UWE LAUSEN – Ende schön Alles schön

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Uwe Lausen – Grandiose Aussichten, 1967 ( Ausschnitt )

Anlässlich seines vierzigsten Todestags im Jahr 2010 widmete die Schirn Kunsthalle Frankfurt dem Maler und Zeichner Uwe Lausen eine große Retrospektive, die auch nach München in die Villa Stuck wandert und abschließend in der Sammlung Falckenberg, Hamburg gezeigt wird. DER deutsche Künstler neben Kippenberger, der das RocknRoll-Credo der 1960er „schnell [radikal] leben, jung sterben“ in die Tat umsetzte.

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»das ende meiner person ist genauso unvermeidlich wie das ende der menschlichen gesellschaft. und so wie die menschheit werde auch ich meine endgültige bestätigung im endgültigen ende finden. (…) der sieg ist unvermeidlich.« Uwe Lausen

Lausen war zwar ein Mitstreiter der Münchener Gruppe SPUR und wurde von Galerien wie Friedrich & Dahlem gefördert. Nach seinem Tod wurde es allerdings still um das Werk. Erst in den 1980er Jahren stieß es bei Malern wie Albert Oehlen wieder auf Interesse. Heute scheint es bei vielen einen Nerv zu treffen.

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Uwe Lausen - Besuch bei Blaubart | 1966

So wirken die späteren Gemälde Lausens wie Vorlagen für Kai Althoff. Und Daniel Richter integrierte Lausens Malerei 2006 in seine Ausstellung bei Contemporary Fine Arts, Berlin.

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Daniel Richter 2006 - Uwe take the long and winding road

Lausen ist fasziniert vom menschlichen Körper, seiner Lust und seinen Qualen, und sucht Anregungen bei Francis Bacon. Doch Lausen unterläuft mit Tricks, die die traditionelle Malerei wohl ’schmutzig‘ nennen würde, die ausgewogene Komposition der Gemälde.

„Abstrakte biomorphe Formen kollidieren mit realistisch gemalten Details. Die Leinwände werden in rechteckige Bildfenster geteilt wie in Illustrationen zu alten Moritaten. Unvermittelt finden sich abstrakte Ornamente über dem Ganzen, so als hätte jemand mit einem Stempel das Gemälde entwerten wollen. Schließlich klebt Lausen auch noch Zeitungsbilder in seine Gemälde. Diese Techniken bringt die Malerei in ein Spannungsfeld zwischen Gelingen und Missraten.“
[Stephan Schmidt-Wulffen, Rektor der Akademie der bildenden Künste Wien]

Nach der ersten und bisher einzigen Retrospektive im Lenbachhaus München 1984 wird Uwe Lausens eindringliches Werk nun erneut einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt.

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Presseinformation SCHIRN, Villa STUCK, Sammlung FALCKENBERG

UWE LAUSEN – Ende schön Alles schön

Retrospektive

Stationen: Schirn Kunsthalle Frankfurt (4. März — 13. Juni 2010),
Museum Villa Stuck, München (25. Juni — 3. Oktober 2010),
Sammlung Falckenberg, Hamburg (22. Oktober 2010 — 23. Januar 2011).
Kuratoren: Dr. Pia Dornacher (München), Selima Niggl (München)
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KATALOG | UWE LAUSEN.
Ende schön – Alles schön

132 Seiten,
130 Abbildungen
80 ganzs.; 10 Vglsab Abb.,
farbig
25 x 23 cm
Sprache(n): Deutsch

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Der Katalog wird das junge Publikum wie auch die Generation Lausens begeistern: 50 Gemälde und etwa 50 Zeichnungen von Lausen beeindrucken ebenso sehr wie die Schwarz-Weiß-Fotografien seiner Ehefrau, Heide Stolz, aus dem privaten Umfeld.

Die vier Autoren beleuchten in profunden Textbeiträgen das facettenreiche Werk. Die Aphorismen-Sammlung HIER UND JETZT, datiert auf das Jahr 1967, konnte mit freundlicher Genehmigung der beiden Töchter des Künstlers publiziert werden. Darin hielt Uwe Lausen seine Gedanken zu Themen wie „wahnsinn“, „arbeit“, „leben und utopie“ und „kunst“ fest.


Uwe Lausen (1941-1970)

der Autodidakt – zählt zu den wichtigsten Vertretern der figurativen Malerei der 1960er Jahre in Europa. Anlässlich seines 40. Todestags widmen die Schirn, Villa Stuck und die Sammlung Falckenberg dem mit nur 29 Jahren durch Freitod aus dem Leben geschiedenen Autodidakten eine große Überblicksausstellung, in der sein leidenschaftliches und aus heutiger Sicht höchst aktuelles Ouvre neu zu entdecken ist.

In nur neun Jahren verarbeitete Lausen Stilrichtungen wie Pop-Art und Hyperrealismus und reflektierte dabei schonungslos die autoritären Gesellschaftsstrukturen des Nachkriegsdeutschlands. Der politisch-kulturelle Untergrund und seine Erfahrungen mit Drogen prägten seine Bildthemen. Lausen schloss sich kulturrevolutionären Gruppen wie SPUR und Situationistische Internationale an.

Ein von rasanten Entwicklungssprüngen gekennzeichnetes künstlerisches Werk, in dem er auf überzeugende Weise den ab 1964 aus England und Amerika einbrechenden Einfluss der Pop-Art in eine sehr eigene und zeitgemäße Sprache übersetzte. Dabei ging es ihm nicht um die Schilderung der banalen Konsumwelt, sondern um die schonungslose Darlegung menschlicher und gesellschaftspolitischer Dramen. In verzweifelt aggressiver Form, die sich in seinen Arbeiten in einem kühlen Realismus niedergeschlagen hat, übte Lausen Kritik an den gesellschaftlichen Zwängen der Zeit und nahm dabei Tendenzen vorweg, die im Deutschen Herbst offen zutage traten.

Gleichzeitig entwickelte er eine markante und kontrastreiche Bildsprache, die aus heutiger Sicht höchst aktuell ist und ein jüngeres Publikum ebenso begeistert wie Lausens eigene Generation. Die Ausstellung umfasst neben 50 Gemälden und ebenso vielen Arbeiten auf Papier auch einen der Wohnsituation des Künstlers nachempfundenen Raum. Hier werden Aufnahmen von Uwe Lausen mit dem Musiker Hans Poppel und Texte des Künstlers zu hören sowie Fotografien seiner Ehefrau, der Fotografin Heide Stolz, zu sehen sein.


Uwe Lausen – Rebellion des Einzelgängers

Er wird 1941 als Sohn des späteren SPD-Politikers und Bundestagsabgeordneten Willi Lausen in Stuttgart geboren. Schon früh beginnt die Rebellion des Einzelgängers gegen seine Umwelt, zunächst Schule und Elternhaus, später gegen die gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse.

Sein ursprüngliches Ziel war es, Schriftsteller zu werden: Bereits 1957 unterschreibt er Briefe in der für ihn typischen Mischung aus Hybris und Wissen um die eigene Begabung mit »Uwe Lausen (der Autor)«. Ein Philosophie- und Jura-Studium bricht der musisch, künstlerisch und intellektuell Hochbegabte nach nur wenigen Monaten ab. Kurze Zeit wirkt er an der gemeinsam mit seinem Schulfreund Frank Böckelmann 1961 in München gegründeten Literaturzeitschrift »ludus« mit.

Bald jedoch verlagert sich sein Interesse hin zur Malerei. Grund dafür mag die beginnende Freundschaft mit den Malern der Münchner Künstlergruppe SPUR (1957—1965) gewesen sein, über die er in Kontakt zur »Situationistischen Internationale« (1957—1972) tritt, jener revolutionären und international aktiven Vereinigung von Künstlern, Literaten, Architekten und Filmemachern in Europa unter der Führung von Guy Debord und Asger Jorn. Die frühen Gemälde Lausens aus den Jahren 1961 und 1962 zeugen stark von diesem Umfeld, aus dem er besonders die informell figurativen Ansätze Asger Jorns und der Gruppe SPUR für seine Bildsprache geltend macht.

Ab 1963 beginnt eine Phase des Experimentierens,

innerhalb der Lausen sein Orientierungsfeld stark erweitert. Dabei bedient er sich oft der Gestaltungselemente anderer Maler, um sie ungeniert gegeneinander ins Bild zu setzen. So wird der expressionistische Gestus durch eine brüchige Ornamentik, die Friedensreich Hundertwasser zum Vorbild nimmt, gezügelt.

Lausen bleibt fasziniert vom menschlichen Körper, seiner Fähigkeit, Lust und Qualen auszudrücken. Und sucht Anregungen bei Francis Bacon. Die Ergebnisse dieser intensiven Auseinandersetzung finden sich zunächst 1964 und 1965 in brutal verstümmelten »Körperklumpen« wieder: Abstrakt biomorphe Formen kollidieren mit realistisch gemalten Details. Die Leinwände werden in rechteckige Bildfenster geteilt. Unvermittelt finden sich abstrakte Ornamente über dem Ganzen, so als hätte jemand das Gemälde mit einem Stempel entwerten wollen.

Die Beschäftigung mit den Themen Fleisch und Körper bleibt für Lausens Werk phasenübergreifend relevant, ebenso wie beispielsweise das Interesse für ornamentale Strukturen, für Gewalt oder für das Wechselspiel zwischen Figuration und Abstraktion. Mit diesen Ansätzen, die das Spannungsfeld Malerei bis zu seinen Grenzen ausloten, erarbeitet er sich ein höchst eigenständiges Formenrepertoire.


Der Künstler als Killer

Johannes Halder für DEUTSCHLANDRADIO Kultur
[ anlässlich der Schirn-Ausstellung ] Beitrag lesen / hören

Zielscheiben tauchen auf, Gewehrläufe, ein Kopf mit Einschusslöchern, anonyme Fleischklumpen und amputierte Körperteile, Uniformierte, und immer wieder Wohnzimmer mit Sessel und Sofa als Metapher des gesetzten Bürgertums. „Ende schön alles schön“ heißt so ein Bild von 1967.

„Da sieht man einen Killer mit Maschinengewehr, der gerade schon einen Menschen erschossen hat und gerade dabei ist, sein Maschinengewehr nachzuladen oder zu entsichern.“

1965 schon schließt sich Lausen der „Situationistischen Internationale“ um den Kapitalismuskritiker Guy Debord an, mit Bildtiteln wie „Der deutsche Killer“, „Jagd auf das letzte Fleisch“ oder „Töte“ beschwört der radikalisierte Maler das Ende der deutschen Wirtschaftswundergemütlichkeit. Doch wer da wen bekämpft, wird nie ganz deutlich. Der mobilisierte Mob, der offene Straßenkampf, der Terror gar, wie er sich später dann im „Deutschen Herbst“ manifestierte, war Lausens Sache nicht, auch wenn er solche Stimmungen vorweggenommen hat.


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Uwe Lausen -  Jagd auf das letzte Fleisch [ Asmus Steuerlein ]

Gewalt liegt in der Luft

1965/66 bricht Lausen, der immer wieder zwischen intensiven Arbeitsphasen, Drogenexzessen und psychischen Tiefs, zwischen Empfindsamkeit und Aggression pendelt, mit seiner bisherigen Bildsprache und führt einen kühlen Realismus in sein Werk ein. Seine Kritik an der Gesellschaft und der Versuch, Widersprüche und Spannungen in der bundesdeutschen Nachkriegsgesellschaft aufzudecken, finden sich in seinen Bildern wieder.

Dabei kristallisieren sich Themenkomplexe heraus, etwa »der Künstler als Killer«, »Faszination Sex und Gewalt« oder »das Wohnzimmer als Tatort«. Die Wohnzimmer deutscher Neubauwohnungen — immer wieder durch Blümchentapeten, Sitzmöbel und dicke Teppiche angedeutet — bleiben dabei nicht nur verhasstes Substitut für das vor Biederkeit erstarrende Wirtschaftswunder. Spätestens ab 1967 wird es gleichsam Ort des Verbrechens, des Mordes, Selbstmordes und der Vergewaltigung.

„Das Thema lag in der Luft, wie anhand von zwei sehr gegensätzlichen Beispielen aufgezeigt werden kann: So ermorden in dem 1968 in München von Rudolf Thome gedrehten Film Rote Sonne junge Frauen scheinbar wahl- und emotionslos ihre Liebhaber, und aus dem weiteren Umfeld Lausens stammt eine Widmung in der Bibliothek von Frank Böckelmann, in der es unter dem Vermerk »top secret« schon 1964 heißt: »Nicht der Haß gegen die Gesellschaft hält uns zusammen, nicht die aufgestaute Wut über das, was ist und sein könnte, auch nicht der ungebrochene Wille, emanzipierte Gesellschaft aufzubauen — einzig und allein der geil erwartete Genuß des metaphysisch-exzeptionellen Augenblicks: Unsere Maschinengewehrsalven fegen die überfüllten Boulevards leer!«
Zahlreiche Fotos von Heide Stolz aus der zweiten Hälfte der 1960er Jahre atmen dieselbe kühle bis coole Gewaltfaszination, die nichtsdestotrotz als scharfe Kritik an und Reaktion auf die bestehenden, von staatlicher Willkür und Repression gekennzeichneten gesellschaftlichen Verhältnisse verstanden werden muss.“ [ aus Niggl, Selima: »Der Sieg ist unvermeidlich« Eine Hinführung zu Leben und Werk. In: Kunstgeschichte. Open Peer Reviewed Journal,  2010-AUG-12 http://www.kunstgeschichte-ejournal.net/213 (urn:nbn:de:0009-23-25967) / creative commons 3.0 DE


VIDEO | 1967 – Der Tod des Benno Ohnesorg [ Kulturzeit  TV feature ]


Nur wenige Monate bevor der Student Benno Ohnesorg von einem Polizisten niedergeschossen wurde, arbeitet Lausen an einer Serie von »Soldatenbildern«. Sie zeigt schwarz-weiß kontrastierende uniformierte Söldner, die mit Maschinengewehren um sich schießen. Bildtitel aus dieser Zeit lauten »Der deutsche Killer«, »Jagd auf das letzte Fleisch« oder »Der weinende General«. Zahlreiche Fotos von Lausens Frau Heide Stolz aus der zweiten Hälfte der 1960er Jahre atmen dieselbe kühle Gewaltfaszination, die nichtsdestotrotz als scharfe Kritik an staatlicher Willkür und Repression zu verstehen ist. Uwe Lausen wiederum orientierte sich — sowohl im Hinblick auf Bildperspektiven als auch auf bestimmte Personentypen — an den Fotos seiner Frau.

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Uwe Lausen - Der deutsche Killer

In der Wahl der Stile und Farben ist Lausen am Pulsschlag seiner Zeit. Als gerade eine klare, an der Pop Art orientierte Bildsprache, die international zum visuellen Markenzeichen der jungen Generation werden sollte, im Entstehen begriffen ist, arbeitet er schon selbstverständlich mit deren Vokabular. Die Reduktion auf reine Licht- und Schattenmalerei lässt das Dargestellte flächig erscheinen, ungewöhnliche Perspektiven und Verzerrungen bringen die dargestellten Räume ins Schwanken oder lösen sie zugunsten monochromer Flächen auf. Die verschiedenen Handlungsebenen werden parallel und oftmals ohne kausalen Zusammenhang wiedergegeben. Intensive ungemischte Farben schaffen in Kombination mit Schwarz und Weiß Distanz zur Wirklichkeit.


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Uwe Lausen - Ich liebe das Leben

wer end-gültiges will, soll sich umbringen

Ekkehard A. R. Tanner für Weltexpress
[ anlässlich der Schirn-Ausstellung ] Artikel lesen

Ich liebe das Leben“, so ein zynischer Titel eines Bildes von 1967, in dem rechts oben ein Killer durch eine Wohnzimmertüre schreitet, vor ihm auf weißem Grund eine Leiche in einer roten Blutlache, links auf einer Wolke ins Nirwana schwebend ein junger Mann, aus dessen Pulsadern Blut rinnt. Rechts unten im Bild tropft gleichgültig der Wasserhahn der Zeit: Das Leben geht weiter!

Seine Malerei ist befremdlich, schonungslos und radikal. Als Benno Ohnesorg 1967 vor der Deutschen Oper von einem Polizisten erschossen wird, malt Lausen ein Bild mit dem vielsagenden Titel „Töte“. Es mutet skizzenhaft reduziert an. Affirmativ ein Button im unteren Bildteil, mit der Aufschrift „Töte mit Lausen“, als handele es sich hierbei um einen lustigen Volkssport. Ja, in dem Bild wird geschossen, aber mit Farbe. In Zeiten der Wiederbewaffnung Deutschlands ein mutiges Statement des „Was wäre wenn?“.


VIDEO | Ton Steine Scherben – Macht kaputt was euch kaputt macht


1968 – 1970

1968 zieht Uwe Lausen zusammen mit seiner Frau Heide und den beiden Töchtern Lea und Jana nach München. Sein Atelier im Bauernhof in Aschhofen hat er bereits 1967 aufgegeben. In Flachheit und Reduktion künstlerisch scheinbar zu einem Endpunkt gekommen, gibt Lausen das Malen spätestens 1969 vollständig auf, um in stundenlangen, teils meditativen Sessions zusammen mit dem späteren Kinderbuchillustrator und Pianisten Hans Poppel Musik zu machen.

Nach rastlosen, von Verfolgungswahn geprägten letzten Monaten, unter anderem in Zürich, Sankt Gallen, München, Frankfurt und Darmstadt, nimmt sich Uwe Lausen, der zu diesem Zeitpunkt wegen Drogendelikten polizeilich gesucht wurde, im September 1970 im Haus seiner Eltern in Beilstein bei Stuttgart das Leben.

Selbst wenn dieser Suizid Folge gesellschaftlicher Defizite sowie individueller psychischer Probleme und des verstärkten Missbrauchs von Drogen war, war er doch auch Ausdruck einer heute aufgrund ihrer Radikalität faszinierenden geistigen Haltung und wäre vielleicht nicht vollzogen worden, hätte der Künstler ihn nicht schon unzählige Male in Schrift und Bild vorweggenommen:

»das ende meiner person ist genauso unvermeidlich wie das ende der menschlichen gesellschaft. und so wie die menschheit werde auch ich meine endgültige bestätigung im endgültigen ende finden. (…) der sieg ist unvermeidlich.«


VIDEO | Schirn Webfilm  2010 | Produced by artsite.tv


Tatort Wohnzimmer

Achim Drucks für db ArtMag 60 Artikel lesen

Die Auseinandersetzungen zwischen einer aufbegehrenden Jugend und dem deutschen Staat kulminieren im Terror der RAF. Die Auschwitz-Prozesse lenken währenddessen den Blick auf die Verbrechen der Vätergeneration. Und über die inzwischen allgegenwärtigen Fernsehschirme flimmern Berichte über den Krieg in Vietnam oder die Untaten lateinamerikanischer Diktatoren.

Seit Mitte der Sechziger reflektiert Lausen diese Gewalt in seinen Bildern: Paramilitärs dringen durch aufgerissene Türen in bürgerliche Wohnzimmer vor, Erschossene liegen blutend auf Sesseln, ein Hakenkreuz mischt sich unter ein Teppichmuster. Kill for fun ist auf Buttons zu lesen, die er 1968 anlässlich einer Ausstellung verteilt. Die Soldatenbilder gehören zu seinen stärksten Arbeiten: in ihnen verbinden sich thematische und formale Radikalität mit ungewöhnlichen Perspektiven, der Spannung zwischen fast karikaturhaften Figuren und undefinierbaren, reduzierten Bildräumen.


VIDEO | The Rolling Stones – Street Fighting Man 1968


Pop und Totschlag

Karin Schulze für SPIEGEL online Artikel lesen

Schon mit 26 Jahren hatte Uwe Lausen seine ganz eigene Vorstellung vom Tod: „Frisch bezogenes Bett, 18 Grad Zimmertemperatur. Rolling Stones im Background. Falscher Wein nicht unter acht Mark. Dazu eine Henkersmahlzeit aus grünen Butterbohnen, Schlosskartoffeln, Fleisch.“

Seine Bilder wirkten, als seien die sechziger Jahre in ihnen unter hohem Druck zusammengepresst und sedimentiert…


Mit Unsicherheit leben, mit Sicherheit sterben: das ist ein ausgewogenes Dasein.“

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SOCIAL MEDIA anonym mit Hilfe des c't-Projektes Shariff

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