Die erste Einzelausstellung zu TOYEN (Marie Cermínová, 1902–1980) in Deutschland. Rund 300 Exponate aus allen Schaffensphasen geben tiefe Einblicke in TOYENs außergewöhnliches Werk und Leben. Die Leihgaben für diese Highlight-Schau kommen aus großen europäischen Museen und Privatsammlungen.
Das faszinierende Œuvre der bedeutendsten und einflussreichsten tschechischen Künstlerin des 20. Jahrhunderts nimmt eine einzigartige Stellung in der von Männern dominierten Kunstszene der tschechischen Avantgarde ebenso wie im internationalen Surrealismus ein.
Die tschechische Künstlerin TOYEN (1902–1980) arbeitete im Herzen des Surrealismus. Pionierin innerhalb der Avantgarde ihrer Heimatstadt Prag wie ihres Pariser Exils, schuf sie ebenso poetische wie provokante Bilder, die mit Realität und Imagination, Verführerischem wie Abgründigem spielen. Einzigartig und farblich virtuos prägen sich ihre Werke tief ins Gedächtnis ein.
Die erste monografische Vorstellung der Künstlerin präsentiert über 300 Exponate aus allen Schaffensphasen, darunter etwa 120 Gemälde, sowie Zeichnungen, Illustrationen und Druckgraphiken, Collagen, illustrierte Bücher und eine Vielzahl von persönlichen Dokumenten und Fotografien, die das außergewöhnliche Leben in seinem Umfeld nacherleben lassen. Anhand dieser vielzähligen Medien werden auch ihre grenzverschiebenden Kombinationen von Medien deutlich, so zwischen Malerei und Collage, Poesie und Illustration, freier und angewandter Kunst.
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Hamburger Kunsthalle | bis 13. Februar 2022
TOYEN
Pressetext: Hamburger KunsthalleKuratorinnen:
Dr. Annabelle Görgen-Lammers (Hamburger Kunsthalle)
Annie Le Brun (Musée d’art moderne de la ville de Paris)
Dr. Anna Pravdova (National Gallery Prague)
MONOGRAFIE | TOYEN
Gebundene Ausgabe 360 Seiten 280 Abbildungen in Farbe Herausgeber: Hirmer; 1. Edition (1. September 2021) Sprache: Deutsch 23,5 x 30,5 cm
Zahlreiche Essays von internationalen renommierten Expert*innen aus den USA, Tschechien, Frankreich und Deutschland. Die MONOGRAFIE legt mit vielzähligem auch unpubliziertem Material neueste Forschungsergebnisse zu Toyens Leben und Werk sowie dessen Kontext vor, die auch ihren künstlerischen Werdegang und ihre Rolle im internationalen Surrealismus nachzeichnen.
Die in Prag geborene Marie Cermínová, genannt TOYEN schuf ein Werk jenseits gängiger Stile, Themen, Techniken und Geschlechterrollen. Ihr außergewöhnliches Leben und Schaffen trifft im fundiert erzählten, opulenten Band auf Werke und Texte von Weggefährten wie André Breton, Salvador Dalí, Jindrich Heisler, Jindrich Štyrský oder Yves Tanguy. Mit ihrem beeindruckenden Œuvre gilt sie als Ausnahmeerscheinung des internationalen Surrealismus und der Nachkriegskunst sowie als bedeutendste tschechische Künstlerin des 20. Jahrhunderts.
TOYEN ist einzigartig unter den starken Frauen, die im Herzen des Surrealismus arbeiteten. Sie wirkte hier als Pionierin und ist zudem die bedeutendste tschechische Künstlerin des 20. Jahrhunderts. Marie Cermínová (1902-1980) wählte früh ihr vom französischen »Citoyen« (Bürger*in) abgeleitetes Pseudonym und kündigte als lebenslange Grenzgängerin nicht nur Geschlechter-Zuordnungen auf. André Breton feierte die Surrealistin für ihr bewegendes malerisches und zeichnerisches Werk, das sie zwischen der »magischen Hauptstadt Europas« Prag und dem Exil in Paris unbeirrbar entwickelte. TOYENs so poetische wie provokante Bilder oszillieren zwischen Realität und Imagination, Verführerischem und Abgründigen und prägen sich tief ins Gedächtnis ein. Sie sind eine Entdeckung.
Der künstlerische und persönliche Werdegang TOYENs sowie die Einflüsse politischer Ereignisse und verschiedener Kulturen macht die Schau in chronologischer Folge und mit vertieften Einblicken in einzelne künstlerische Phasen sichtbar. Wiederkehrende Themen wie Erotik, Verhüllung, Humor oder Alchemie bilden eigene Themeninseln.
Die Schau ist in fünf Kapitel gegliedert, die nach einem Werk des jeweiligen Zeitraums benannt sind. Dabei wird anschaulich, dass sich die Leitgedanken Revolte, Erotik, Alchemie und Analogie ebenso wie die Befragung des Verhältnisses von Wirklichkeit, Imagination und Bild durch das gesamte Schaffen ziehen – wie Kraftlinien, an denen sich Toyens Leben und ihre schöpferischen Ideen treffen und die, Meeresströmungen gleich, immer neu die Richtung ihres Weges bestimmen. Sie gründen auf Toyens Erkundungen von Freiheit und Identität, Themen, die heute besonders relevant sind.
Jindrich Štyrský und Toyen während der Arbeit mit "Deka" Farben, Von Anonym - http://archiv.ucl.cas.cz/index.php?path=RozAvn/4.1928-1929/31/312.png, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=9382241
Die Entwicklung des Werkes
Schon Anfang der 1920er Jahre hatte TOYEN eine wichtige Position innerhalb der tschechoslowakischen Avantgarde. Während Arbeitsaufenthalten in Paris nimmt sie mit technischen Experimenten Verfahrensweisen der informellen Malerei der 1950er-Jahre vorweg. In ihrem Einstehen für die Bedeutung von Revolte, Traum, Erotik und Poesie nähert sich TOYEN dem Surrealismus, 1934 ist sie Gründungsmitglied der Surrealist*innengruppe der ehemaligen Tschechoslowakei. Die persönliche Begegnung mit André Breton, der sie als »mon amie entre les femmes« bezeichnen wird, sowie weiteren führenden Surrealisten 1935 in Paris wie Max Ernst, Yves Tanguy, Benjamin Péret, Salvador Dalí, Man Ray und anderen bestärken TOYEN auf ihrem künstlerischen Weg und begründen ihre lebenslange Verbundenheit mit der Gruppe.
Als 1939 die Prager Surrealisten durch die »Protektoratsgesetze« der deutschen Besatzungsmacht in den Untergrund getrieben werden, entstehen eindrückliche Zeichnungszyklen, in denen TOYEN die Sinnlichkeit des Hörens, Sehens und Fühlens in einer erschreckenden, isolierten Lebenswelt beschwört. Nach der Machtübernahme der Kommunisten in Prag Anfang 1948 emigriert TOYEN nach Paris. Aufgrund der politischen Entwicklung in ihrer Heimat wird sie nie mehr in diese zurückkehren, sondern arbeitet in Paris im Herzen der surrealistischen Gruppe weiter. Bis zu ihrem Lebensende sucht sie den kreativen Austausch mit der jüngeren Generation von Malerinnen und Dichterinnen der Bewegung.
Toyen, Sen, 1937 | Kunsthalle Praha
Die Bedeutung der Künstlerin
Obwohl TOYEN in sechzig schöpferischen Jahren und bis ins hohe Alter künstlerisch radikal und in der Reflexion der Rolle der Frau wie der eigenen Erotik wegweisend ein umfangreiches malerisches und zeichnerisches Œuvre schuf, obwohl sie zeichnend, collagierend und malend neuartige Motive und Verfahrensweisen erfand, die den Surrealismus auf einzigartige Weise bereichern, geriet sie in den letzten 20 Jahren ihres Lebens in Vergessenheit und sie verstarb 1980 in Paris unbemerkt.
Die Hamburger Kunsthalle erkundet TOYEN aus heutiger Sicht, da die von ihr erlebten und künstlerisch thematisierten existentiellen Fragen nach Freiheit, nach gesellschaftlicher, politischer, sexueller und künstlerischer Identität und dem Ausloten von gesellschaftlich vorgegebenen Grenzen heute wieder besonders aktuell sind.
VIDEO | Ausstellungsfilm TOYEN
Der Film zeigt einen kurzen Einblick in 60 Jahre Schaffenszeit von Toyen.(1902-1980). Dabei werden der künstlerische und persönliche Werdegang TOYENs sowie die Einflüsse politischer Ereignisse und verschiedener Kulturen sichtbar. Wiederkehrende Themen wie Erotik, Verhüllung, Humor oder Alchemie bilden die Themen.
Das Umfeld der Künstlerin
TOYENs internationale Verortung und ihr Netzwerk wird in einzelnen Konfrontationen mit ausgewählten Werken ihrer Weggefährten anschaulich, so mit Malern des tschechischen wie internationalen Surrealismus von Jindrich Heisler, Jindrich Štyrský, Yves Tanguy oder Salvador Dalí sowie Poeten wie Benjamin Péret, Radovan Ivši?, Annie Le Brun oder André Breton.
Die Leihgaben
Die Ausstellung präsentiert ausgewählte Leihgaben aus bedeutenden europäischen Museen, wie dem Moderna Museet Stockholm, dem Centre Georges Pompidou, Musée d’art moderne de Paris, Musée d’art et d’histoire de Saint-Denis, der Nationalgalerie Prag, dem Städtischen- und dem Kunst- und Gewerbemuseum Prag und einer Vielzahl von tschechischen Museen. Zudem werden, zum großen Teil erstmals überhaupt, Werke aus vielzähligen französischen und tschechischen Privatsammlungen zusammengetragen.
Die erste Einzelausstellung TOYENs in Deutschland entsteht in Kooperation der Hamburger Kunsthalle mit der Nationalgalerie Prag und dem Musée d’Art Moderne de Paris, Paris Musées.
„Bis zuletzt bleibt die Sexualisierung des Weiblichen und ihre ironische Darstellung ein zentrales Thema in Toyens Collagen und Malereien. Übergroße Münder klaffen in kleinen Frauengesichtern, Körper-Silhouetten sind bis auf die sekundären Geschlechtsmerkmale verschwommen. Bis ins hohe Alter faszinierte Toyen das Thema Körperlichkeit: im Nachlass fand man ein Konvolut von aus Zeitschriften ausgeschnittenen Augen, Mündern, Armen und Beinen sowie zahlreiche Akt-Fotografien.“
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