Die Wiener Frauen der Moderne werden durch die Schau mit ca. 260 Exponaten wieder ins Blickfeld gerückt. Gezeigt werden zum Teil wiederentdeckte oder gar erstmals präsentierte Werke von jenen Künstlerinnen, die zu ihrer Zeit angesehen waren und heute so gut wie unbekannt sind. Sie haben jedoch einen wesentlichen Beitrag zu Kunstrichtungen wie dem Stimmungsimpressionismus, Secessionismus, Expressionismus, Kinetismus oder der Neuen Sachlichkeit geleistet.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren Frauen im Kunstgeschehen Wiens fest verankert. Sie stellten auf Augenhöhe mit Gustav Klimt oder Egon Schiele aus und leisteten bemerkenswerte Beiträge zur Epoche der Wiener Moderne. Mit dem Anschluss 1938 wurden sie aus der Kunstgeschichte verbannt und vergessen. Stadt der Frauen würdigt ihre bis heute beeindruckenden Leistungen.
Heute sind sie kaum mehr bekannt, auch wenn sie ein Stück Kunstgeschichte geschrieben haben: Künstlerinnen wie Elena Luksch-Makowsky, Helene Funke oder Erika Giovanna Klien leisteten mit ihren Werken einen wesentlichen Beitrag zur Wiener Moderne und den künstlerischen Strömungen nach dem Ersten Weltkrieg. Ihnen, ihrer Kunst und ihrer emanzipatorischen Leistung ist nun im Unteren Belvedere eine längst überfällige Retrospektive gewidmet.
Gebundene Ausgabe Hardcover, Pappband 304 Seiten 200 farbige Abbildungen Prestel Verlag (8. Februar 2019) Sprache: Deutsch & englisch in einem Band 24,6 x 3,3 x 31,6 cm
Mit Arbeiten von rund sechzig Künstlerinnen bietet die Schau einen umfassenden Blick auf das Kunstschaffen von Frauen als wesentlicher Teil des Wiener Ausstellungsgeschehens in den Jahrzehnten zwischen 1900 und 1938. Sie verfolgt chronologisch ihre Biografien und veranschaulicht so eindrücklich, in welch hohem Maß die klassische Moderne von Künstlerinnen geprägt wurde.
Ihre Werke waren in allen wichtigen Stilrichtungen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vertreten, wie Stimmungsimpressionismus, Secessionismus, Expressionismus, Kinetismus oder Neue Sachlichkeit. Gleich einem roten Faden führt das Schaffen von Broncia Koller-Pinell in der Ausstellung durch die Epochen. Die 1934 verstorbene Künstlerin mit jüdischen Wurzeln hat zu den meisten dieser Kunstströmungen maßgeblich beigetragen.
Obwohl in den vergangenen Jahren das Leben und Werk einzelner der damals renommierten Künstlerinnen erforscht und in Retrospektiven aufgerollt wurden, werden ihre Arbeiten bis heute in ihrer Bedeutung unterschätzt und kaum wahrgenommen.
Sie sehen Werke u.a. von Ilse Bernheimer, Maria Cyrenius, Friedl Dicker, Marie Egner, Louise Fraenkel-Hahn, Helene Funke, Greta Freist, Margarete Hamerschlag, Fanny Harlfinger-Zakucka, Hermine Heller-Ostersetzer, Johanna Kampmann-Freund, Elisabeth Karlinsky, Erika Giovanna Klien, Broncia Koller-Pinell, Frida Konstantin Lohwag, Elza Kövesházi-Kalmár, Leontine von Littrow, Elena Luksch-Makowsky, Mariette Lydis, Emilie Mediz-Pelikan, Teresa Feodorowna Ries, Mileva Roller, Frieda Salvendy, Emma Schlangenhausen, Anny Schröder-Ehrenfest, Lilly Steiner, Helene Taussig, Ilse Twardowski-Conrat, My Ullmann, Olga Wisinger-Florian, Grete Wolf Krakauer oder Franziska Zach.
Frauen in der Kunstwelt Anfang des 20. Jahrhunderts – historischer Überblick
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts eroberten sich Frauen sukzessive einen Platz in der Kunstwelt der Wiener Moderne. Künstlerinnen wie Teresa Feodorowna Ries, Elena Luksch-Makowsky, Emilie Mediz-Pelikan oder Helene Funke schafften es, sich Karrieren aufzubauen, die auch nach heutigen Maßstäben beachtlich sind.
In einer Zeit, die von streng dualen Geschlechterstereotypen geprägt war, kämpften sie gegen große Widerstände an. Der Zugang zur Akademie der bildenden Künste war ihnen noch versperrt, und es mangelte an Präsentationsmöglichkeiten. Teuren Privatunterricht konnten sich nur wenige leisten. Dennoch gelang es einigen, in Ausstellungen des Künstlerhauses, der Secession oder des Hagenbundes präsent zu sein. Eine ordentliche Mitgliedschaft in diesen Vereinigungen blieb ihnen allerdings verwehrt.
Sehr früh schon schlossen sich Frauen daher zu eigenen Vereinen zusammen, etwa zur Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs (VBKÖ), die als erstes kräftiges feministisches Zeichen dieser Entwicklung zu werten ist. Ankäufe durch die Staatsgalerie zeigen, dass diese Zusammenschlüsse erfolgreich waren.
Ende der 1920er-, Anfang der 1930er-Jahre war schließlich ein Niveau der Emanzipation erreicht, das nach dem Zweiten Weltkrieg erst mühsam wieder erarbeitet werden musste. In der Ausstellungsszene waren Künstlerinnen inzwischen deutlich präsent und unübersehbarer Teil der Avantgarde. Waren Frauen zunächst auf Bereiche wie Blumen- oder Landschaftsmalerei reduziert gewesen, besetzten sie bereits seit der Jahrhundertwende neue Themen und Genres.
So wurde es schließlich gesellschaftlich anerkannt, dass Frauen Akte malten. Viele von ihnen bearbeiteten sozialkritische Themen und waren in ihren Werken äußerst politisch. Kurios mutet hier die Geschichte von Stephanie Hollenstein an, deren künstlerische Arbeit sehr expressiv war und die radikale Schritte in Richtung Gleichberechtigung setzte, sich später allerdings zum Nationalsozialismus bekannte.
1938 endete die Präsenz von Frauen in der Kunst. Das NS-Regime und der Zweite Weltkrieg führten dazu, dass ihre Arbeiten aus Museen, Galerien und der Kunstgeschichte generell verschwanden. Viele waren jüdischer Herkunft und mussten flüchten. Andere wurden durch den eingebrochenen Kunstmarkt ins Exil gezwungen und konnten nie wieder eine Karriere aufbauen. Nur einigen wenigen gelang es, nach ihrer Emigration wieder Fuß zu fassen. Künstlerinnen und ihre Werke gerieten in Vergessenheit.
Erst in den letzten Jahrzehnten begann die Aufarbeitung dieser Seite der Kunstgeschichte. Die vorliegende Ausstellung ist die bislang umfangreichste Dokumentation der Kunst von Frauen in der Wiener Moderne, den es seit Beginn des Zweiten Weltkriegs gegeben hat. Sie kann jedoch bei Weitem nicht den gesamten Umfang der Leistungen dieser Künstlerinnen präsentieren, sondern versteht sich als Anstoß zur weiteren wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit diesem Thema.
Gezeigt werden Werke, die zum Teil seit drei Generationen nicht mehr zu sehen waren.
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