Das Städel Museum widmet sich im Frühjahr 2019 in der groß angelegten Sonderausstellung „Tizian und die Renaissance in Venedig“ mit über 100 Meisterwerken einem der folgenreichsten Kapitel der europäischen Kunstgeschichte: der venezianischen Malerei der Renaissance. Mit mehr als 20 Arbeiten allein von Tizian versammelt die großangelegte Ausstellung die umfangreichste Werkauswahl des Künstlers, die in Deutschland je zu sehen war.
Zu Beginn des 16. Jahrhunderts entwickeln die Künstler der Lagunenstadt eine eigenständige Spielart der Renaissance, die auf rein malerische Mittel und die Wirkung von Licht und Farbe setzt.
Einer der wichtigsten Vertreter ist Tizian (um 1488/90–1576), der zeit seines Lebens die zentrale Figur in der venezianischen Kunstszene bleibt. Mit über 20 seiner Werke versammelt die Frankfurter Schau die umfangreichste Auswahl, die in Deutschland je gezeigt wurde.
Darüber hinaus sind unter anderem Gemälde und Zeichnungen von Giovanni Bellini (1437-1516), Jacopo Palma il Vecchio (um 1480–1528), Sebastiano del Piombo (1485–1547), Lorenzo Lotto (1480–1557), Jacopo Tintoretto (1515–1594), Jacopo Bassano (1515–1592) oder Paolo Veronese (1528–1588) zu sehen.
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Städel Museum, Frankfurt am Main | bis 26. Mai 2019
Gebundene Ausgabe Hardcover mit Schutzumschlag 272 Seiten 198 farbige Abbildungen 8 s/w Abbildungen Prestel Verlag Sprache: Deutsch 23,5 x 3 x 28,7 cm
Dieser Übersichtsband mit schön reproduzierten Kunstwerken und kenntnisreichen Texten führt den Leser tief in die Kunst der Renaissance ein, eine der wichtigsten Kunstepochen der Lagunenstadt.
Die Ausstellung bietet einen umfassenden Einblick in die künstlerische und thematische Bandbreite der Renaissance in Venedig und macht anschaulich, warum sich Künstlerinnen und Künstler der nachfolgenden Jahrhunderte immer wieder auf die Werke dieser Zeit beziehen.
In einer Folge von acht thematischen Kapiteln werden ausgewählte Aspekte vorgestellt, die für die venezianische Malerei des 16. Jahrhunderts charakteristisch sind. Dazu gehören etwa atmosphärisch aufgeladene Landschaftsdarstellungen, Idealbilder schöner Frauen (die sogenannten „Belle Donne“) oder die Bedeutung der Farbe für die Kunst der Venezianer.
Die thematisch angelegten Sektionen ergeben ein systematisches Panorama des umfangreichen Materials. Neben dem venezianischen Bestand der Städelschen Sammlung, zu dem etwa Tizians Bildnis eines jungen Mannes (um 1510) gehört, werden hochkarätige Leihgaben aus mehr als 60 deutschen und internationalen Museen gezeigt.
„Dieses wirkmächtige Klassikerthema der Kunstgeschichte ist in den deutschen Museen erst in jüngster Zeit stärker ins Blickfeld geraten. So erfüllt es uns mit großer Freude, dass wir in Frankfurt zum ersten Mal überhaupt in Deutschland ein so umfassendes, durch Schwerpunkte strukturiertes Panorama der venezianischen Malerei der Renaissance präsentieren können“, so Städel Direktor Philipp Demandt.
Tizians Zeitgenossen wie Sebastiano del Piombo oder Lorenzo Lotto verbreiten die Innovationen bald auch außerhalb der Stadtgrenzen Venedigs. Ab den 1540er-Jahren tritt mit Jacopo Tintoretto, Paolo Veronese und Jacopo Bassano eine neue Künstlergeneration auf den Plan, die ebenfalls um Aufträge wetteifert. Tizian setzt jedoch für Konkurrenten und Bewunderer gleichermaßen die Messlatte.
„Kaum ein Bereich der Kunstgeschichte hat eine so kontinuierliche Rezeption erfahren. Tizian, Tintoretto und Veronese ist dabei eine Bewunderung zuteilgeworden wie sonst nur Michelangelo und Raffael“, betont Bastian Eclercy, Kurator der Ausstellung.
VIDEO | Tizian und die Renaissance in Venedig
Ist er wirklich 103 Jahre alt geworden? Oder doch nur 89? So genau weiß man das nicht. Für damalige Zeiten hat Tizian jedenfalls ein biblisches Alter erreicht und er überlebte auch seine stärksten Rivalen. Er wurde die zentrale Figur in der venezianischen Kunstszene des 16. Jahrhunderts, der „Maler der Farben und des Lichts“.
Tizian - Christus und Maria Magdalena (Noli me tangere), etwa 1512,
Öl auf Leinwand, 109 x 91 cm,
Public Domain via wikipedia commons
„Christus erscheint nach der Auferstehung Magdalena, um sie zu trösten. Zuerst denkt sie, dass er ein Gärtner ist; als sie ihn erkennt, sagt er ihr, sie solle ihn nicht berühren – „noli me tangere“ (lass mich nicht berühren) – wie es in den Evangelien (Johannes 20,14-18) heißt. An anderer Stelle wird in der Bibel festgehalten, dass Christus bald zum Himmel aufsteigen und den Heiligen Geist zu seinen Nachfolgern hinabsenden wird: Er will nicht, dass sie sich an seine körperliche Gegenwart klammern.“ [ via National Gallery UK ]
Röntgenaufnahmen zeigen, dass Christus ursprünglich mit einem Gärtnerhut gemalt wurde und sich von den Magdalen abwandte. Auch die Landschaft wurde während der Arbeiten drastisch verändert.
PRESSESCHAU
Gerühmt als größter Maler seiner Zeit
Kurator Bastian Eclercy im Gespräch mit Eckhard Roelcke für deutschlandfunk | Artikel lesen
AUDIO | Beitrag anhören, 7.22 Minuten
„Tizian sei ohne Zweifel der größte Maler, den die Stadt Venedig hervorgebracht habe, sagt Bastian Eclercy, der Sammlungsleiter für italienische, französische und spanische Malerei vor 1800 am Städel Museum und Kurator der Ausstellung. „Und das, obwohl diese Stadt nicht arm an Talenten war. Seine Karriere beruht aber vielleicht auch darauf, dass er sehr lange gelebt hat und eine lange Schaffenszeit von etwa 70 Jahren hatte.“
Im 16. Jahrhundert habe die Landschaftsmalerei als Gattung noch nicht existiert, sagte Eclercy. Aber die Landschaft gewinne in der Malerei zunehmend an Bedeutung. Und da sei Tizian auch führend gewesen. Das könne man sehr gut an seinem Frühwerk „Noli me tangere“ sehen. Da nehme die Landschaft vielfach Bezug auf die Personen, den auferstandenen Jesus Christus und Maria Magdalena. „Da wird regelrecht eine zweite Ebene für die Bilderzählung, für die Atmosphäre, eingeführt. Und das kann in dieser Zeit niemand so wie Tizian.““
Mit Tizian, Tintoretto, Veronese zeigt das Frankfurter Städel die Stars der Renaissance. Im Venedig des 16. Jahrhunderts hatten sie große Freiheiten. Die zentrale Figur dieser Kunstszene und der Ausstellung ist Tizian, von dem mehr als 20 Werke gezeigt werden, auch sein rätselhaftes Spätwerk.
„Da lässt der Mann einmal die Frauen aus den Augen, und schon werden sie zügellos. Nein, das ist kein erzkonservativer Beitrag zur #metoo-Debatte, sondern venezianischer Humor um 1545.
Der damals schon über sechzig Jahre alte Maler Lorenzo Lotto schildert hier voller Ironie und frivolem Witz den göttlichen Apoll, der es nicht ganz so ernst nimmt mit der Pflicht. Die farbig leuchtenden Kleider der Musen liegen ordentlich abgelegt in einem Waldstück, in der linken Bildhälfte tanzen sie ausgelassen, ohne dass der Hüter der Sittlichkeit etwas bemerkt.“
Öffnungszeiten: Di, Mi, Sa, So + Feiertage 10–18 Uhr, Do + Fr 10–21 Uhr, montags geschlossen
19.4., 21.4., 22.4., 1.5. 10–18 Uhr
Eintritt: Sa, So + Feiertage 16 Euro, ermäßigt 14 Euro Di – Fr 14 Euro, ermäßigt 12 Euro; Familienkarte 24 Euro; freier Eintritt für Kinder unter 12 Jahren; Gruppen ab 10 regulär zahlenden Personen: ermäßigter Eintrittspreis pro Person. Für Gruppen ist vorab eine Anmeldung unter Telefon +49(0)69-605098-200 oder [email protected] erforderlich.
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