Werbung für die Lufthansa von Karl Krüger, um 1935 ( Ausschnitt ) Bild: Horst Ziegenfusz
Das Städel Museum beleuchtet die unterschiedlichen Tendenzen in der Fotografie der Moderne. Anhand von einer Einführung und sieben thematischen Kapiteln vermittelt die Ausstellung einen Eindruck von den verschiedenen Gebrauchskontexten der Fotografie in der Zwischenkriegszeit. Sie gibt dabei auch immer wieder Ausblicke in die 30er Jahre, in der die Fotografie zunehmend als Kommunikationsmittel für die politische Propaganda der Nationalsozialisten instrumentalisiert wurde.
Die Weimarer Republik (1918–1933) war eine Zeit großer Innovationen in der modernen Fotografie. Zahlreiche Fotografinnen und Fotografen bedienten mit ihren Werken eine immer stärkere Nachfrage nach Bildern für Presse und Werbung oder publizierten ihre Aufnahmen in aufwendigen Fotobüchern. Ein Katalysator für diese Entwicklung war die Erfindung der Kleinbildkamera in den 20er Jahren, die eine bislang nie dagewesene Bewegungsfreiheit ermöglichte.
Ungewöhnliche Blickwinkel, steile Auf- und Untersichten sowie Detailaufnahmen zeugen von einer neuen Experimentierfreude in der Fotografie. Als Schlagwort für diese moderne Ästhetik bürgerte sich der Begriff „Neu Sehen“ ein – eine Aufforderung, die man gleichermaßen auf das Fotografieren wie auf das Betrachten beziehen kann. Die Bildsprache wurde direkter, klarer und vielfach grafischer. In ihrer nüchternen Strenge entsprach sie dem Bedürfnis einer Gesellschaft, die nach der Katastrophe des Ersten Weltkriegs realitätsnahe Darstellungen bevorzugte.
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Städel Museum, Frankfurt am Main | bis 24. Oktober 2021
KATALOG | Neu Sehen. Die Fotografie der 20er und 30er Jahre
Softcover ca. 300 Seiten ca. 148 farbige Abbildungen Sprachen: Deutsch, Englisch 24 × 28 cm
Wie in kaum einer anderen Zeit hat die Fotografie zwischen 1918 und 1939 die Kunstwelt und den Alltag geprägt. Vor dem Hintergrund einer intensiven Diskussion um Kontinuitäten und Tendenzen stilistischer Gestaltungsweisen in den 1920er und 1930er Jahren bietet der Katalog Neu Sehen einen Einblick in die Komplexität des Zeitgeschehens. In acht thematischen Kapiteln werden zentrale Aspekte der künstlerischen Beschäftigung mit Fotografie und deren Einsatz in verschiedenen Gebrauchskontexten in ihrer gesamten motivischen Bandbreite vorgestellt.
In den 1920er Jahren eröffneten sich für Fotografen zahlreiche neue Tätigkeitsgebiete, die sich von der Illustrierung in Zeitschriften und Büchern bis hin zur Gestaltung von Werbung erstreckten. Doch nicht nur diese wirtschaftliche Art der Nutzung ebnete der Fotografie den Weg für ihre starke Präsenz im öffentlichen Raum. Als scheinbar authentisches Abbild der Wirklichkeit erkannten auch politische Bewegungen ihr Potenzial als Mittel zur Gewinnung und Steuerung der Massen.
Im Unterschied zur Diffamierung der Moderne in den bildenden Künsten, gab es in der Fotografie keine gestalterischen Einschränkungen – die neue Bildsprache hatte sich bereits fest im visuellen Gedächtnis etabliert und sollte auch in Verbindung mit dem NS-Staat für Fortschrittlichkeit stehen.
PRESSESCHAU
Perverser Scharfsinn
Till Briegleb für die Sueddeutsche Zeitung | Artikel lesen
„Die umfangreich mit biografischer und historischer Information angereicherte Schau führt den Besucher mit ihren Beispielen hin zu einer zentralen These: Im Bereich der Fotografie gab es zwischen der Weimarer Republik und dem Dritten Reich keinen ästhetischen Bruch.“
Auf, unter nah: Das Zeitalter der Perspektiven
Sandra Danicke für die Frankfurter Rundschau | Artikel lesen
„Während die avantgardistischen Strömungen in Malerei und Bildhauerei im Nationalsozialismus diffamiert wurden, gab es in der Fotografie keine spürbare Zäsur. Im Gegenteil: Wie die Suche nach neuen Seherfahrungen im NS-Staat gezielt für propagandistische Zwecke eingesetzt wurde, belegen zahlreiche Beispiele der Ausstellung.“
Schauen wie die Frösche, fotografieren wie die Vögel
„In der Ausstellung bildet die revolutionäre Ästhetik der neuen Seherfahrungen einen Schwerpunkt, und es sind gerade diese Aufnahmen, die nichts von ihrer Frische und Wucht verloren haben. Ob Karl Krüger zu einer Lufthansa-Maschine hinaufschaut oder Hans Finsler auf adrett ausgelegte Socken hinunter. Wie sehr sich auch die Politik, ebenso der Russischen Revolution wie des Nationalsozialismus, dieses Effekts bedient hat, belegen Aufnahmen aus der Froschperspektive: hier die eines Trompeters, fotografiert von Alexander Rodtschenko, dort die von Adolf Hitler in energischer Pose, aufgenommen von Heinrich Hoffmann, oder Paul Wolffs aufmarschierende Truppe 1934 auf dem Reichsparteitag.“
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