DANIEL RICHTER – Hello, I Love You

Schirn Kunsthalle, Frankfurt | bis 17. Januar 2016
DANIEL RICHTER - Hello, I love you, 2015 - 70
DANIEL RICHTER - Hello, I love you, 2015
200 x 300 cm Öl auf Leinwand
© VG Bild-Kunst, Bonn 2015
Foto: Jens Ziehe, Courtesy the artist

Die Schirn Kunsthalle Frankfurt zeigt in einer fokussierten Einzelpräsentation eine neue Serie des deutschen Malers Daniel Richter. Die rund 30 Gemälde, die in der Schirn zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert werden, stellen eine Zäsur im Werk des Künstlers dar.


Richter, der neben Berlin, Paris und Zürich auch in Los Angeles, New York und Vancouver ausstellte, wird in einer Einzelpräsentation erstmals in Frankfurt mit einer konzentrierten Auswahl neuester Arbeiten vorgestellt, in denen er seiner Methode treu bleibend über das Malen nachdenkt und das Denken malt.

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„Ich glaube nicht an Technik. Für mich ist das Malen eine Form des Denkens, und die Dinge, die man für diese Form des Denkens benötigt, macht man sich gefügig.“

Mit seinen neuen Arbeiten bricht Richter mit dem, was in seiner Malerei bislang vertraut erschien.

Daniel Richter hat sich für seine neue Werkserie während der letzten zwei Jahren einem „Erneuerungsprozeß“ ausgesetzt. Aus diesem Prozeß sind Werke entstanden, die eine Weiterentwicklung darstellen, erste Werkblöcke von Gemälden, die eine neuartige Konfrontation suchen, die sowohl auf der formalen als auch der inhaltlichen Ebene grobe, simplifizierte Farb- und Bedeutungsmassen aufeinanderstoßen lassen – diagrammartige Farbkompositionen, die ihre Körperlichkeit, ihr repräsentatives Potenzial erst langsam und widerwillig preisgeben.

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Schirn Kunsthalle, Frankfurt | bis 17. Januar 2016

DANIEL RICHTER. Hello, I Love You

Pressetext: Schirn Kunsthalle, Frankfurt
Eröffnung: DO, 8. OKT., 19 Uhr | Eintritt frei
Im Anschluss findet ab 22 Uhr in der Hafenstraße 51 in Frankfurt eine öffentliche AFTERPARTY mit DJ Koze statt.

Daniel Richter (* 1962) zählt zu den prägenden Künstlern seiner Generation. Die Möglichkeiten der Malerei immer wieder neu zu hinterfragen, ist seine Methode. Den Grund dafür nennt er selbst:

Das Entwickeln einer stets neuen, anderen Bildsprache ist für ihn wie ein Arbeiten gegen die eigene Routine. Den abstrakt-ornamentalen Gemälden Mitte der 1990er-Jahre setzte er um das Jahr 2000 großformatige, figurative Bilder der gesellschaftspolitischen Wirklichkeit entgegen und überführte somit die Historienmalerei in die Gegenwart. Indem er auf die aktuelle massenmediale Bildproduktion zurückgreift ohne die Geschehnisse zu illustrieren oder kommentieren, zeigt er in gebrochenem Manierismus das Bröckeln gesellschaftlicher Utopien.

In den letzten zwei Jahren hat er sich mit der ihn herausfordernden Frage beschäftigt: „Wie lässt sich ein Bild formal reduzieren und doch gleichzeitig inhaltlich aufladen?“ Auf der Suche nach Antworten und Lösungen entwickelte Richter eine neue Bildsprache, die sich der gewohnten Motivik und Malweise, den bekannten Farben und Themen entzieht.

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Daniel Richter - daskatzengang, 2015, 
© VG Bild-Kunst, Bonn 2015;
Foto: Jens Ziehe Courtesy the artist

Seine Kunstwerke zeichnen sich durch eine bemerkenswerte stilistische Vielschichtigkeit und Wandlungsfähigkeit aus: Den Mitte der 1990er-Jahre entstandenen abstrakt-ornamentalen Gemälden setzte er um das Jahr 2000 großformatige, stärker figurative und narrative Bilder einer gesellschaftspolitischen Wirklichkeit entgegen. Durch das Kreuzen kunsthistorischer, massenmedialer und popkultureller Versatzstücke schuf er eigenwillige Welten.

2015 sind die Bildmittel reduziert, die Malweise ist vereinfacht, die eingespielten Bildthemen sind verschwunden, und das Bild ist auf seinen abstrakten Urzustand zurückgeführt. Die Gemälde der neuen Serie suchen eine ungewohnte Konfrontation. Der Künstler lässt auf formaler und inhaltlicher Ebene grobe, vereinfachte Farb- und Bedeutungsmassen aufeinanderstoßen. Richters Malen gegen die eigene Routine hat faszinierende Arbeiten hervorgebracht, die nicht nur einen Wandel, sondern auch eine bemerkenswerte Weiterentwicklung im Œuvre des Künstlers sichtbar machen.

Die neue Serie umfasst zwei Werkgruppen. In der einen widmet sich Richter der Betrachtung des Körpers und der Körperlichkeit. Der menschliche Körper war in seinen bisherigen Arbeiten stark konturiert und stets in eine übergeordnete Erzählung eingebettet. Richter behält zwar das Schablonenhafte und Fleischlose der Figuren bei, geht aber weiter: Sein Interesse gilt zuallererst der Oberfläche. Er lässt die Formen malerisch verschwimmen und löst die Figuren auf. So dominiert eine fragmentierte, gebrochene Körperlichkeit. Die Figuren sind flach und in sich verknäult, die Formen prallen schonungslos aufeinander und deuten auf die menschliche unbeherrschte Sexualität, die sich in der Pornografie visuell verfestigt.

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Daniel Richter - Gonzo, 2015 
© VG Bild-Kunst, Bonn 2015; 
Photo: Jens Ziehe; Courtesy the artist

Richter entwickelte seine jüngsten Arbeiten von der Linie und der Farbe ausgehend. Die Linie ist in seinen neuen Arbeiten nicht nur ein rein formales Mittel der Reduktion, sondern der Ausgangspunkt der Bildgestaltung. Sie versinnbildlicht gleichsam Richters Vorstellung von Bildsystemen und -schemata, die dem Menschen Phänomene der Wirklichkeit zu erfassen und grafisch darzustellen helfen. Letzteres wird besonders in der anderen Werkgruppe deutlich. In Anlehnung an Diagramme, mit denen Daten, Sachverhalte oder Informationen visualisiert werden, malt Richter amöbenhafte Felder auf einen einfarbig angelegten Untergrund. Die Arbeiten erinnern an Landkarten oder Darstellungen von Territorialgrenzen.

Daniel Richter. Hello, I Love You - Katalog - Schirn Kunsthalle, Frankfurt

KATALOG | DANIEL RICHTER.
Hello, I Love You

Hardcover
mit Schutzumschlag, Papierwechsel
dt./engl. Ausgabe,
160 Seiten,
95 Abbildungen,
32 x 23,5 cm (Hochformat),
Verlag der Buchhandlung Walther König

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Alle Gemälde der neuen Serie bestechen durch ihre Materialität. Richter verzichtet fast gänzlich auf das Malen mit dem bewährten Pinsel. Anders als bei den älteren Arbeiten tönt er alle verwendeten Farben mit Weiß ab. Bis auf den Bildhintergrund malt er in den neuen Arbeiten ausschließlich mit Ölkreide. Dies führt zu einem grundsätzlich gewandelten Erscheinungsbild. Richter vermeidet zudem eine klare Sinnbildlichkeit und lässt keinen Raum für anekdotische Deutungen. Dennoch spiegeln seine Bilder seine starke Haltung gegenüber der Kunst und der Welt wider.


VIDEO

DANIEL RICHTER. INTERVIEW


VIDEO | The Doors – Hello, I Love You (Live At The Bowl 1968)


SCHIRN KUNSTHALLE

DANIEL RICHTER – Hello, I Love You

bis 17. Januar 2016

ÖFFNUNGSZEITEN
DIENSTAG, FREITAG  – SONNTAG
10 – 19 Uhr
MITTWOCH + DONNERSTAG
10 – 22 Uhr

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