Obwohl Kirchner als wegweisender »Brücke«-Künstler maßgeblich zur Revolution der Farbe um 1900 beitrug, wurde er bislang kaum als »Farbenmensch« gewürdigt. Die Ausstellung zeigt Kirchners systematischen und experimentellen Weg zur Farbe und seine Auseinandersetzung mit der zu Beginn des 20. Jahrhunderts kontrovers diskutierten Tradition der Farbenlehre.
Grundlage der Präsentation in der Pinakothek der Moderne ist ein Forschungsverbundprojekt, das vom Doerner Institut der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen in Kooperation mit der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart und dem Kirchner Museum Davos durchgeführt wurde. Seit 2009 wird die Malerei Kirchners erstmals systematisch maltechnisch untersucht.
Die Pinakothek der Moderne verfügt mit 19 Werken von Ernst Ludwig Kirchner (1880-1938) über den umfangreichsten deutschen Gemäldebestand des Expressionisten.
Ernst Ludwig Kirchner (1880—1938) war der bedeutendste und produktivste Künstler der ›Brücke‹-Expressionisten. Bis zu seinem Freitod war sein Werk geprägt von kontinuierlicher Suche und Experiment, von kritischer Selbstbefragung und ehrgeizigem Wettstreit. Das vielgestaltige, widersprüchliche und kontinuierlich weiterentwickelte Œuvre Kirchners ist bis heute von anhaltender Faszination. Ein Forschungsprojekt führender Institutionen der Kunsttechnologie nimmt die Malerei Kirchners neu in den Blick. Erstmals wird der Schaffensprozess eines Expressionisten maltechnisch systematisch untersucht.
»Ich kann nicht verstandesmäßig arbeiten, ich bin zu sehr Farbenmensch dazu.« [ Ernst Ludwig Kirchner ]
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Pinakothek der Moderne, München | bis 14. September 2014
Gebundene Ausgabe 320 Seiten 155 farbige Abbildungen, 45 s/w Abbildungen DuMont Buchverlag Sprache: Deutsch 27 x 21,8 x 3,2 cm
Eine Werk- und Lebensbiografie als Lese-Bilder-Buch: informativ wie ein Sachbuch, spannend wie ein Krimi, unterhaltsam wie ein Bestseller, bebildert wie ein Kunstbuch! Darüber hinaus zuverlässig recherchiert und wissenschaftlich kommentiert. 1917 vermittelten die Großeltern von Lucius Grisebach in Jena den Aufenthalt Ernst Ludwig Kirchners in Davos, wo ihn die Urgroßeltern aufnahmen. Der Autor ist seit Kindes beinen mit dem Werk des ›Brücke‹-Künstlers vertraut. In der Berliner Nationalgalerie richtete er bereits 1980 eine Kirchner-Retrospektive aus. Im Abstand von 30 Jahren legte er 2009 anlässlich einer Ausstellung im Museum der Moderne Salzburg einen Band vor, der die Ergebnisse seines lebenslangen Forschens zusammenfasst und als Standardwerk der Kirchner-Literatur gelten kann.
Über Aspekte der Farbe hinaus ermöglicht die Ausstellung mithilfe von UV-, Infrarot- und Röntgenaufnahmen, Unterzeichnungen und Übermalungen sichtbar zu machen und umfassende Einblicke in den Arbeitsprozess des Künstlers zu geben. Die doppelseitige Präsentation ausgewählter Gemälde macht erstmals auch die Rückseiten der beidseitig bemalten Leinwände zugänglich. Eigenhändige Überarbeitungen geben Anlass, eine weitere ungewöhnliche Praxis Kirchners vorzustellen: Die Korrektur seines früheren Werks und die Anpassung an seinen aktuellen Stil.
Gemälde, Zeichnungen, Skizzenbücher, Druckgrafiken und Fotografien ergänzen die Ausstellung und zeugen von Kirchners künstlerischem Multitalent und seinem Interesse an der medienübergreifenden Gestaltung der Bildmotive. Die Ausstellung umfasst rund 90 Exponate, darunter bedeutende Leihgaben aus Museen wie der Kunsthalle Bremen, dem Kirchner Museum Davos, dem Städel Museum Frankfurt am Main, der Staatsgalerie Stuttgart, dem Nachlass Ernst Ludwig Kirchners in Wichtrach/Bern sowie hochrangigen deutschen und Schweizer Privatsammlungen.
DER CLOU DER AUSSTELLUNG: DOPPELSEITIGE PRÄSENTATION
Besonderes Augenmerk widmet die Ausstellung Kirchners kontinuierlicher Selbstreflexion und Stilkritik am eigenen Werk: Der Künstler überarbeitete frühere Kompositionen vielfach, um sie seinen aktuellen Stilidealen anzupassen. Außerdem verwarf er frühere Werke, indem er Leinwände umdrehte, bemalte und die Rückseiten zu Vorderseiten umwidmete.
Die doppelseitige Präsentation ausgewählter Gemälde macht erstmals auch diese ›Rückseiten‹ seiner Werke in der Pinakothek der Moderne zugänglich: So wird bei einigen Werken – wie etwa bei »Bildnis Dodo« oder »Cirkus« – die Vorder- und Rückseite gleichzeitig präsentiert, während andere Werke – darunter »Das Zelt« und »Frauen beim Tee« – nach der Hälfte der Ausstellungslaufzeit umgedreht werden und damit ab dem 15.07.2014 die jeweils andere Seite der Leinwand sichtbar wird.
Ernst Ludwig Kirchner (1880—1938) gründete mit Fritz Bleyl, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff ›Die Brücke‹ und gilt als die genialste Begabung innerhalb der Künstlergruppe. Nach einem Zusammbruch ließ er sich 1917 in Davos nieder. Ab 1937 wurden seine expressionistischen Werke als ›Entartete Kunst‹ verunglimpft. Die Diffamierung seiner Person und seines künstlerischen Werkes stürzten Kirchner in eine tiefe Krise, in deren Folge er Selbstmord beging.
Der Farbenmensch Ernst Ludwig Kirchner
Julian Ignatowitsch für Deutschlandradio Kultur | Beitrag lesen
„Es gilt ja vielfach immer noch der Mythos, dass er die Farbe rauschhaft, eruptiv auf die Leinwand brachte. Aber bei genauer Betrachtung wird deutlich, dass er malerische Methoden weiterentwickelte und Maltechniken anwandte, die diese Spontanität suggerieren.“ [ Kurator Oliver Kase ]
Kirchner beherrschte diese Techniken, die seine Bilder so spontan erscheinen lassen, perfekt – genauso wie die nötigen kleinen Kniffe zur wirksamen Selbstvermarktung. Weitere Zeugnisse wie Skizzen zu seinen großen Gemälden oder Fotografien aus seinem Atelier unterstreichen das. Der Blick unter die Oberfläche des Kunstwerks macht den Reiz der Münchner Ausstellung aus. Es stellt das Genie des bedeutenden, deutschen Künstlers des 20. Jahrhunderts aber nie infrage.
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