Die Ausstellung im Kunstmuseum Basel bietet einen Überblick über das Schaffen Pissarros und legt das Augenmerk auf seine Zusammenarbeit mit Zeitgenossen. Als Freund und Mentor pflegte Pissarro rege Beziehungen mit Künstlern verschiedener Generationen wie Paul Cézanne, Claude Monet, Paul Gauguin, Edgar Degas, Mary Cassatt und weiteren. Der intensive Austausch kann als Katalysator für die wichtigsten Entwicklungen der Malerei der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verstanden werden.
« (…) Wir kommen vielleicht alle von Pissarro. Er hatte das Glück, auf den Antillen geboren zu werden, dort hat er das Zeichnen ohne Meister gelernt. Das hat er mir alles erzählt. Im Jahre 65 schloss er bereits Schwarz, Bitumen von Judäa, Terra di Siena und die Ockertöne aus. Das ist eine Tatsache. Male immer nur mit den drei Primärfarben und ihren direkten Derivaten. So sagte er mir. Der erste Impressionist, ja, das ist er.»
Paul Cézanne, «Conversations avec Cézanne»
Das Kunstmuseum Basel bietet nicht nur einen umfassenden Überblick über Pissarros OEuvre, sondern rückt seine kollaborative Praxis und seinen maßgeblichen Einfluss auf die Moderne in den Fokus. Damit wird ein Künstler gewürdigt, der zu oft an zweiter Stelle genannt wird, wenn es um die zentralen Figuren in der Kunst des 19. Jahrhunderts geht. KünstlerInnen verschiedener Generationen, von denen mehrere zu Leitfiguren der Moderne an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert avancieren sollten, vertrauten auf seinen Rat als Freund und Mentor.
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Die Ausstellung beleuchtet den intensiven Austausch Pissarros mit ihnen und setzt sein vielfältiges Werk in Kontext mit Arbeiten von Claude Monet, Paul Cézanne, Paul Gauguin, Georges Seurat, Paul Signac, Mary Cassatt und anderen. So entfaltet sich in der Ausstellung die Geburtsstunde der Moderne und wird gleichzeitig eine Geschichte jenseits des kunsthistorischen Mainstreams erzählt.
Kunstmuseum Basel | bis 23. Januar 2022
CAMILLE PISSARRO | Das Atelier der Moderne
Pressetext: Kunstmuseum Basel | https://kunstmuseumbasel.ch Kuratoren: Christophe Duvivier, Josef Helfenstein
KATALOG | Camille Pissarro. Das Atelier der Moderne
Gebundene Ausgabe mit Leinenrücken 336 Seiten 150 farbige Abbildungen Herausgeber: Prestel Verlag (13. September 2021) Sprache: Deutsch 25.7 x 3.7 x 30.6 cm
Camille Pissarro (1830–1903)
gehörte zu den bedeutendsten Künstlern im Frankreich des 19. Jahrhunderts. Entlang seines überaus vielfältigen Werks entfaltete sich die Geburtsstunde der Moderne. Trotzdem wird Pissarro in der heutigen Kunstgeschichte oft an zweiter Stelle genannt. Die letzte Ausstellung eines Schweizer Museums, die diesem wichtigen Künstler gewidmet wurde, liegt über sechzig Jahre zurück.
Als zentrale Figur prägte Pissarro den Impressionismus maßgebend. Dabei schenkte er als einziger Impressionist der Landschaft wie auch der menschlichen Figur gleichermaßen Aufmerksamkeit. Just in dem Moment, als der Impressionismus auch unter Sammlern Zustimmung fand und den Künstlern Geld einbrachte, wandte Pissarro sich in den 1880er Jahren einer zweiten malerischen Revolution zu, dem Neo-Impressionismus. Damit bewies er erneut seinen unbedingten Willen zu künstlerischem Fortschritt.
Camille Pissarro befasste sich – wie viele Neo-Impressionisten – mit dem Anarchismus. Inwiefern seine politische Gesinnung Eingang in seine Kunst fand, ist seit jeher von Interesse für eine sozio-historische Kunstgeschichte. Klar ist, dass Pissarro seine Bilder nicht als politische Programmbilder verstanden haben wollte. Nichtsdestotrotz verbinden die revolutionäre Malweise Pissarros sowie seine Bereitschaft, gegen alle Widerstände neue Wege einzuschlagen, seine Kunst mit den Kerngedanken des Anarchismus.
VIDEO | 3Sat Kulturzeit Ausstellungstipp Verfügbar bis 23.01.2022
Pissarros künstlerische Haltung ist komplexer als jene seiner Freunde. Seine Herangehensweise unterscheidet sich deutlich von den beim Publikum beliebten Bildsujets von Claude Monet, Auguste Renoir oder Edgar Degas.
Pissarro war beispielsweise der einzige unter den Impressionisten, dem die Darstellung des einfachen Lebens vor allem der ländlichen Bevölkerung ein zentrales Anliegen war. Seine Gemälde hatten nicht die Welt der kaufkräftigen Klasse der Bourgeoisie zum Inhalt, sondern die vom Menschen kultivierte Landschaft sowie das Leben der BäuerInnen und LandarbeiterInnen.
Politik, Gesellschaft und Kunstmarkt Pissarro war jeder Ästhetisierung abgeneigt – ganz anders als Monet oder Renoir. Diesem Umstand ist wohl geschuldet, dass der Maler zeitlebens an einem Mangel an kommerziellem Erfolg litt und Geldprobleme hatte. Bei der Gründung einer freien, genossenschaftlich orientierten Vereinigung von KünstlerInnen, die ihre Werke selbst ausstellen und verkaufen würden, war Pissarro eine treibende Kraft. Eben diese Société anonyme des artistes peintres, sculpteurs et graveurs würde später unter dem Namen Impressionisten in die Kunstgeschichte eingehen.
Just in dem Moment, als der lange Zeit höchst umstrittene Impressionismus öffentlich mehr Zustimmung fand, in private und öffentliche Sammlungen einging und den Künstlern und Künstlerinnen Geld einbrachte, wandte Pissarro sich in den 1880er Jahren einer weiteren malerischen Revolution zu – dem Neoimpressionismus. Damit bewies er erneut seinen unbedingten Willen zu künstlerischem Fortschritt. Die radikale Ästhetik und wissenschaftliche Methode des Neoimpressionismus, wie ihn unter anderen Paul Signac, Georges Seurat, Louis Hayet und Pissarros ältester Sohn Lucien vertraten, stellten für Pissarro eine logische Entwicklung des Impressionismus dar. Auch wenn er in den 1890er-Jahren wieder zu einem freieren Pinselstrich zurückkehrte, blieb er der Überzeugung treu, dass gute Kunst einen revolutionären Kern hat und einen unbeirrbaren Glauben an die Moderne vertritt.
Aus seinem Interesse an anarchistischen Schriften und seinem Engagement für ihre Verbreitung machte der Maler keinen Hehl. Wie viele seiner Zeitgenossen, vor allem unter den Neoimpressionisten, war Pissarro davon überzeugt, dass die ungleiche Verteilung von Ressourcen vor allem in Großstädten wie Paris oder London über kurz oder lang zu einem gesellschaftlichen Umsturz führen würde. Anders als einige seiner politischen Mitstreiter glaubte Pissarro jedoch an eine friedliche, gewaltlose Revolution.
Inwiefern seine politische Gesinnung Eingang in seine Kunst fand, ist seit jeher Interesse einer sozio-historischen Kunstgeschichte. Er verstand seine Bilder nicht als politische Programmbilder. Nichtsdestotrotz verbinden die revolutionäre Malweise Pissarros, sein Streben nach Autonomie und Freiheit in jeder Lebenslage sowie seine Bereitschaft, neue Wege gegen alle Widerstände einzuschlagen, seine Kunst mit den Kerngedanken des Anarchismus.
Camille Pissarro, Boulevard Montmartre, Frühling, printemps 1897, Öl auf Leinwand Museum Langmatt, Baden
Drang zum Experiment Pissarros Biografie ist geprägt von den Ereignissen und historischen Dynamiken des 19. Jahrhunderts. Er verkörperte einige der komplexesten Konflikte seiner Zeit und sah die KünstlerInnen in der Pflicht, sowohl den Zeitgeist als auch die politischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Zustände kritisch zu reflektieren. Sein Umgang mit diesen Bedingungen macht ihn aus heutiger Sicht zu einem höchst aktuellen Künstler.
Infolge seiner Herkunft war Pissarro ein Außenseiter unter den französischen KünstlerInnen, mit denen er sein Leben lang intensiv verkehrte. Als Sohn jüdischer Eltern wurde er 1830 auf der Karibik-Insel St. Thomas, damals eine dänische Kolonie, geboren und wuchs als Einziger unter den Impressionisten auf zwei Kontinenten auf. Er sprach drei Sprachen (Französisch, English und Spanisch) und lernte schon als Kind ethnische und kulturelle Vielfalt kennen. Seine Identität, seine Perspektive auf die Malerei und seine Weltsicht waren sowohl von diesem nomadischen Hintergrund als auch vom Austausch mit anderen MalerInnen geprägt.
Pissarro hatte eine außergewöhnliche Neugier für künstlerische Experimente und neue Darstellungsformen. Im inspirierenden Umfeld von KünstlerInnen wie Camille Corot und Gustave Courbet bemühte er sich um die Zusammenarbeit mit anderen, die wie er eine von der Akademie unabhängige künstlerische Vision entwickeln wollten.
PRESSESCHAU
Eine große Retrospektive von Camille Pissarro im Kunstmuseum Basel
Peter Iden für die Frankfurter Rundschau | Artikel lesen
Über den Sinn für den Übergang von Nähe und Ferne und das Wagnis des Eigenlebens der Farben.
„Verächtlich formuliert, galt dieser Anspruch, den Maler wie Monet, Cézanne, Renoir, Degas mit Pissarro teilten, als „Impressionismus“. Erst nach etwa 1880 gewann diese künstlerische Avantgarde an Geltung und Ansehen. In einer der wesentlichsten Publikationen zur Bedeutung der neuen Tendenz, „Impressionismus. Eine internationale Kunstbewegung 1860-1920“ hat Norma Broude 1990 ausführlich dargestellt, welch erstaunliche Entwicklung und Ausbreitung der Stil, nach den Anfängen in Frankreich, weltweit erlebt hat, unter anderem sehr exponiert in Deutschland, der Schweiz und Österreich wie in Japan, Italien, England und Russland.“
MONOGRAFIE | Impressionismus. Eine internationale Kunstbewegung 1860-1920
Ganzleinen, farbig illustrierter Schutzumschlag 423 Seiten mit 515 farbigen und schwarzweißen Abbildungen Herausgeber: ? DuMont Buchverlag; 2. Edition (1. Juni 2004) Sprache: Deutsch
„In dem splendiden Band, der den Impressionismus in allen europäischen Ländern und auch in Übersee neu beleuchtet, ist manche Entdeckung zu machen. Der Blick der Herausgeberin auf diese Lichtjahre der Malerei ist zukunftsweisend.“ ( FAZ | Eine Welt aus Licht und Farbe )
Unsere Auffassung des Impressionismus ist geprägt von der Vorstellung des französischen Künstlerrevolutionärs, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts akademische Bildauffassungen gegen die Freiheit einer neuen Malweise eintauschte und mit seiner Staffelei in die Natur zog, um dort die Eindrücke von Licht und Farbe unmittelbar einzufangen.
Nicht die eindimensionale Vorstellung einer französischen Avantgarde-Bewegung, sondern der weltumspannende kommunikative Charakter der impressionistischen Kunstbewegung interessiert die Autoren dieses Buches. In 12 Einzeldarstellungen wird gezeigt, wie die neue Bildauffassung der Impressionisten, ihre Themenwahl, die Darstellung bürgerlicher Freizeit und großstädtischen Lebens, sich durch Kunstmarkt und Kritik, durch Ausstellungstourneen und Künstlerreisen, also durch eine moderne Kunstpolitik, zur internationalen Bewegung entwickelte.
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