Die Ausstellung im Haus der Kunst vereint die größte Anzahl von „Zellen“, die je zusammen gezeigt worden sind. Damit widmet sie sich einem Schlüsselaspekt in Bourgeois‘ Schaffen und untersucht die begrifflichen, architektonischen und psychologischen Akzente, die die Künstlerin mit den „Zellen“ gesetzt hat.
In über 70 Jahren künstlerischem Schaffen hat Louise Bourgeois (1911, Paris — 2010, New York) ein einzigartiges Œuvre in einer großen Vielfalt von Form, Material und Größe geschaffen. In den 1940er-Jahren war sie die Erste, die ihre Umgebung in aktuelle Arbeiten einbezog; in den 1970er- und 1980er-Jahren ließ sie ihre Skulpturen in einen Dialog mit Theater und Performance treten.
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Louise Bourgeois‘ Werk trug dazu bei, dass Feminismus und Psychoanalyse in den kritischen Diskurs einbezogen wurden — Theorien, die bis heute im Vokabular der zeitgenössischen Kunst von zentraler Bedeutung sind.
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Haus der Kunst, München | 27.02 — 02.08.15
Ausstellungseröffnung Donnerstag, 26.02, 19 Uhr
BUCH | Louise Bourgeois. Strukturen des Daseins: Die Zellen
Gebundene Ausgabe, Pappband, 288 Seiten, 90 farbige Abbildungen, Sprache: Deutsch 21,5 x 27,0 cm
Sechs Einzelinterpretationen fächern die ganze Bandbreite von Bourgeois’ Auseinandersetzung mit Themen wie körperlichem und seelischem Schmerz, Voyeurismus, Einverleibung und Zerfall auf. Ein farbiger Abbildungsteil dokumentiert in Detailaufnahmen die Werke der gesamten Serie, deren Entwicklung im Textteil ausführlich dargestellt wird. Ergänzt durch ein Gespräch mit Bourgeois’ Assistent Jerry Gorovoy, bietet der Band eine umfassende Würdigung dieser zentralen Werkgruppe im OEuvre der französisch-amerikanischen Ausnahmekünstlerin.
Hauptwerke aus den beiden letzten Jahrzehnten eines langen Künstlerlebens
Zu den innovativsten und anspruchsvollsten skulpturalen Arbeiten innerhalb ihres umfangreichen Œuvres gehören die „Cells“ [Zellen], eine Serie von architektonischen Räumen und Situationen, die ihre Aufmerksamkeit fast zwanzig Jahre fesselte.
Wie die meisten ihrer Arbeiten sind auch Louise Bourgeois’ Zellen, entstanden in den beiden letzten Lebensjahrzehnten der Künstlerin, zugleich rätselhaft und sehr persönlich.
Hoch komplex und provokativ locken sie den Blick des Betrachters in kleine Käfiggehäuse oder in raumfüllende Installationen. Bourgeois’ Zellen beinhalten skulpturale Arbeiten der Künstlerin, Objets trouvés und bedeutungsgeladene Gegenstände aus ihrem persönlichen Besitz. Die „Zellen“ wirken als hoch emotionale Mikrokosmen: Jede ist ein facettenreiches und dichtes Arrangement in einem Gehäuse, das als spannungsreiche Barriere zwischen Bourgeois‘ Innenwelt und der Außenwelt des Ausstellungsraums steht.
In sorgfältig inszenierten, fast theatralen Szenen erzeugen gefundene Gegenstände, Kleidungsstücke oder Stoffe, Mobiliar und markante Skulpturen der Künstlerin eine intensive Atmosphäre. In Bourgeois‘ eigenen Worten:
„Die ‚Zellen‘ repräsentieren verschiedene Arten von Schmerz: physischen, emotionalen, psychologischen, geistigen und intellektuellen Schmerz … Jede ‚Zelle‘ befasst sich mit dem Genuss des Voyeurs, mit dem Reiz des Sehens und Gesehenwerdens. Die ‚Zellen‘ ziehen sich entweder an oder stoßen einander ab. Es gibt diesen Drang, sich zu verbinden, zu verschmelzen oder zu zerfallen.„
(Louise Bourgeois, 1991)
VIDEO | Ausstellungsfilm zu „Louise Bourgeois. Strukturen des Daseins: Die Zellen“, 27.02 — 02.08.15 im Haus der Kunst.
„Raum existiert nicht, er ist nur eine Metapher für die Strukturen unseres Daseins.“ (Louise Bourgeois)
Die „Cells“ [Zellen] gehören zu den innovativsten und anspruchsvollsten skulpturalen Arbeiten innerhalb des umfangreichen Œuvres von Louise Bourgeois. Die Serie von architektonischen Räumen und Situationen, fesselte fast 20 Jahre lang ihre Aufmerksamkeit – ein Prozess, den Jerry Gorovoy begleitet hat: Der Künstler und langjährige Assistent von Louise Bourgeois erlebte die Entwicklung der über sechzig Zellen hautnah mit. Im Video spricht er über seine Erfahrung mit der Künstlerin und den diesen Werken.
Die gesamte Serie der Zellen kreist um den Wunsch, zu erinnern und gleichzeitig vergessen zu wollen. „Du musst deine Geschichte erzählen und sie dann vergessen. Vergessen und vergeben. Das befreit dich“, hatte Louise Bourgeois gesagt. Die Kuratorin der Ausstellung im Haus der Kunst, Julienne Lorz, hat in intensiver Zusammenarbeit mit Jerry Gorovoy und dem Bourgeois Studio die Ausstellung entwickelt. Sie spricht über die Beziehung zwischen den Erinnerungen und Erfahrungen der Künstlerin und ihren beeindruckenden Werken.
Kunst handelt nicht von Kunst, Kunst handelt vom Leben, so Louise Bourgeois. Diese Aussage interpretierend, blickt die Dokumentation LOUISE BOURGEOIS hinter die Arbeiten der Grande Dame der zeitgenössischen Kunst, beschäftigt sich mit der Biografie der 1911 in Frankreich geborenen Bildhauerin, ihren Gedanken und Ängsten. Der Film kehrt vertraute Perspektiven um und visualisiert die Werke aus dem Blickwinkel der Künstlerin. Das daraus resultierende Bild hinter dem Bild eröffnet ein neues, ganz persönliches Erleben ihrer Arbeiten. Interviews mit Weggefährten, Künstlern, Galeristen und Kuratoren sowie ein Streifzug durch die Schaffensvielfalt komplettieren in verzahnten Erzählweise die Dokumentation.
„Auftritt Louise Bourgeois: steinalt, winzig klein, getrieben von Schlaflosigkeit und einem rastlosen Zwang zur Produktion. Die Künstlerin, die zu den ganz großen Bildhauern der Gegenwart zählt, deren Werk längst einem breiten Publikum bekannt ist, behauptet energisch: Ich vergebe nicht und ich vergesse nicht!
Bourgeois macht in dieser Dokumentation deutlich, dass das Vergnügen und die Freude am Zusammensein mit der Mutter, das Glück also, ganz wesentlich ihr Werk motiviert. Damit akzentuiert dieses sensible Portrait ihre kreative Biografie gegen die übliche Annahme, die Abrechnung mit dem Vater, von dem sich Louise Bourgeois mit ihrer Heirat nach New York distanzierte, sei die große Triebkraft ihres Werks. Amerika gab ihr also die unabdingliche Freiheit, nicht zu vergeben und nicht zu vergessen.“ (via taz, Brigitte Werneburg)
Louise Bourgeois gilt als Jahrhundert-Künstlerin.
98 Jahre alt geworden, vereinigte Louise Bourgeois in ihrer Person und in ihrem Lebensweg mehrere Epochen. In Paris geboren erlebte sie als junge Frau die Pariser Moderne, studierte u. a. bei Fernand Léger und bewegte sich im Kreis der Surrealisten. 1938 übersiedelte sie mit dem amerikanischen Kunsthistoriker Robert Goldwater, ihrem Ehemann, nach New York. Dort kam sie mit den aus Frankreich emigrierten Künstlern um Marcel Duchamp in Kontakt und war mit Vertretern des Abstrakten Expressionismus befreundet.
„In New York, wohin Louise als Kunststudentin und Ehegattin des Kunsthistorikers Robert Goldwater 1938 ausgewandert war, wurmte sie die Nichtachtung der Surrealisten, des arroganten Duchamp oder des neunmalklugen Max Ernst, die mit Frauen, wenn sie nicht reich waren, nichts zu tun haben wollten. Sie sei Existentialistin, sagt sie, ihre Kunst sei ein Reflex auf ihre Ohnmacht im Leben. Denn Macht, gesteht Louise Bourgeois, mache sie hilflos, und im Leben identifiziere sie sich stets mit den Opfern. In der Kunst dagegen sei sie die Aggressorin, die zerschlagen, zerstören, zerteilen könne.“ [ Die alte Dame als Folterknecht, Elke von Radziewsky für die ZEIT, 1994 | Artikel lesen ]
Bourgeois nahm die in den USA dominanten Strömungen der Minimal- und der Pop Art wahr, schloss sich jedoch nie einer der bestehenden Gruppen an. Vielmehr entwickelte Louise Bourgeois eine seltene stilistische Komplexität, die vieles von dem vorwegnahm, was Anliegen einer jüngeren Künstlergeneration werden sollte.
Taschenbuch 144 Seiten 41 Abb., davon 33 farbig Verlag: Hatje Cantz Sprache: Deutsch 12,1 x 1,3 x 19 cm
Das Buch ist eine Einführung in das Leben und Werk einer der bedeutendsten Künstlerpersönlichkeiten unserer Zeit.
Louise Bourgeois wurde am 25. Dezember 1911 geboren. Aus Anlass ihres 100. Geburtstages erschien dieses Buch, das zentrale Themen des Schaffens der im letzten Jahr gestorbenen Künstlerin behandelt: die Verarbeitung ihrer Lebensgeschichte, ihre Auseinandersetzung mit anderen Künstlern und die Umsetzung ihrer Emotionen in Kunstobjekte.
In neun Kapiteln werden exemplarische Werke behandelt und in den Kontext der Kunstgeschichte gestellt, indem sie mit Werken aus der Sammlung Beyeler konfrontiert werden. So wird deutlich, dass Louise Bourgeois nicht nur den für die Kunst der Moderne wichtigen Gegensatz zwischen Figuration und Abstraktion aufgehoben hat; sie hat auch dazu beigetragen, der modernen Kunst eine eigentümliche Interpretationsebene neben dem rein Sichtbaren zu geben.
La Fillette
La Fillette ( Kleines Mädchen ), ein mit sechzig Zentimetern grotesk überdimensionierter, aufgereckter Latexpenis mit dunkler gummiartiger Haut, dessen Eichel von einem Metalldraht zur Aufhängung durchbohrt ist. Den klemmte die zarte Louise sich unter den Arm, als sie 1982 zum Fototermin bei Robert Mapplethorpe marschierte. Die Fotoserie mit der grinsenden Louise im zotteligen Mantel und dem „Fillette“ unter dem Arm wurde berühmt. Louise Bourgeois war damals 70.
Die Macht des Supersignifikanten Phallus untergräbt die Künstlerin mit sardonischem Witz, indem sie den Phallus als von ihr selbst erzeugt präsentiert — in Anspielung auf Freuds Gedanken, daß jede Frau in Ermangelung eines Penis danach strebe, ihren eigenen Penis zu gebären. Schützend trägt sie ihren »Säugling«, den sie liebevoll als La Fillette tituliert, was im Französischen ein kleines Mädchen bezeichnet. [ via arte tv ]
Insomnia Drawings
Die Zeichnungen der Schlaflosigkeit 1994-95
Schlaflosigkeit war Louise Bourgeois‘ lebenslanger Begleiter. Zwischen November 1994 und Juni 1995 zeichnete sie Gedanken, Erinnerungen und Bilder auf, die ihr in langen, schlaflosen Nächten durch den Kopf gingen. Die 220 entstandenen Zeichnungen sind die Summe der Antriebe, Quellen und Motive ihres Werkes.
Der ‚Insomnia-Zyklus‘ zeigt den ruhelosen Geist der Künstlerin am Werk: Zeichnungen und Skizzen wechseln ab mit Gedichten und Aphorismen in Englisch und Französisch, dazwischen finden sich Alltagsnotizen, die an die emsige Geschäftigkeit des Tages erinnern. Im Zyklus spiegelt sich das Leben und Werk einer außergewöhnlichen Künstlerin: schön, beunruhigend, leidenschaftlich, fragend und durchdrungen von schrägem Humor.
Band I: Faksimiles der Vorder- und Rückseiten aller 220 Zeichnungen / Band II: Essays von Marie-Laure Bernadac, Kunstkritikerin und Kuratorin, Paris, und Elisabeth Bronfen, Autorin und Anglistik Professorin, Zürich; Chronologie sowie kommentierte Transkriptionen aller auf den Vorder- und Rückseiten der Zeichnungen enthaltenen Texte und Notizen
Louise Bourgeois. Insomnia Drawings
Gebundene Ausgabe 580 Seiten Sprache: Englisch 33,8 x 23,9 x 7,7 cm
Louise Bourgeois:
Ich arbeite an den Zeichnungen nachts im Bett, auf Kissen gestützt. Vielleicht mit ein bisschen Musik, oder ich höre einfach den Geräuschen auf der Straße zu. Meine Zeichnungen bewahre ich sorgfältig auf. Sie entspannen mich und helfen mir einzuschlafen. Zeichnungen sind Denkfedern, es sind Ideen, die ich mitten im Flug erhasche und auf Papier setze. Alle meine Gedanken sind visuell. Doch die Themen meiner Zeichnungen werden oft erst Jahre später in Skulpturen umgesetzt. Folglich gibt es viele Dinge, die in den Zeichnungen auftauchen, aber nie weitergeführt werden. Tusche und Kohle: Kohle ist so wertvoll, dass ich auch die kleinsten Stummel noch aufbewahre. Tusche ist endgültig. Eigentlich nicht ganz, denn die beste Tusche ist die weiße, mit der ich alles überdecken und löschen kann. Auf vielen Zeichnungen gibt es fünf Elemente, sie repräsentieren Robert, Louise, Alain, Jean-Louis, Michel – fünf Personen, meine Familie. Es gibt eine Menge von diesen Zeichnungen mit fünf Elementen.
VIDEO | Louise Bourgeois (1911-2010) – Ein Portrait Teil 1/6
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