Vom 26. Februar bis 12. Juni 2016 zeigt die Schirn Kunsthalle Frankfurt mit «Joan Miró – Mauer, Fries, Wandbild» eine wegweisende Ausstellung, die Mirós grossformatige Wandbilder im Kontext seines Gesamtwerks präsentiert und ein neues Verständnis seines Zugangs zur Malerei eröffnet. Im Fokus der Ausstellung steht ein bislang wenig diskutierter Aspekt im Œuvre des Katalanen: Mirós Vorliebe für große Formate und seine Faszination für die Wand. Sie stellt den Ausgangspunkt seiner Malerei dar – als Objekt, das abgebildet wird und das zugleich die physische und haptische Qualität seiner Werke bestimmt.
Die Schirn zeigt ein halbes Jahrhundert Malerei, ausgehend von Mirós emblematischem Gemälde Der Bauernhof (1921/22) über seine geschätzten Traumbilder der 1920er-Jahre, das Schlüsselwerk Malerei (Die Magie der Farbe) aus dem Jahr 1930, seine auf unkonventionellen Malgründen gearbeiteten Werke und Friese der 1940er- und 1950er-Jahre bis hin zu den späten Arbeiten wie die monumentalen und außergewöhnlichen Triptychen Blau I–III (1961) und Malerei I–III (1973).
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Mit rund 50 Kunstwerken aus bedeutenden Museen und öffentlichen Sammlungen weltweit, u. a. aus dem Solomon R. Guggenheim Museum, New York, der National Gallery of Art, Washington D.C., dem Museo Reina Sofia, Madrid, und dem Centre Pompidou, Paris eröffnet die Präsentation einen neuen Blick auf Mirós Kunst.
Mirós Werk zeichnet sich durch unwiderstehliche Direktheit und eine ausgesprochen materiale Qualität aus. Es überrascht daher nicht, dass es in den Äusserungen des Künstlers zu seiner Arbeit vorwiegend um «reine», einfache Formen und die Oberfläche jener Wand geht, die gern als Ursprung seiner Malerei bezeichnet wird.
KATALOG | Joan Miró. Mauer, Fries, Wandbild
Gebundene Ausgabe 168 Seiten 130 Abbildungen in Farbe Verlag: Hirmer Sprache: Deutsch 28 x 22 cm
Neuer Blick auf das Werk des berühmten Surrealisten
Unpubliziertes Material zu Mirós monumentalen Triptychen
Erstmalige Zusammenführung der Entwürfe für die UNESCO-Wände in Paris
Auf seiner Suche nach einfachen, essenziellen Formen schuf Joan Miró (1893–1983) Gemälde, in denen er die materielle Schönheit der Wand mit Detailversessenheit und poetischem Ausdruck festhielt. Dabei war die Wand nicht nur Gegenstand der Abbildung, sondern ihre physische Beschaffenheit inspirierte den Künstler zu Bildgründen etwa aus weiß gewaschener Leinwand, roher Jute oder Schleifpapier. Auch seine Vorliebe für ein gelängtes, extrem schmales Bildformat spiegelt Mirós Auseinandersetzung mit der Wand und verweist zugleich auf seine monumentalen Triptychen und späten Keramikfriese, darunter den bedeutenden Fries »Vögel, die wegfliegen« im Kunsthaus Zürich, die der Ausstellungslatalog umfassend würdigt.
Ausgehend von den Mauern des elterlichen Landgutes in Mont-roig zeigte sich Joan Miró zeit seines Lebens fasziniert von der Materialität und Schönheit der Wand an sich und erklärte sie zum Ausgangspunkt seiner Malerei. Der Ausstellungskatalog spürt diesem zentralen Aspekt im Schaffen des spanischen Malers nach und präsentiert Mirós bedeutende Wandbilder im Kontext seines Gesamtwerks.
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Kunsthaus Zürich | bis 24. Januar 2016
Schirn Kunsthalle, Frankfurt | 26. Februar bis 12. Juni 2016
Joan Miró: Mauer, Fries, Wandbild
Pressetext: Schirn Kunsthalle, Frankfurt / Kunsthaus Zürich
Kuratorin Zürich: Ingrid Pfeiffer
Kuratorin Frankfurt: Simonetta Fraquelli
TIPP: Joan Miró SPECIAL | Schirn DIGITORIAL ansehen
Alles begann mit den gemauerten Wänden des Bauernhofs der Familie Miró in Mont-roig. Sie bildeten den Ausgangspunkt des bekannten Gemäldes «Der Bauernhof» (La Ferme, 1921/22), in dem der Künstler die Schönheit ihrer materialen Beschaffenheit mit akribischer, ausserordentlich poetisch wirkender Detailgenauigkeit festhielt. Die Wand war für ihn also nicht nur ein abzubildendes Objekt, sondern ihre Beschaffenheit bestimmte auch die intensive physische und taktile Qualität seiner Bilder. Diese Abkehr von der einfachen Wiedergabe der Wirklichkeit hin zur Gleichsetzung der Bildfläche mit der Wand prägte sein Werk.
Zu Beginn der Ausstellung steht das frühe Meisterwerk Der Bauernhof (1921/22), in dem der Künstler akribisch, detailliert und außerordentlich poetisch die gemauerte Stallwand sowie das Treiben auf dem Bauernhof der Familie Miró in Mont-roig südlich von Barcelona wiedergibt. Die Wand mit all ihren „Schönheitsfehlern“ wie Grashalmen, Keimlingen, Insekten, Flecken oder Rissen im Putz, ist genauestens zu erkennen. Dass Mirós Bildsprache sich auf schlichte, schmucklose Wände bezieht, wird durch die Gegenüberstellung des Kunstwerks mit der dreiteiligen großformatigen Arbeit Malerei aus dem Jahr 1973/74 deutlich. Radikal und nur in Schwarz-Weiß gehalten, bilden diese Gemälde zudem einen Kontrapunkt zu Mirós Bildern in leuchtenden Farben. Die Ausstellung kombiniert frühe mit späteren Arbeiten und fasst Werke mit farblich ähnlichen Grundierungen oder gleichartigen Alltagsmaterialien in Gruppen zusammen.
Mitte der 1920er-Jahre tropfte und spritze Miró Farbe auf braune Gründe, um den Eindruck alter, verwitterter Mauern zu erzeugen. Entstanden sind Malereien, die an Graffiti erinnern, etwa Bild-Gedicht. Sterne im Geschlecht von Schnecken (1925) oder Die spanische Flagge (1925). Miró arbeitete vielfach in Serien, in seinem gesamten Œuvre finden sich Wiederholungen bestimmter Formate. Neben den braunen stellen die blauen Bildgründe die größte Gruppe dar. Die Ausstellung zeigt das herausragende Gemälde Blau (1925) und einige seiner weithin geschätzten Traumbilder, etwa Malerei (Figuren: die Brüder Fratellini) von 1927. Das intensive Blau dieser Arbeiten ist bestechend und charakterisiert viele seiner Leinwände bis in die 1960er-Jahre, darunter auch das mehr als drei Meter breite, visuell beeindruckende Triptychon Blau I–III (1961) und das friesartige Bild Malerei (Für David Fernández Miró) (1964). In der Deutung dieser und anderer Werke wird der blaue Grund oftmals mit dem Himmel gleichgesetzt. Der Künstler verband mit dem Blau jedoch Erinnerungen an die mit blauer Sulfitlauge bespritzten Mauern der Bauernhöfe in seiner Heimat Katalonien.
Eines der Schlüsselwerke der Schirn-Präsentation ist das Gemälde Malerei (Die Magie der Farbe) von 1930. In seiner kargen, überzeugenden Materialität und reduzierten Formensprache verweist es wie kein anderes Bild auf die Wand an sich. Zwei große Punkte in Rot und Gelb, umgeben von einer auf weißem Grund angelegten Leere, verdeutlichen Mirós Versuch, herkömmliche Ansätze der Bildgestaltung zu überwinden. Durch dieses Gemälde erschließt sich die Bedeutung seiner berühmten Erklärung, die Malerei „ermorden“ zu wollen, denn er hinterfragte die technischen und kompositorischen Grundregeln dieser Kunst von Grund auf. Miró verzichtet hier auf jede Anspielung, jeden poetischen Kontext. Auch hier verweist das Weiß auf die weiß getünchten Bauernhäuser seiner Kindheit. In seinem Bestreben, die herkömmliche Malerei zu überwinden, verwendete Miró bereits in den späten 1920er- und den 1930er-Jahren unkonventionelle Malgründe, wie unbehandelte Leinwand, Hartfaserplatte oder Sandpapier und Werkstoffe wie Jute oder Teerpappe. Dabei entstanden Arbeiten von besonderer Textur und Materialität, etwa die Teerpapier-Collage Georges Auric (1929), die auf Sandpapier gemalten Zeichen und Figurationen aus den Jahren 1935/36 oder die Malereien auf Masonit von 1936.
Die Ausstellung präsentiert darüber hinaus Werke, die Mirós Reflexion über den Beginn des Spanischen Bürgerkriegs, die weltpolitische Lage der späten 1930er-Jahre und die Ereignisse auf dem Weg zum Zweiten Weltkrieg widerspiegeln. Die in einem kühnen Stil vollendeten und teilweise auf grobem Sackleinen gemalten Bilder, wie etwa Figuren und Vögel in der Nacht (1939), kamen dabei der Malerei auf der nackten Wand am nächsten. 1937 arbeitete Miró neben Picasso für den Pavillon der Spanischen Republik auf der Pariser Weltausstellung und schuf sein erstes Wandbild im öffentlichen Raum, das als ein starkes politisches Statement wahrgenommen wurde. Sein Interesse an Querformaten, die an großflächige Friese erinnern, zeigt sich etwa bei Frauen und Vögel (1945). Nach dem Zweiten Weltkrieg konzentrierte sich Miró verstärkt auf das Arbeiten in Bildformaten von monumentaler Größe. Die Schirn zeigt das fast vier Meter breite Gemälde Malerei (1953). Es markiert Mirós Interesse für monumentale Wandbilder und Keramik, indem es sich durch eine besondere zeichnerische Freiheit, einen energischen Farbauftrag, starke Kontraste und eine ausgeprägte Plastizität auszeichnet. Das bereits 1939 begonnene und erst 1960 fertiggestellte Gemälde Das Erwachen von Frau Bou Bou wirkt mit seinen fein gezogenen weißen Linien wie auf eine verwitterte Wand gezeichnet und verweist auf die späteren, ephemeren Zeichnungen der Wände in seinem Atelier „Son Boter“ in Palma de Mallorca.
Einen besonderen Platz in der Ausstellung nimmt das 1973 als Triptychon konzipierte, eindringliche Werk Malerei I–III ein. Die fesselnden blauen Flecken zeigen Mirós unerschütterliches Vertrauen in die Inspirationskraft nackter Wände, bündeln seine Gedanken zur Wandmalerei, die für den Abstrakten Expressionismus prägend waren, und zeugen zudem von seiner unbegrenzten künstlerischen Vitalität im Alter. Für Miró war es von großer Bedeutung, seine Kunst frei zugänglich zu machen. Die Ausstellung endet dementsprechend mit der Präsentation von zwei außergewöhnlichen Entwürfen im Originalmaßstab für keramische Wandbilder im öffentlichen Raum. Für das UNESCO-Hauptquartier in Paris schuf er die Mondwand und die Sonnenwand (beide 1959). In den Vorarbeiten dafür zeigt sich seine ausgiebige Beschäftigung mit den Möglichkeiten der großformatigen Keramik. Zugleich stehen sie exemplarisch für Mirós künstlerische Reaktion auf zufällige Zeichnungen, „Schönheitsfehler“ nackter Wände und seinen Arbeitsprozess, der mit einer kleinen Skizze oder Kritzelei beginnen und zu einem Bild von monumentaler Größe führen konnte.
VIDEO | Joan Miró: The Ladder of Escape [ short documentary, narrated by Ed Harris, produced by the National Gallery of Art in conjunction with the exhibition Joan Miró: The Ladder of Escape. ]
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