In zwei parallel stattfindenden Koons-Ausstellungen widmet sich Frankfurt dem skulpturalen und malerischen Aspekt seines Œuvres. Im LIEBIEGHAUS treten unter dem Titel „Jeff Koons. The Sculptor“ weltberühmte sowie ganz neue Skulpturen des Künstlers in einen Dialog mit dem historischen Gebäude und der Skulpturensammlung. In der Ausstellung „Jeff Koons. The Painter“ präsentiert die SCHIRN mit mehr als 40 großformatigen Gemälden die Entwicklung des Malers Jeff Koons.
————-
Die Skulpturen in der historischen Villa des LIEBIEGHAUSES, den Galeriebauten und im großen, parkähnlichen Garten und die Ausstellung der Koons-Gemälde in der SCHIRN ergeben gemeinsam eine der größten Ausstellungen des Künstlers.
Insbesondere Jeff Koons Skulpturen, platziert im Rahmen „altehrwürder Kunst“, sind wirklich eindrucksvoller PUNK. Das war schon 2008 im Schloss Versailles sehr unterhaltsam und funktioniert auch in Frankfurt prächtig: Must See!
Schirn Kunsthalle / Liebieghaus Skulpturensammlung Frankfurt | bis 23. September 2012
JEFF KOONS – The Painter & The Sculptor
Pressetext: Schirn Kunsthalle / Liebieghaus Frankfurt | koons-in-frankfurt.de
Im Sommer 2012 widmen sich die Schirn Kunsthalle und die Liebieghaus Skulpturensammlung dem Werk des 1955 geborenen US-amerikanischen Künstlers Jeff Koons. Bewusst trennen die parallel stattfindenden Ausstellungen zur Arbeit dieses seit den 1980er-Jahren richtungsweisenden Künstlers den skulpturalen und den malerischen Aspekt seines Œuvres und stellen diesen jeweils in einem gesonderten Kontext dar.
So wird in der Schirn unter dem Titel „Jeff Koons. The Painter“ mit rund 40 Gemälden die strukturelle Entwicklung des Malers Jeff Koons im Vordergrund stehen. In seiner monumentalen Malerei, deren Motivik sich aus unterschiedlichsten Quellen der Hoch- und Populärkultur speist, führen sowohl hyperrealistische als auch gestische Züge zu einer hochkomplexen bildlichen und inhaltlichen Verdichtung. In der Ausstellung „Jeff Koons. The Sculptor“ im Liebieghaus hingegen werden insgesamt rund 50 weltberühmte sowie auch ganz neue Skulpturen von Jeff Koons in einen Dialog mit dem historischen Gebäude und der eine Zeitspanne von 5000 Jahren umfassenden Skulpturensammlung treten. Erstmals präsentiert wird in Frankfurt Jeff Koons’ neue Serie „Antiquity“, in der sich der Künstler mit der antiken Kunst und deren zentralem Motiv, dem Eros, auseinandersetzt.
————-
The Painter
Die Schirn bietet auf der nahezu gesamten Galeriefläche der Kunsthalle — von den frühen „Maschinenbildern“ aus der Serie „Luxury & Degradation“ über die Serie „Made in Heaven“ bis hin zu den großformatigen, handgemalten Werken von „Celebration“, „Easyfun“, „Easyfun-Ethereal“, „Popeye“, „Hulk Elvis“ und der neuen Serie „Antiquity“ — erstmals einen umfassenden Überblick über das malerische Werk Jeff Koons’.
Die Zitate, die Koons aus dem Alltagsleben und aus verschiedenen Kunst- und allgemein historischen Epochen in seinen Gemälden miteinander verwebt, sind frei schwebende Kompositionselemente und gelangen modulierend oder wiederholend zum Einsatz. Mittels Verwendung von bildbearbeitenden Computerprogrammen gelingt es ihm, eine Vielzahl von Schichten übereinanderzulegen und eine Einheit ohne Zentrum entstehen zu lassen. In analytischer Detailarbeit löst Koons die so entstehende Bildkomposition in ein Spektrum von vielfach differenzierten Farben auf, um sie anschließend penibel auf Leinwand übertragen zu lassen.
Kühl, maschinell und absolut perfekt erscheinen die Gemälde, die, wenn auch von Hand gemalt, einer klar definierten Route folgen. In der von 1989 bis 1991 entstandenen Serie „Made in Heaven“, die den Künstler im Liebesakt mit der ungarisch-italienischen Pornodarstellerin, Politikerin und späteren Ehefrau Cicciolina (Ilona Staller) zeigt, weisen die Motive in Skulptur und Malerei noch deutliche Unterschiede auf. Mit der 1994 ansetzenden Entwicklung von „Celebration“ tritt eine Vermischung der beiden Medien ein. Ein Herz, ein Stück Torte oder ein Kindergeburtstagshut, abgelegt auf glänzendem, buntem Geschenkpapier, treten plastisch hervor und verschmelzen gleichzeitig mit der sie reflektierenden Folie, ihrem Hintergrund.
Kaum mehr zu unterscheiden zwischen Vorder- und Hintergrund, zwischen Zentrum und Rand vermögen die aufeinanderfolgenden Serien „Easyfun“ (1999—2000) und „Easyfun-Ethereal“ (2000—2002) — Collagen aus Körperteilen, Lebensmitteln, Landschaften, Alltagsgegenständen, Zitaten aus der Kunstgeschichte etc. Mit ihnen erreicht Koons eine Gleichzeitigkeit und Hybridität, die sich nur noch schwer dekodieren lässt. In seiner neuesten Serie „Antiquity“ wiederum greift Koons in das reiche Repertoire der antiken Kunst und verbindet dieses mit seiner eigenen Ikonografie.
In der Schirn-Ausstellung treten die eigenen Zitate sowie die thematische und kompositorische Entwicklung des malerischen Werks von Jeff Koons hervor. Darüber hinaus wird den rund 140 Meter langen Galerieraum eine Sogkraft der Bilder erfüllen, die den Besucher niemals auf Distanz hält, sondern ihm ganz im Gegenteil universell verständliche Bildwelten zuspielt.
————-
VIDEO | Dokumentation der Frankfurter Ausstellungen 2012
————-
The Sculptor
Im Liebieghaus werden die Skulpturen des Künstlers in die bestehende Sammlung des Hauses integriert, welche die Geschichte der Skulptur von der Antike bis zum Klassizismus widerspiegelt. In enger Zusammenarbeit mit Jeff Koons wird in allen Bereichen des Liebieghauses eine der zahlreichen und häufig ikonischen Arbeiten des Künstlers auf Objekte der Sammlung treffen und Dialoge ganz unterschiedlicher Form auslösen. Die gesamte Anlage des Liebieghauses mit der formenreichen historistischen Villa, den Galeriebauten und dem großen märchenschlossartigen Garten wird die Skulpturen Jeff Koons’ wie eine große Bühne aufnehmen.
In verschiedenen Ausstellungssälen werden die Werke von Koons wie in einem Vexierbild auftauchen und mancherorts erst auf den zweiten Blick kenntlich werden. In seiner Serie „Statuary“ folgt Koons konsequent den Motiven und Formen des europäischen Barock. Allein die eigenständige Materialwahl der in glänzendem Stahl gegossenen modernen Barockformen eröffnet eine spannende Auseinandersetzung mit den historischen Barockporträts der Frankfurter Sammlung. Wieder andere Arbeiten führen eine frappante Nähe der Materialität zu historischen Werken vor Augen.
Diesmal werden die Motive in einem starken Kontrast stehen, wenn dem farbig glasierten Terrakotta-Altar des Andrea della Robbia die polychrome Porzellanfigur einer jungen Frau in der Wanne „Woman in Tub“ (aus der Serie „Banality“) gegenübergestellt wird. So wird auch die berühmte Porzellanskulptur des Popidols Michael Jackson, die ihn im goldenen Anzug zusammen mit seinem Affen Bubbles zeigt, von den teilvergoldeten ägyptischen Totenmasken der Priesterin Takait und den Göttern des ägyptischen Pantheons bestaunt.
Im Fokus der Auseinandersetzung zwischen Koons und der im Liebieghaus einzigartig repräsentierten Geschichte der Skulptur wird die Frage nach der „Migration der Bilder“, der Zitate und Anleihen Koons’ bei Werken vergangener Jahrhunderte stehen. Die Geschichte des Eros, in seiner griechischen Urbedeutung, vor allem in der Bilderwelt der Liebesgöttin Aphrodite, wird das zentrale Leitthema liefern, das berühmte Arbeiten von Jeff Koons mit antiken Meisterwerken verknüpft. Im Mittelpunkt dieser Betrachtung stehen Werke aus der neuesten, bisher noch nicht gezeigten Serie von Koons, die „Antiquity“ benannt ist. Diese Arbeiten beziehen sich in unmittelbarer Form auf großartige antike griechische Skulpturen, welche die Welt des Dionysos und der Liebesgöttin zeigen. Dieses Zusammentreffen wirft vor allem die Frage auf, inwieweit Koons antike Traditionen in seine Arbeit übersetzt bzw. in ein modernes Verständnis überführt.
————-
Jeff Koons als Maler und Bildhauer eine Monografie in zwei Bänden. Laut, spielerisch und respektlos.
KATALOG | Jeff Koons. The Painter & The Sculptor,
2 Bände im Schuber,
deutsch/englische Ausgabe,
392 Seiten,
231 farbige Abbildungen
24,00 x 29,00 cm
Hatje Cantz Verlag 2012,Die Publikation stellt sein Œuvre in zwei Teilbänden vor: Gemälde aus allen Schaffensphasen des Künstlers stehen im Mittelpunkt des Malerei-Bandes. Jeff Koons Skulpturen bildet den Schwerpunkt des zweiten Bandes.
Umfangreicher Katalog in zwei Bänden zur Ausstellung mit einem Vorwort von Schirn- und Liebieghaus-Direktor Max Hollein und Texten von Babette Babich, Professorin für Philosophie an der Fordham University, New York, und Ästhetik-Forscherin, Andreas Beyer, Kunsthistoriker und Direktor des Deutschen Forums für Kunstgeschichte in Paris, Jeffrey Fraiman, Kunsthistoriker, New York, Walter Grasskamp, Professor für Kunstgeschichte an der Akademie der Bildenden Künste, München, und Kunstkritiker, Scott Rothkopf, Kurator am Whitney Museum of American Art, New York, und Monika Wagner, Professorin für Kunstgeschichte an der Universität Hamburg, die sich mit unterschiedlichen Aspekten des Werks von Jeff Koons auseinandersetzen.
Darüber hinaus enthält der Katalog ein Interview von Isabelle Graw, Kunstkritikerin und Herausgeberin der Zeitschrift „Texte zur Kunst“, mit Jeff Koons sowie Beiträge der Ausstellungskuratoren Vinzenz Brinkmann, Liebieghaus Skulpturensammlung, Matthias Ulrich, Schirn Kunsthalle, und Joachim Pissarro, Hunter College New York.
————-
Die provokante Kunst von Jeff Koons lässt keinen kalt. Der „king of kitsch“ bedient sich geschickt der Medien, sprengt mit Anleihen bei Pop Art und Populärkultur alle Genregrenzen und spielt auf der Klaviatur des Kunstmarkts wie kein zweiter. Die Sammler reißen sich um seine wandfüllenden Collagen und kolossalen Luftballontiere aus Edelstahl. Doch Koons desavouiert in seinen krachbunten, perfekt-makellosen Arbeiten auch das Verführungspotenzial einer glitzernden Warenwelt, seine Readymades und Riesenspielzeuge amüsieren und stimmen nachdenklich. Das zunächst kontrovers diskutierte Werk des US-Amerikaners wird inzwischen als richtungweisend anerkannt.
————-
Kitsch und Kunst | Die Einfachheit des Seins
Jeff Koons wurde 1955 in York in Pennsylvania geboren. Er studierte am Maryland Institute College of Art in Baltimore und an der School of the Art Institute of Chicago und zählt heute zu den bedeutendsten Künstlern der zeitgenössischen Kunst.
Seine Werke finden sich u. a. im Museum of Modern Art New York, im Whitney Museum of American Art, New York, in der Tate Gallery, London, im Stedelijk Museum, Amsterdam, im Museum Ludwig, Köln, im Museum of Contemporary Art Tokyo. Darüber hinaus wurden seine Arbeiten international in zahlreichen Einzelausstellungen gezeigt. Für sein künstlerisches Schaffen erhielt er viele Auszeichnungen, und seine Skulpturen im öffentlichen Raum, wie z. B. die monumentale Blumenskulptur „Puppy“ (1992), erlangten weitreichende Popularität.
In seinen Gemälden und Skulpturen greift Jeff Koons Elemente der Konsumkultur wie der Hochkultur auf, zitiert künstlerische Epochen, gleichsam Objekte aus Alltag und Werbung und verweist somit immer wieder auf Kategorien wie Schönheit und Begehrlichkeit. Wie kein anderer versteht er sich dabei auf das Spiel zwischen Erhabenheit und Banalität. Obwohl seine Werke vertraute Motive unserer Konsumwelt zitieren, sind es nicht Kitsch und Ironie, die den Künstler beschäftigen.
In einem Interview stellte er fest:
„Ich arbeite mit Dingen, die manchmal als Kitsch bezeichnet werden, obgleich mich Kitsch an sich nie interessiert hat. Ich versuche immer, dem Betrachter Selbstvertrauen, eine gewisse innere Sicherheit zu vermitteln. Bei meiner Arbeit geht es mir vor allen Dingen um den Betrachter.“
Koons’ Augenmerk gilt nicht „der Komplexität, sondern der Einfachheit des Seins“ und dessen Akzeptanz. In seinem Werk findet dies in elementaren Themen wie Kindheit oder Sexualität Ausdruck. Entgegen einer kunstgeschichtlichen Tradition der Subjektivität jedoch betont Koons eine künstlerische Objektivität und bedient sich dabei des Verfahrens des Readymade. Sowohl seine Skulpturen als auch seine Malereien haben durch ihre handwerkliche Finesse und ihre Attraktivität der Oberfläche eine besondere suggestive, beeindruckende Wirkung auf den Betrachter.
————-
VIDEO | Rundgang durch die Ausstellung „Jeff Koons“ in der Fondation Beyeler in Riehen/Basel,
mit einer Einführung durch die Kuratorin Theodora Vischer.
Jeff Koons in Basel | www.fondationbeyeler.ch
Die Fondation Beyeler, Basel zeigt parallel zu den Frankfurter Ausstellungen bis zum 2. September 2012 die erste Schau des US-amerikanischen Künstlers in der Schweiz. Hier wird mit rund 50 Werken aus drei zentralen Werkgruppen die künstlerische Entwicklung von Jeff Koons aufgezeigt.
Bei den drei gemeinsam mit dem Künstler für die Ausstellung ausgewählten Serien handelt es sich um „The New“ (entstanden zwischen 1980 und 1987), „Banality“ (1988) und „Celebration“ (ab 1994). „The New“ umfasst die Readymade-artigen Reinigungsgeräte aus der frühen Zeit, Sinnbilder des Neuen und Reinen. Zu „Banality“ gehören jene in traditionellem Handwerk gefertigten Skulpturen aus Porzellan und Holz, die zu (post-)modernen Ikonen geworden sind. In der Serie „Celebration“, an der Koons seit bald zwanzig Jahren arbeitet, treten schließlich die in ihrer materiellen Perfektion unverwechselbaren, hochglänzenden Stahlplastiken und großformatigen Gemälde auf, in denen der Künstler in geradezu barocker Weise die Kindheit feiert.
KATALOG | Jeff Koons’ künstlerisches Schaffen anhand von drei zentralen Werkgruppen
Hardcover
gebunden mit Schutzumschlag
mit einem Entwurf des Künstlers
Deutsch
212 Seiten
154 farbige Abbildungen
25,30 x 31,20 cm
Die Publikation widmet sich in vertiefter Weise den drei zentralen Werkgruppen The New (1980—1987), Banality (1988) und Celebration (seit 1994). Jede dieser drei Gruppen steht für einen aufsehenerregenden und folgenreichen Schritt im Schaffen von Jeff Koons. Mit einem Gespräch von Theodora Vischer mit Jeff Koons und Beiträgen von Raphaël Bouvier und Günther Vogt. Hrsg. Fondation Beyeler, 2012
————-