Max Pechstein (1881-1955): Max Pechstein, um 1900, Privatbesitz
Das Bucerius Kunst Forum präsentiert erstmals das Schaffen des deutschen Expressionisten in einer Einzelschau in Hamburg. Sie würdigt den Künstler Max Pechstein (1881-1955) als wegweisenden Vertreter der Moderne und lässt sein vielschichtiges Werk vor dem Hintergrund verschiedener biografischer und geografischer Schwerpunkte neu aufleben.
Die Werkschau mit retrospektivem Charakter offenbart seine außergewöhnlich sinnliche wie gleichermaßen kräftige Farbpalette. Von Landschaften, Stillleben, Porträts sowie glühende Sonnenuntergänge, in denen die Eindrücke seiner Südseereise nachklingen, sind alle Motivgruppen vertreten.
Rund 90 Exponate – davon ca. 30 Gemälde, ca. 60 Zeichnungen und Drucke – geben Einblick in alle signifikanten Werkgruppen und Schaffensperioden Pechsteins zwischen 1906 und 1932. Präsentiert werden neben einer Vielzahl seiner Gemälde somit auch Druckgraphiken, Zeichnungen, Aquarelle und Holzschnitte.
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Bucerius Kunst Forum, Hamburg | bis 03. September 2017
MAX PECHSTEIN – Künstler der Moderne
Pressetext: Bucerius Kunst Forum www.buceriuskunstforum.de
Kuratorinnen: Magdalena M. Moeller und Kathrin Baumstark
Die Schau zeigt in fünf chronologisch geordneten Kapiteln, wie sich Pechsteins Stil mit jedem Aufenthaltsort veränderte und weiterentwickelte, darunter Paris, Berlin und Dresden, Nidden auf der Kurischen Nehrung, Monterosso in Italien, Palau in der Südsee und die ostpommerschen Orte Leba und Rowe.
Über die motivische Prägung unterschiedlicher Lebensmittelpunkte hinaus ergründet die Ausstellung, wie der Künstler frühzeitig wichtige Strömungen und Neuerungen in der Malerei erspürte und in seiner Kunst verarbeitete.
Der Expressionist Max Pechstein (1881–1955) gilt als Pionier der Kunst der klassischen Moderne in Deutschland. Sein künstlerisches Wirken würdigt der vorliegende Band als Gesamtschau aller signifikanten thematischen Werkgruppen und Schaffensperioden und entführt den Betrachter dabei in seine einzigartige, farbstarke Bildwelt.
Von den heftig ungestümen Anfängen in der Gemeinschaft der Künstlergruppe ”Brücke“ über die realistischere Ausdrucksweise der 1920- und 1930-Jahre bis hin zum souveränen Spätwerk stellt der Band das facettenreiche Schaffen von Max Pechstein vor.
Max Pechstein
rezipierte als einer der ersten deutschen Künstler die Ausdrucksmittel des französischen Fauvismus und wandelte sie in einen eigenständigen expressionistischen Stil um.
Nach einem künstlerisch prägenden Parisaufenthalt zwischen 1907 und 1908 war er in Dresden und Berlin maßgeblich an der Bildung des „Brücke“-Stils beteiligt. Ab 1912 fanden auch Elemente des Kubismus Eingang in sein Werk. Neben dem Großstadtleben war es insbesondere die unberührte, einsame Natur, die Pechstein immer wieder inspirierte: zunächst in Nidden, später in seinen „pommerschen Paradiesen“ in Leba und Rowe.
Auf der Südseeinsel Palau fand er für kurze Zeit den vollkommenen Einklang von Mensch und Natur, der sich ab 1917 in seinen Werken spiegelte.
Geprägt von seinen Erfahrungen im Ersten Weltkrieg malte er zu Beginn der 1920er Jahre vermehrt Landschaften, Stillleben und Portraits seiner Familie auf der Suche nach Harmonie. Seine farbintensiven expressionistischen Sonnenuntergänge gehen auf seinen Aufenthalt im italienischen Monterosso zurück.
Die Erfahrungen, unter dem NS-Regime als „entarteter“ Künstler diffamiert zu werden, prägten sein Spätwerk, das häufig menschenleere, dramatische Landschaften zeigt.
VIDEO | Ausstellungs-Trailer
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Paris 1907/08
Von Anfang Dezember 1907 bis zu Beginn des Frühjahrs 1908 verbrachte der junge Max Pechstein mehrere Monate in Paris. Die Stadt und ihre Bewohner nahmen ihn von Anfang an gefangen. Für das Arbeiten im Freien und im Atelier fand er Inspiration im Louvre und in Galerien, wo er den expressiven Kolorismus der Fauves kennenlernte, den er später den anderen „Brücke“-Künstler näherbringen sollte. Die in Paris entstandenen Werke zeigen deutliche Anklänge an van Gogh und die flächige Kompositionsweise der Nabis. In einem Brief aus Paris schrieb Pechstein: „Mir kommt es vor, als sei ich jetzt erst sehend geworden.“
Die „Brücke“. Dresden und Berlin
1906 wurde Pechstein offizielles Mitglied der Künstlergruppe „Brücke“, die am 7. Juni 1905 in Dresden von den vier Architekturstudenten Fritz Bleyl, Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner und Karl Schmidt-Rottluff gegründet worden war. Zwei lebensphilosophische Gegensätze waren die zentralen Themen der „Brücke“-Künstler: zum einen das wilde Nachtleben in der Großstadt mit Tanz und Varieté, zum anderen das freie Leben auf dem einsamen Land mit der ungezwungenen Darstellung von Akten in der Natur.
Stilistisch sind die Arbeiten der „Brücke“-Künstler von Vincent van Gogh, dem Neoimpressionismus, dem Kubismus und Emil Nolde beeinflusst. Pechstein wurde 1912 aus der Künstlergemeinschaft ausgeschlossen, weil er sich nicht an die Absprache hielt, nur noch im Gruppenverbund auszustellen. Die gemeinsam entwickelte Bildsprache sollte ihn jedoch noch einige Jahre länger beschäftigen.
Sechs Sommer verbrachte Max Pechstein in Nidden auf der Kurischen Nehrung. 1909 fand der Künstler in dem damals rund 800 Einwohner zählenden Fischerort in einer kleinen, leerstehenden Fischerhütte zum ersten Mal das herbeigesehnte Malerparadies. Die ungebändigte, einzigartige Natur und der besondere Menschenschlag faszinierten ihn. Pechstein war begeistert von den „kurischen Farben“, die er nun für seine Landschaften verwendete. Sie „sind blau und grün, viel Blau“, schrieb er in einem Brief an Erich Heckel. 1911 heiratete er Charlotte (Lotte) Kaprolat und verbrachte mit seiner jungen Frau als Modell einen der glücklichsten wie arbeitsintensivsten Sommer in Nidden.
Wie kein anderer Künstler seiner Zeit war Pechstein auf der Suche nach dem Paradies. Mit der Reise nach Palau im Sommer 1914 erfüllte er sich den Traum, eine Zeit lang abseits von Europa zu leben und zu arbeiten, Abstand zu nehmen von der Zivilisation und einen Lebensraum zu bewohnen, in dem Mensch, Natur und Kunst noch eine unzerstörte Einheit bildeten. Drei Monate sollte er gemeinsam mit seiner Frau Lotte den Traum vom Paradies leben, ehe der Ausbruch des Ersten Weltkriegs diesen jäh zunichtemachte: Nachdem Japan Deutschland den Krieg erklärt hatte, besetzten japanische Truppen die deutsche Kolonie und nahmen die Pechsteins als Kriegsgefangene.
Leba und Rowe
1921, als Nidden zu Litauen gehörte, machte sich Pechstein auf die Suche nach einem anderen Ort für seine Sommeraufenthalte. Er fand diesen in Leba, einem Küstenort im östlichen Hinterpommern. Ab 1933 zog er sich immer wieder nach Leba und in das etwa 20 Kilometer entfernte Fischerdörfchen Rowe zurück, um der politischen Lage unter der NS-Herrschaft zu entfliehen. Seine Hauptmotive waren menschenleere Kulturlandschaften, Fischerhäuser, Boote im Hafen und Sonnenuntergänge. Allen Gemälden ist ein mystische, fast surreale Farb- und Lichtgestaltung eigen.
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