmer; Auflage: 1 (September 2012)
Sprache: DeutschDer Aspekt des Reisens wird in diesem Band als eigenes Thema beleuchtet, viele Werke werden erstmals präsentiert. In verschiedenen Einzelbeiträgen beschäftigen sich die Autoren mit Pechsteins Arbeitsweise, seinen Modellen, seinen Bildwelten und seinen später aufgeschriebenen Erinnerungen.
„Mensch und Natur in eins“ zu erfassen, „stärker und innerlicher“, das war Pechsteins Anliegen. Reisen war für den „Brücke“-Künstler Max Pechstein ein grundlegendes Bedürfnis.
So hielt er sich etwa wochenlang in Nidden, Leba und Monterosso al Mare auf, Gegenden, die vom Tourismus noch weitgehend unberührt waren. Die Landschaft, die er auf seinen Reisen erlebte, war unerschöpfliche Inspirationsquelle und künstlerisches Experimentierfeld. Hier auf den Reisen vollzog sich der Aufbruch in eine neue Kunstsprache, in stilistischer wie motivischer Hinsicht. Der erträumte und erlebte Einklang mit der Natur äußerte sich in künstlerischen Experimenten, die die Grundlage von Pechsteins künstlerischer Entwicklung darstellen.
Die Bilder zeigen neben Landschaften, Badenden oder Menschen bei der Arbeit, Fischer, Steinträger, Bauern in leuchtenden Farben und mit großer Expressivität. Alte Paradiesvorstellungen und der verlorene Traum von der Einheit von Mensch und Natur erleben in diesen Bildern eine Wiedergeburt.
Die Schau „Max Pechstein auf Reisen“ entstand in enger Zusammenarbeit mit den Enkeln des Künstlers, die das Projekt großzügig wissenschaftlich unterstützt haben und ist eine Ausstellungskooperation mit dem Kunsthaus Stade und den Kunstsammlungen Zwickau. Sie wird kuratiert von Dr. Ina Ewers-Schultz, Köln.
Max Pechstein (1881 — 1955)
gehört zu den bekanntesten Vertretern des Expressionismus. Der ehemalige „Brücke“-Maler und Mitbegründer der Gruppierung „Neue Secession“ ist durch seine farbintensiven Landschaftsdarstellungen und Porträts bekannt.
Reisen war für den ‚Brücke‘-Künstler Max Pechstein ein existenzielles Bedürfnis. Dahinter stand auch ein zivilisationskritischer Ansatz, der sich in seinen Bildwelten widerspiegelt. Die Natur und ihre Bewohner, die Max Pechstein auf seinen Reisen erlebte, waren unerschöpfliche Inspirationsquelle und künstlerisches Experimentierfeld. Der erträumte und erlebte Einklang mit der Natur äußerte sich in Arbeiten nach der Natur ebenso wie in konstruierten Bildwelten, die den Natureindruck nur noch suggerieren.
Pechstein war zeitlebens auf der Suche nach Ursprünglichkeit — einem der Leitprinzipien vieler Expressionisten. Dazu verließ der gebürtige Zwickauer seine Heimatstadt. Als Stipendiat besuchte Pechstein Italien mit seinen Antiken und reiste im Anschluss nach Paris, die europäische Kunstmetropole seiner Zeit
Max Pechstein - Frauen am Waldrand, 1911, Oel auf Leinwand, Kunstmuseum Gelsenkirchen, (c) Pechstein, Hamburg/Tökendorf
Künstlerische Erfüllung fand Pechstein jedoch abseits der großen Städte. Er malte an der Pommerschen Küste, der Kurischen Nehrung, oder in Ligurien — Regionen, die vom Tourismus noch weitgehend unberührt waren. Dort hielt er Landschaften fest und die Menschen, die in ihnen lebten und arbeiteten. Die Natur erwies sich als unerschöpfliche Inspirationsquelle für den Maler. Motive, wie Akte, Badende, Bauern, Steinträger und Fischer regten ihn zu künstlerischen Experimenten an.
Einen Höhepunkt in Pechsteins künstlerischem Leben stellt sein Aufbruch auf die Südseeinseln Palau im Jahr 1914 dar. Voller Begeisterung notiert er, er wolle „sich fern von Europa eine sichere arbeitsfreudige Ruhe suchen“. Weitab der westlichen Zivilisation fand der Maler tatsächlich ein kleines Paradies und die Ursprünglichkeit des Lebens, nach der er sich gesehnt hatte. Seine Eindrücke hielt er in zahlreichen Aquarellen, Holzschnitten, Tuschezeichnungen und Ölgemälden fest.
–> siehe auch: Max Pechstein. Ein Südsee-Insulaner in Berlin
von Aya Soika [ pdf file ]
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