A.R. Penck, T IV, 1981, Dispersion on canvas, 200 x 300 cm, Birkelsche Stiftung für Kunst und Kultur
A.R. Penck (Pseudonym von Ralf Winkler, 1939 – 2017) gehörte zu den deutschen Künstlern, die nach dem Zweiten Weltkrieg den Weg für eine neue künstlerische Denkweise ebneten. Heute ist er vor allem für seine Streichholzmännchen bekannt: Figuren mit harkenähnlichen Gliedern, die meist von Piktogrammen, Zahlen und Buchstaben umgeben sind. Pencks roh wiedergegebene Bildsprache spiegelt seine Abneigung gegen kulturelle und politische Systeme wider, aber sie hat auch einen forschenden und intuitiven Aspekt. Sein Werk wird in einer außergewöhnlichen Retrospektive mit fast zweihundert Werken, darunter selten gezeigte Gemälde und Zeichnungen, untersucht.
Die Ausstellung untersucht, wie Penck zeitlebens das Medium der Malerei erforschte. Er wurde nicht von irgendeinem System oder einer rationalen Erzählung getrieben, sondern von scheinbarem Chaos und Emotionen. In jeder Zeichnung und jedem Gemälde versuchte er, einen rein visuellen Raum zu schaffen, in dem die Phantasie gedeihen und der Betrachter sich verlieren konnte.
Taschenbuch 600 Seiten mit 270 (250 farb.) teils ganz- bzw. doppelseit. Abb., Ausst’verz., Chronologie, broschiert Verlag: König, Walther Sprache: Deutsch, Englisch 30,5 x 24,1 cm
Dieses aufwendig gestaltete Buch zeigt mehr als zweihundert, zum Teil bisher noch nicht reproduzierte Gemälde, Zeichnungen und Skulpturen von A.R. Penck. Die Zusammenstellung bietet einen aufschlußreichen Überblick auf das Schaffen dieses Wegbereiters, der im Nachkriegsdeutschland zu einer neuen Kunstauffassung fand. Dass Penck als Künstler die Freiheit suchte und fand, beweist A. R. Penck – How it works auf sehr eindrückliche Weise.
Zusammen mit seinen deutschen Künstlerkollegen Georg Baselitz, Anselm Kiefer und Markus Lüpertz hat A.R. Penck nach dem Zweiten Weltkrieg den Weg für eine neue Haltung in der Kunst geebnet. Während viele junge deutsche Künstler ein abstraktes Idiom bevorzugten, zogen Penck und die anderen es vor, die sichtbare Realität des täglichen Lebens in Werken darzustellen, die eine lange europäische figurative Tradition fortsetzten.
In den 1960er Jahren entwickelte er eine eigenwillige, aus Zeichen und Symbolen bestehende Bildsprache, die im Westen nicht unbemerkt blieb. Sein Ruhm und seine Wertschätzung für sein Werk wuchsen, nachdem er 1965 den jungen unternehmerischen Kölner Galeristen Michael Werner kennenlernte.
A.R. Penck - How it Works, 1989, acrylic paint on canvas, 340 x 340 cm, Galerie Michael Werner
Nachdem er 1980 die DDR verlassen hatte und zunächst nach Köln, dann nach London und Irland zog, erhielt Penck Zugang zu allen Arten von Farbe, Leinwand, Karton, Papier – eine Fülle von Materialien. Dies führte in den 1980er Jahren zu einer Explosion der Produktivität. Er begann auch, seine Werke mit verschiedenen Namen zu signieren, darunter Mike Hammer, T.M. und Y. Auffallend an seinem Zeichen- und Malstil waren die fünf verschiedenen Typen, die sich herauskristallisierten: ein abstrakter, von Symbolen dominierter Stil, ein figurativer Stil, in dem karikierte Formen dominierten, ein rein automatischer grafischer Stil, eine illusionistische Arbeitsweise und eine destruktive Herangehensweise.
Penck war in all diesen Ausdrucksformen gleichermaßen zu Hause und zog es vor, sie alle gleichzeitig zu verwenden. Es lässt sich nicht immer sagen, ob ein bestimmtes Motiv oder visuelles Element in seinem Werk realistisch, poetisch, katastrophal oder einfach nur humorvoll ist.
VIDEO | „Er nannte sich Y – Der unbekannte A.R. Penck“ Dokumentation 2019 von Thomas Claus
Die umfangreichen Recherchen für den Film förderten unbekanntes Ton- und Filmmaterial, Fotos und kleine Kunstwerke zu Tage. Als besonderer Glücksfall erwies sich der Fund von zwanzig verschollen geglaubten Super-8-Filmen, die Ralf Winkler gemeinsam mit Wolfgang Opitz zwischen 1970 und 1980 in Dresden realisierte. Darunter befinden sich einzigartige Aufnahmen, die Penck bei der Arbeit im Atelier zeigen und bislang unbekannte Kunstaktionen dokumentieren.
Ehemalige Weggefährten, wie Peter Makolies, Achim Freyer oder Volker Henze aber auch bedeutende Ausstellungsmacher, wie Kasper König und Dieter Koepplin geben Auskunft und offenbaren einen sensiblen wie politischen Künstler, der seine Ideen verwirklichte und auch die Konfrontation nicht scheute. Besonders ergiebig erwies sich das Archiv des Kölner Fotografen Benjamin Katz, in dem über 20.000 Aufnahmen von A.R. Pencks Arbeitsweise, seinem Ideenreichtum und seiner Vielseitigkeit zeugen und von denen 99 Prozent unveröffentlicht sind.
Eine Ausbildung an den Akademien der DDR oder eine Mitgliedschaft im Verband Bildender Künstler der DDR bleiben A.R. Penck verwehrt, obwohl er sich mehrfach darum bewarb. Und obwohl seine zwischen Abstraktion und Figuration pendelnde Kunst nicht dem ästhetischen Ideal des sozialistischen Realismus entspricht, teilt er die kulturpolitische Auffassung von der Rolle des Künstlers als gesellschaftlich relevante Kraft. Immer wieder setzt sich Penck mit dem real existierenden Sozialismus auseinander und reibt sich an seinen Widersprüchen.
Mitte der sechziger Jahre vermittelt Georg Baselitz Winklers Arbeiten an den Galeristen Michael Werner, der 1968 eine erste Einzelausstellung in Köln organisiert. 1972 nimmt er erstmals an der documenta, der 5. Weltkunstausstellung in Kassel, teil. Alles ohne Wissen und Genehmigung der Behörden. Das macht ihn angreifbar. Die Staatssicherheit, die den Künstler seit 1968 überwacht, wird ihre Spitzel bis zum Ende der DDR in seinem Umfeld platzieren, obwohl er seit 1980 im Westen lebt.
A.R. Penck - The Aesthetic Provinces, 1977, dispersion on canvas, 144 x 179 cm,
Birkelsche Stiftung für Kunst und Kultur
Seine Gemälde und plastischen Arbeiten werden schließlich weltweit in Galerien und Museen gezeigt und obwohl A.R. Penck zu den wichtigsten Avantgarde-Malern gehört, die in den siebziger und frühen achtziger Jahren die Erneuerung der Malerei in Deutschland vorangetrieben haben, ist er heute weitgehend unbekannt.
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