Die Ausstellung im Martin-Gropius-Bau zeigt Arbeiten aus allen Schaffensperioden: von frühen Zeichnungen aus den 1890er Jahren bis zu späten Werken aus den 1930er/40er Jahren des 20. Jahrhunderts. Sie zeigt Mondrians Suche nach einem eigenen künstlerischen Weg, der ihn letzlich zur abstrakten Kunst führen sollte.
Mit rund 50 Werken von Piet Mondrian aus dem Gemeentemuseum in Den Haag, ergänzt um ausgewählte Leihgaben aus europäischen Sammlungen, wird die Ausstellung die Bedeutung von Struktur und Zeichnung im Ouvre eines der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts untersuchen. Die Ausstellung ist die erste Berliner Werkschau des Niederländers seit 1968.
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„Das erste, was ich in meiner Malerei veränderte, war die Farbe“, notierte Mondrian 1941. Dabei überging er, dass er bereits zuvor drastisch reduzierende Schritte in seinen Zeichnungen vorgenommen hatte, indem er schrittweise die Beziehungen und rhythmischen Strukturen zwischen vertikalen und horizontalen Linien und Elementen hervorhob. Dies übertrug sich auf seinen Umgang mit Farbe. Er entwickelte sich vom Traditionalisten zum Protagonisten der Moderne.
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Martin-Gropius-Bau, Berlin | bis 6. Dezember 2015
Piet Mondrian. Die Linie
Pressetext: Martin-Gropius-Bau Berlin www.berlinerfestspiele.de
Kurator: Hans Janssen, Mondrian-Experte und Kurator am Gemeentemuseum Den Haag
Piet Mondrian (1872–1944) zählt mit seinem Werk zu den Begründern der abstrakten Malerei. Er ist ein Meister der Komposition von Farbflächen. Mit seiner strengen Reduktion auf die Grundelemente der Malerei schuf er Ikonen der klassischen Moderne. Doch Mondrian begann, was weniger bekannt ist, um 1900 im impressionistischen Stil der Haager Schule zu malen, probierte verschiedene Kunststile bis die Linie, die Organisation von Bildflächen sein künstlerisches Werk dominierte. Diese Entwicklung im Werk Mondrians will die vom Gemeentemuseum Den Haag gemeinsam mit dem Martin-Gropius-Bau entwickelte Ausstellung aufzeigen.
Mit rund 50 Gemälden und Zeichnungen entsteht ein Bild von Mondrians Suche nach dem eigenen künstlerischen Weg.
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 392 Seiten, 240 farbige Abbildungen, 1.000 s/w Abbildungen, Prestel Verlag (24. August 2015) Sprache: Deutsch 24,0 x 29,7 cm
Bis heute begeistern seine revolutionären Kompositionen aus Rastern und Primärfarben die Betrachter weltweit.
In diesem großzügig bebilderten vollständigen Werkkatalog kann der Leser die vielschichtige künstlerische Entwicklung Piet Mondrians vom naturalistischen Landschafts- und Porträtmaler der 1890er-Jahre bis zum gefeierten Mitbegründer der Farbflächenmalerei anschaulich nachvollziehen. Die visuelle Reise führt chronologisch durch die prägenden Stationen in Mondrians Leben, bis hin zu seinem Exil in London und New York.
Zahlreiche Fotografien und Dokumente aus dem Archiv des Künstlers stellen sein Schaffen in den Kontext seiner Zeit und erläutern die künstlerische Bedeutung seines Gesamtwerks.„Ich suche nach der richtigen Harmonie zwischen Rhythmus und steter Proportion“, schrieb Piet Mondrian 1919 an einen Künstlerkollegen. Da ahnte er noch nicht, dass sich seine abstrakten Form- und Farbexperimente schon kurze Zeit später als wegweisend für die gesamte Kunstwelt erweisen sollten.
Piet Mondrian
wird am 7. März 1872 in der Stadt Amersfoort in der Provinz Utrecht in Holland als Sohn eines Volksschullehrers geboren. In der Familie wird ein strenger Calvinismus gepflegt. Mondrian studiert an der Rijksakademie van beeldende Kunsten in Amsterdam und interessiert sich für die Maler der Haager Schule und ihre Maltechnik.
Seine Motive sind vor allem Felder, Bauernhöfe, Windmühlen und immer wieder Bäume und Flusslandschaften. Um 1905 beginnt er zu experimentieren. An seinen Motiven erprobt er wechselnde Malstile und Maltechniken je nach Lichtmodulation: Für eine Landschaft im Sonnenlicht wählt er einen impressionistischen Malstil, für eine im Abendlicht einen fauvistisch-expressionistischen. Kritiker werden auf ihn aufmerksam. 1910 formiert sich die Gruppe „Moderne Kunst Kring“ (Zirkel der modernen Kunst) mit den Künstlern Jan Toorop, Jan Sluyters und Piet Mondrian. 1911 stellen sie zusammen mit französischen Avantgardekünstlern, darunter Cézanne, Braque, Picasso in der Ausstellung „Moderne Kunst Kring“ im Amsterdamer Stedelijk Museum aus.
Im selben Jahr ist Mondrian mit einer Arbeit im „Salon des Indépendants“ in Paris beteiligt. 1912 zieht er nach Paris. Der Kubismus beeinflusst ihn, wobei sein künstlerisches Interesse eher der Struktur und Organisation von Bildflächen gilt. Mondrian formuliert sein Streben „nach der Harmonie durch die Gleichwertigkeit von Linien, Farben und Flächen“. Landschaften werden schematisiert. Das Naturmotiv wird zur abstrakten Komposition; dabei setzt er die Linie mehr und mehr als Vertikale und Horizontale ein. 1913 ist er in Berlin in Herwarth Waldens Ausstellung „Erster Deutscher Herbstsalon“ vertreten. 1914 besucht Mondrian seinen kranken Vater und kehrt erst nach dem Ersten Weltkrieg wieder nach Paris zurück. Er betreibt weiter die Auflösung des Figurativen. Seine Werke bezeichnet er als „Komposition“, wendet sich der Theosophie zu und nennt später seinen Stil „Neoplastizismus“.
In den 1920er und 1930er Jahren stellt er an vielen Orten aus – in Den Haag, Amsterdam, Rotterdam, Stockholm, Paris, New York, Dresden, Berlin, Potsdam, Wien. Doch der finanzielle Erfolg lässt auf sich warten. Um zu überleben, malt er weiterhin Blumenaquarelle und übernimmt andere Auftragsarbeiten.
Als Kunsttheoretiker und Mitbegründer der Künstlervereinigung „De Stijl“, die 1917 niederländische Maler, Architekten, Designer, Grafiker und Dichter gegründet hatten, verfasst Mondrian unter anderem Le Néo-Plasticisme. 1925 erscheint die Schrift in deutscher Übersetzung als Bauhausbuch Nr. 5 unter dem Titel Neue Gestaltung. Neo-Plastizismus, Nieuwe Beelding.
Mondrian arbeitet weiter an seinen ,Kompositionen’, indem er sein Linienspiel bis zum Äußersten vereinfacht oder zu einer komplexen Gitterstruktur rhythmisiert und durch wenige Farbflächen ergänzt. Seine Bilder werden in Deutschland nach 1933 als entartet diffamiert, einige seiner Werke werden auf der Ausstellung „Entartete Kunst“ in München des Jahres 1937 ausgestellt. Vor den Nazis und wegen des aufkommenden Zweiten Weltkriegs zieht er 1938 nach London und 1940 weiter nach New York.
In den USA, besonders in New York stößt seine Arbeit auf großes Interesse. Viele aus Europa geflüchtete Künstler leben in den 1940er Jahren in New York. Neu entstehende Werke lockerte Mondrian nun mosaikartig mit Primärfarben auf und überwand so seine früheren strengen Kompositionen zugunsten einer neuen, fast musikalisch zu bezeichnenden Rhythmisierung des Motivs. Mondrian stirbt in New York am 1. Februar 1944 an den Folgen einer Lungenentzündung.
Die lakonische Struktur seiner späten Bilder fand und findet ihren Niederschlag noch heute in Architektur, Mode, Werbung und Populärkultur.
Im ATELIER von MONDRIAN
Ein Film von François Lévy-Kuentz
VIDEO | Trailer
Der Film erlaubt es dem Zuschauer, die künstlerische Entwicklung Mondrians nachzuvollziehen, von seinen ersten, figurativen Gemälden in der holländischen Heimat bis hin zu seiner Zeit in New York (1940-1944), wo er seinen Lebensabend verbrachte.
Gefilmt in der detailgetreuen Nachbildung seines Pariser Ateliers, erweckt diese Dokumentation Mondrians Leben und Wirken wieder zum Leben: seine Leidenschaft für Jazz und Tanz, seinen künstlerischen Weg von den frühen gegenständlichen Arbeiten über die De Stijl-Bewegung bis zu seiner Abreise nach New York, wo er 1944 starb.
»Noch nie gab es einen klügeren, unterhaltsameren, also besseren Film über einen Künstler. Und zwar in optischer und musikalischer Hinsicht. Herrlich der fetzige Jazz, den Mondrian so mochte; toll sein rekonstruiertes Atelier, ein dreidimensionales Werk von ihm und erläuternd dazu die alten Aufnahmen von Paris bis New York. Begeisterung!« Simone Dattenberger, Münchner Merkur, 28. Juli 2011
Michael White untersucht, wie Mondrians Atelier zu einer Möglichkeit wurde, abstrakten Raum außerhalb seiner Bilder zu schaffen. Mondrian „entwickelte die Sprache der abstrakten Malerei, wie wir sie heute kennen“, und diese Ausstellung in der Tate Liverpool soll zeigen, wie Mondrians Ateliers ein wesentlicher Bestandteil seiner Arbeitsweise waren. Michael White zeigt uns eine akribische Rekonstruktion seines Pariser Ateliers und erörtert, wie Mondrian hoffte, dass seine Gemälde und damit auch seine Ateliers nicht nur dynamische räumliche Beziehungen schaffen, sondern sogar auf eine neue Lebensweise hinweisen würden.
Martin-Gropius-Bau
Piet MONDRIAN. Die Linie
bis 6. Dezember 2015
Öffnungszeiten MI bis MO 10:00–19:00 DI geschlossen An den Feiertagen geöffnet
Eintritt Einzelticket € 11 / ermäßigt € 8 Gruppen (ab 5 Personen) p. P. € 8 Eintritt frei bis 16 Jahre
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