Otto Dix - DER KRIEG - Das Dresdner Triptychon 1929-39, Mischtechnik auf Sperrholz; 204 x 468 cm, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, © VG Bild-Kunst Bonn 2014 und SKD, Foto: Estel/Klut
Eine Ausstellung der Galerie Neue Meister der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden zeigt im Albertinum ein Schlüsselwerk der deutschen realistischen Malerei des 20. Jahrhunderts: das Triptychon „Der Krieg“ von Otto Dix und seine Entstehungsgeschichte. In der Hamburger Kunsthalle sind zudem erstmals seit langer Zeit die in Originalgröße ausgeführten Vorarbeiten (Kartons) für das Triptychon, einschließlich zweier verworfener Fassungen zu sehen.
2014 jährt sich der Beginn des Ersten Weltkrieges zum 100. Mal. Kein anderer Künstler des 20. Jahrhunderts hat sich intensiver und nachdrücklicher mit dem Ersten Weltkrieg auseinandergesetzt als Otto Dix (1891—1969). Seine schockierend realistischen Darstellungen von Verwundeten und Toten in den Schützengräben des Ersten Weltkriegs sind in das kollektive Bildgedächtnis eingegangen.
Otto Dix (1891—1969) Sturmtruppe geht unter Gas vor, 1924 (aus der Folge: „Der Krieg“, Radierwerk VI, Blatt 12, Mappe 2.II) Radierung, Aquatinta und Kaltnadel | Hamburger Kunsthalle / bpk, VG Bild-Kunst, Bonn 2014, Photo: Christoph Irrgang
1923/24 entstand der aus 50 Blättern bestehende Radierzyklus „Der Krieg“. Die Folge wurde von dem Galeristen Karl Nierendorf angeregt und im „Antikriegsjahr“ 1924 in Berlin in einer Auflage von 70 Exemplaren herausgebracht.
Otto Dix – DER KRIEG – Der Radierzyklus
Hamburger Kunsthalle | bis 11. Mai 2014
Aus Anlass des 100. Jahrestages des Beginns des 1. Weltkriegs zeigt das Kupferstichkabinett der Kunsthalle aus eigenem Besitz eine Auswahl aus dem Zyklus „Der Krieg“ sowie erstmals seit langer Zeit die in Originalgröße ausgeführten Vorarbeiten (Kartons) für das Triptychon „Der Krieg“, einschließlich zweier verworfener Fassungen.
PUBLIKATION | Otto Dix‘ Radierzyklus Der Krieg (1924).
Authentizität als Konstrukt
Studien zur internationalen Architektur- und Kunstgeschichte,
Band 123)
Gebundene Ausgabe
272 Seiten
22 Farb- und 194 S/W-Abbildungen
Michael Imhof Verlag
Sprache: Deutsch
22,8 x 2,2 x 30,7 cmOtto Dix Radierzyklus Der Krieg (1924) erfährt 100 Jahre nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs weltweit erneut große Beachtung. Die vom Künstler selbst und in der bisherigen Forschung immer wieder behauptete Authentizität der Darstellungen erscheint in Anne Marnos kunst- und medizinhistorischer Dissertation in einem neuen Licht. In ihrer Analyse der künstlerischen Strategien Dix erweist sich der authentische Charakter des Werkes als Konstrukt.
VIDEO
Albertinum, Dresden | bis 13. Juli 2014
Otto Dix – DER KRIEG – Das Dresdner Triptychon
Pressetext: Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Das monumentale Triptychon „Der Krieg“ (1929—1932) in der Galerie Neue Meister zählt zu den Schlüsselwerken deutscher realistischer Malerei im 20. Jahrhundert. In altmeisterlicher Manier offenbaren die vier Tafeln die „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“. Zu sehen ist der Auszug von Soldaten im Morgengrauen (linke Tafel), das Schlachtfeld als Stätte des Todes (Mitteltafel), die Rückkehr der Krieger aus der Hölle der Schlacht (rechte Tafel) und die Ruhe der Soldaten in einem Unterstand (Predella).
Dix begann mit seinen Arbeiten am Triptychon zehn Jahre nach Ende des 1. Weltkrieges und reflektierte darin seine Kriegserfahrungen.
Die Präsentation erschließt dem Besucher die Entstehung des Triptychons. Vorstudien, Entwürfe und die Ergebnisse der maltechnischen Untersuchung verdeutlichen den erstaunlichen Entwicklungs- und Malprozess, den das Werk von den ersten Skizzen bis zu seiner Vollendung durchlief. Ausgewählte Zeichnungen und Gouachen, die Dix als Soldat zwischen 1915 und 1918 unmittelbar an der Front geschaffen hat, werden durch neu gewonnene Erkenntnisse zu seinem Kriegseinsatz kommentiert. Die aus 50 Blättern bestehende Graphik-Mappe Der Krieg von 1924 ergänzt in einem Exemplar aus dem Dresdner Kupferstich-Kabinett die Präsentation. Zeithistorische Dokumente wie Feldpostkarten und Plakate aus der Zeit komplettieren den Rundgang.
In Vorbereitung auf die Ausstellung wurde das Gemälde in den hauseigenen Restaurierungswerkstätten umfassend untersucht. So konnte mit Hilfe von röntgen- und strahlendiagnostischen Verfahren wesentliche Veränderungen von der Unterzeichnung bis zur Endfassung sichtbar gemacht werden.
Kriegstriptychon – Die zwei Welten des Otto Dix
Feature von Ulrike Bajohr für Deutschlandradio | Beitrag lesen
Er ging mit Frau und Kindern an den Bodensee. Dort lebte er eine bürgerliche Idylle, aus der er regelmäßig gen Dresden ausbrach: zu Käthe und Katharina und in sein altes Atelier, in dem das Kriegstriptychon stand. Das landete nach 1945 in den Dresdner Kunstsammlungen; die DDR-Kulturbürokratie begleitete das Hin und Her des Meisters zwischen Bodensee und Sachsen wohlgefällig.
Doch Dix ließ sich zu keiner antifaschistischen Aussage hinreißen. „Krieg ist Scheiße!“, mehr sagte er nicht und forderte einen ordentlichen Leihvertrag für sein Werk. Was folgte, war ein Ringen um Anerkennung und Geld, dessen Spur bis ins Heute reicht.
Albertinum
Otto Dix – Der Krieg
bis 13. Juli 2014
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