Mit rund 120 Gemälden, Aquarellen und Zeichnungen berücksichtigt diese Retrospektive alle Etappen von Nays facettenreichem Werk. Sie folgt aber nicht nur der Chronologie, sondern beleuchtet außerdem zentrale Themen, Motive oder Begriffe, die Nays Denken über die Jahrzehnte hinweg prägten, und ermöglicht so den Blick auf ein komplexes Werk als organisches Ganzes. Zugleich verbindet sie Nays Schaffen mit den Themen seiner Zeit, mit gesellschaftlichen, wissenschaftlichen und philosophischen Fragen, die Niederschlag in seiner Arbeit fanden.
Als documenta-Künstler hat der deutsche Maler Ernst Wilhelm Nay (1902—1968) nach dem Zweiten Weltkrieg internationale Bekanntheit erlangt. In seiner eigenständigen Bildsprache jedoch überführt Nay die Epoche des figürlichen Expressionismus der Klassischen Moderne in die gestische Abstraktion der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Das Museum Wiesbaden präsentiert den bedeutenden Künstler erstmals in seiner Museumsgeschichte in einer Einzelausstellung, die Nays breites Schaffen vorstellt. Zu sehen sind nicht nur die berühmten Lofoten-, Scheiben- oder Augenbilder, sondern auch die in der Rhein-Main-Region entstandenen Hekate- und Fugalen Bilder. In der Retrospektive werden diese, sonst in sich geschlossen wahrgenommenen Schaffensperioden als ein organisches, ineinander übergehendes Gesamtwerk erfahrbar gemacht.
In Hamburg fand Nays einzige Lehrtätigkeit statt: Im Herbst 1953 hatte der Maler drei Monate lang eine Gastdozentur an der Landeskunstschule inne. Als Folge dieses sorgfältig konzipierten Unterrichts publizierte er 1955 seine Schrift Vom Gestaltwert der Farbe, ein kunsttheoretisches Manifest des 20. Jahrhunderts, und im selben Jahr erhielt er den renommierten Lichtwark-Preis der Freien und Hansestadt Hamburg.
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Hamburger Kunsthalle | bis 07. August 2022
Museum Wiesbaden | bis 05. Februar 2023
Museum Küppersmühle, Duisburg | 24. März bis 6. August 2023
Gebundene Ausgabe, Hardcover 256 Seiten mit 186 farbigen und 38 s/w Abb. Herausgeber: Wienand Sprache: Deutsch 23.5 x 29.1 x 2.5 cm
Seine kraftvollen, farbintensiven Bilder gelten als Brücke zwischen der Kunst vor und nach dem Zweiten Weltkrieg, zwischen Expressionismus, Abstraktion und einer freien gestischen Malerei nach 1945, zwischen deutscher und internationaler Moderne: Ernst Wilhelm Nay (1902–1968).
Schon als junger Künstler, um 1930, hatte Nay Anerkennung unter Sammlerinnen und Sammlern, Kunsthistorikern und Kritikern gefunden, war in bedeutenden Ausstellungen vertreten gewesen und hatte erste Preise erhalten. Mit seiner Beteiligung an der documenta in Kassel 1955, 1959 und 1964 sowie den Biennalen in São Paulo und Venedig etablierte er sich endgültig als feste Größe in der Kunst der Moderne.
Trotz Nays historischer Bedeutung und seiner starken Präsenz in öffentlichen und privaten Sammlungen war die Beschäftigung mit seinem Werk zuletzt meist auf einzelne Schaffensphasen, auf Material- oder Formaspekte beschränkt. Eine kritische, zeitgemäße Nay-Retrospektive ist ein Desiderat – umso mehr, als die aktuelle Forschung neues Licht auf den Künstler wirft und jüngere Erwerbungen durch europäische Museen wie die Tate Modern, London, oder das Musée national d’art moderne, Paris, seine Geltung bekräftigen.
Ernst Wilhelm Nay hat sein Werk schon im Entstehen in Serien geordnet, sie wurden bekannt unter Titeln wie Rhythmische Bilder, Scheibenbilder oder Augenbilder. Als sein eigener Geschichtsschreiber bot er damit auch eine Entwicklungslinie zur Abstraktion, die der Kunstkritik seiner Zeit entsprach und deren Wirkung bis heute anhält. So hilfreich sich Nays System zunächst darstellt, so sehr verengt es aber auch den Blick auf sein Schaffen.
VIDEO | Ernst Wilhelm Nay – Vom Gestaltwert der Farbe Bayerischer Rundfunk, 1974, Buch und Idee: Elisabeth Nay und Bernd Klüser
Eine Ausstellung der Hamburger Kunsthalle in Zusammenarbeit mit der Ernst Wilhelm Nay Stiftung, dem Museum Wiesbaden (16. September 2022 bis 5. Februar 2023) und dem Museum Küppersmühle für Moderne Kunst.
„Mit großformatigen Bildern farbiger Kreise gilt Ernst Wilhelm Nay der gängigen Kunstgeschichte als der wichtigste Maler der deutschen Nachkriegsmoderne. Doch trotz solcher Wertschätzung ist er heute „Auf hohem Niveau unbekannt“, wie Kunsthallendirektor Alexander Klar formulierte.“
Retrospektive in Wiesbaden. „Alles hat mit dem Menschen zu tun“
AUDIO | SWR2 Kultur aktuell · 16.09.2022 · 6 Min.
„Das Ansinnen unserer Ausstellung ist auch, den „Vorwurf des Dekorativen“ zu entkräften, sagt Roman Zieglgänsberger, Kurator der Ernst Wilhelm Nay-Retrospektive im Museum Wiesbaden. In Nays Bilder stecke ungemein viel Inhalt. Um diesen Sichtbar zu machen, widme sich die Retrospektive jetzt vor allem dem Frühwerk von Ernst Wilhelm Nay. Dieses sei wegen Nays Nachkriegserfolgen vollkommen aus dem Blick geraten.“
VIDEO | Ernst Wilhelm Nay in Hamburg, arte Verfügbar bis 31.03.2023
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