Die Ausstellung „Neue Gärten – Gartenkunst zwischen Jugendstil und Moderne“ in der Liebermann-Villa zeigt die Ursprünge der Gartenreformbewegung und ihre Auswirkung auf die Gartenkunst um 1900. Mit ausgewählten Gemälden, Plänen und Dokumenten macht sie den Liebermann-Garten als herausragendes Beispiel dieser Kunst erkennbar.
Neue Gärten! titelte 1905 ein Buch des Architekten und Designers Joseph Maria Olbrich.
Die breite Reformbewegung, die um 1900 bildende Kunst, Design, Architektur, Mode und das Alltagsleben tiefgreifend veränderte, machte auch vor der Gartengestaltung und der Funktion von Parkanlagen nicht halt.
Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts waren Parkanlagen aber auch Villengärten formal noch stark vom englischen Landschaftsgarten mit seinen geschwungenen Wegen und malerischen Baumgruppen geprägt. Der Parkbesuch war in der Regel auf das Spazierengehen reduziert. Die Besucher sollten die landschaftlichen Schönheiten des Parks von den Wegen aus genießen. Das Betreten der Rasenflächen oder gar Spiel und Sport waren dagegen nur selten gestattet.
Mit der Industrialisierung kam es im Laufe des 19. Jahrhunderts zu einer immer größeren Verdichtung der Städte und damit einher zu immer kleiner werdenden Grundstücken. Gerade ärmeren Bevölkerungsschichten standen oft nur winzige Wohnungen ohne eigenen Garten zur Verfügung. Gleichzeitig war der Weg ins Grüne durch die zunehmende Größe der Städte und die nur in geringem Maße vorhandenen öffentlichen Verkehrsmittel häufig sehr weit. Dennoch verlangte die Bevölkerung in ihrer knappen Freizeit nach Möglichkeiten der Erholung, nach Licht und Luft und vor allem nach Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten für Kinder.
Der Reformgarten wurde geboren! Es entstanden Volksparks in geometrischen Formen, mit geraden Wegen und vor allem weiten Wiesenflächen für Sport und Picknick, Gewässern zum Rudern sowie Sandkästen, Turngeräte und Planschbecken für kleine Kinder. Ruhesuchende konnten sich in intimen architektonischen, von Hecken gesäumten Gartenräumen zurückziehen, die häufig mit Blumen bepflanzt waren und als Ersatz für einen fehlenden eigenen Garten dienten.
Auch die Gestaltung von Villengärten folgte nun formalen, geometrischen Gesichtspunkten, die den Landschaftsgarten en miniature ablösten.
Die Ausstellung zeigt diesen historischen Umbruch anhand zahlreicher originaler Pläne, Zeichnungen, Fotografien, Modelle, Kostüme und Gemälde u.a. von Künstlern wie Max Liebermann, Heinrich Vogeler, Max Clarenbach, Emil Nolde, Joseph Maria Olbrich, Max Laeuger, Fritz Encke und Peter Behrens.
Gebundene Ausgabe 200 Seiten 223 farbige Abb., 37 s/w Abb. Verlag: Wienand Sprache: Deutsch 17,4 x 3 x 24,6 cm
European Gardenbook Award 2017 2. Preis in der Kategorie „Bestes Buch über Gartengeschichte“ des Deutschen und Europäischen Gartenbuchpreises 2018
Um 1900 wandelten sich Kunst und Architektur grundlegend. Mit der Geburt des Reformgartens manifestiert sich dies auch in Gärten und Parks. Der bürgerliche Hausgarten bildete von nun an eine Erweiterung der Wohnung. Das „einfache“ Volk verlangte nach Freizeitmöglichkeiten in öffentlichen Parks. Volksparks mit Wiesenflächen für Sport und Erholung entstanden.
Bekannte Architekten wie Joseph Maria Olbrich oder Peter Behrens widmeten sich der architektonischen Gartengestaltung. Maler wie Max Liebermann und Emil Nolde porträtierten ihre eigenen Gärten.
Die textlich hervorragend begleitete Publikation gestattet erstmals einen umfassenden Einblick in diese besondere Epoche. Anhand von originalen Plänen, Zeichnungen, Fotos, Modellen, Kostümen und Gemälden belegt der großzügig bebilderte Band den historischen Umbruch.
„Das Buch ist sehr schön gestaltet, aufgelockert mit vielen tollen Gartenplänen und -skizzen, aber auch Bildern von berühmten Malern wie Liebermann oder Nolde. Man erfährt viel über den Wandel der Gartengestaltung am Anfang des 20. Jahrhunderts, wie sich die Gärten und auch öffentlichen Parks durch andere Ansprüche verändert haben. Einige dieser damals umgestalteten Parks kann man heute sogar noch in dieser Form besichtigen! Das ist mein nächstes Projekt fürs Frühjahr.“ [ Lirumlarum ]
Das ausgehende 19. Jahrhundert war eine Zeit der Reformideen: Das Reformkleid und das Reformhaus kommen ebenso aus diesen Jahren wie die Reformpädagogik oder das Reformspielzeug. Die unterschiedlichen Reformbewegungen reagierten auf eine tiefgreifende Unzufriedenheit der bürgerlichen Schichten mit der gesellschaftlichen und der politischen Situation im deutschen Kaiserreich.
Auch in der Gartenkunst formierte sich eine Reformbewegung. In Opposition zur bisherigen, von den Ideen des englischen Landschaftsgartens geprägten Praxis, forderten Architekten, Künstler und Landschaftsplaner den Reformgarten.
Für alle sozialen Schichten wird der Volkspark nun zum Erholungsraum. Die Gartengestalter reagieren damit auf die zunehmende Industrialisierung und Urbanisierung. Gerade der ärmeren Bevölkerung stehen oft nur winzige Wohnungen ohne Garten zur Verfügung. Die Stadtbewohner verlangen nach Möglichkeiten zur Erholung, nach Licht und Luft, und vor allem nach Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten für Kinder.
An die Stelle der Imitation von Landschaft mit sich schlängelnden Wegen und anmutigen Gebüschpflanzungen sollte ein streng geometrischer Garten mit durch Hecken definierten Raumeinheiten treten.
Für Nutzung und Bepflanzung wurden ganz neue Konzepte entwickelt, die in ganz Europa aufgegriffen wurden. Kreative Köpfe des Reformgartens waren u.a. die Architekten Josef Maria Olbrich und Peter Behrens, der Direktor der Hamburger Kunsthalle, Alfred Lichtwark, und der Gartenarchitekt Erwin Barth, aber auch Künstler wie Leopold von Kalckreuth und Max Liebermann, die ihre Gärten im Sinne der neuen Ideen gestalten ließen und zum Motiv ihrer Kunst machten.
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