Die Ausstellung Max Beckmann. weiblich–männlich bildet im Jahr 2020 einen Höhepunkt im Programm der Hamburger Kunsthalle. Sie führt eine Reihe vielbeachteter Präsentationen zur Kunst Beckmanns fort, darunter Selbstbildnisse (1993), Landschaft als Fremde (1998) und Max Beckmann. Die Stillleben (2014).
Max Beckmann. weiblich–männlich untersucht erstmals die zahlreichen, oft widersprüchlichen Rollen von Weiblichkeit und Männlichkeit in den Werken von Max Beckmann (1884–1950), einem großen Künstler der Moderne und kraftvollen Interpreten seiner Zeit.
Mit rund 150 Gemälden, Plastiken und Arbeiten auf Papier zeigt die Ausstellung die eindrucksvolle Breite des Themas und ermöglicht ein tieferes Verständnis von Beckmanns facettenreicher Kunst. Wichtige Leihgaben aus öffentlichen und privaten Sammlungen im In- und Ausland – darunter der Nachlass Beckmann, das Saint Louis Art Museum, die Harvard Art Museums und das Stedelijk Museum in Amsterdam – ergänzen den umfangreichen Beckmann-Bestand der Hamburger Kunsthalle.
Die Ausstellung befragt Beckmanns Bilder sowohl auf ihre historische Bedeutung als auf ihre Aktualität für unsere Zeit. Seine prägnanten Selbstdarstellungen, seine Doppelbildnisse mit den Ehefrauen, die repräsentativen Porträts seiner Förderer und Mäzeninnen sowie mythologische und biblische Figurenbilder machen Grundkonstanten menschlichen Zusammenseins eindrucksvoll erfahrbar: Sie zeigen Begehren, Hingabe und Widerstreit, Macht und Ohnmacht, Freiheitsdrang und Verschmelzung.
Hardcover, Pappband, mit Lesebändchen 240 Seiten 175 farbige Abbildungen 20 s/w Abbildungen Prestel Verlag (6. April 2020) Sprache: Deutsch 24 x 2,7 x 28,6 cm
Beckmann schrieb Geschlechterrollen fest und öffnete sie zugleich, er fand Zartheit in Frauen- und in Männerfiguren, Schlagkraft in der Heldin wie im Helden. Fasziniert von den Mythen verschiedenster Kulturen, kannte er die uralte Vorstellung, dass Frau und Mann aus einem einzigen, androgynen Geschlecht hervorgingen, nach dessen Einheit man sich auf ewig zurücksehnt. Darüber hinaus las und kommentierte er zeitgenössische, bis heute diskutierte Schriften von Carl Gustav Jung und Otto Weininger, die Individualität als Verbindung von weiblichen und männlichen Anteilen erklärten. Von sich selbst zeichnete Beckmann aber gern das Bild eines mannhaft entschlossenen Weltendeuters, das bis heute die Wahrnehmung seines Werks dominiert und sich einem offeneren Verständnis seiner vielschichtigen Kunst entgegenstellt.
VIDEO | Max Beckmann – Portrait, Film von Angelika Lizius BR 2014
Selbstdarstellungen, Doppelbildnisse, Porträts von Familienmitgliedern, Förderern und Mäzeninnen sowie mythologische und biblische Figurenbilder: Immer wieder stellte Max Beckmann (1884–1950) den Menschen ins Zentrum seiner Kunst. Seinen oft widersprüchlichen Bildern von Weiblichkeit und Männlichkeit geht die Ausstellung „Max Beckmann. weiblich-männlich“ nach, die ZDFkultur ab sofort unter https://digitalekunsthalle.zdf.de zeigt. Die digitale Schau entstand in enger Zusammenarbeit mit der Hamburger Kunsthalle, die ihre gleichnamige Ausstellung coronabedingt in den September verschieben musste. Somit können Kunstinteressierte in der „Digitalen Kunsthalle“ bereits vier Monate vor der analogen Präsentation einen inspirierenden Streifzug durch Beckmanns Bilderkosmos unternehmen. Dr. Karin Schick, Kuratorin der Ausstellung: „Dank der Kooperation mit ZDFkultur können wir jetzt schon alle einladen, die sich mit uns auf die Eröffnung freuen – wir spüren, dass die Neugier wächst und die Spannung steigt!“ Die Ausstellung „Max Beckmann. weiblich-männlich“ ist in der Hamburger Kunsthalle vom 25. September 2020 bis zum 24. Januar 2021 zu sehen.
Rund 50 der 140 Werke – Gemälde, Grafiken und Plastiken – werden nun in der „Digitalen Kunsthalle“ präsentiert. In acht Kapiteln schildert die Schau, wie Beckmann Geschlechterrollen festschrieb und zugleich öffnete, wie er Zartheit sowohl in Frauen- als auch in Männerfiguren fand und Schlagkraft im Helden wie in der Heldin. Fasziniert von den Mythen verschiedener Kulturen beschäftigte er sich mit der uralten Vorstellung, dass Frau und Mann aus einem einzigen, androgynen Geschlecht hervorgegangen seien. Darüber hinaus las er literarische, naturwissenschaftliche, psychologische und okkulte Schriften zum Thema der Individualität und der weiblichen und männlichen Anteile in jedem Menschen.
Beckmanns Interesse an geschlechtsübergreifenden Charakteristika lässt sich an seinen Porträts ablesen: 1937 – in diesem Jahr ging der Künstler nach Amsterdam ins Exil –entstand das „Bildnis Stephan Lackner“, das den befreundeten Schriftsteller zeigt. Neun Jahre später malte Beckmann das „Bildnis Quappi im grünen Jumper“, ein Porträt seiner zweiten Ehefrau Mathilde. Die Figuren unterscheiden sich vor allem in ihrer Kleidung. Beide haben feine Gesichtszüge und sensible Hände, beide sind mit Blumen dargestellt. Blumen ordnete Beckmann fast ausschließlich Frauen zu, im „Bildnis Stephan Lackner“ nutzte er sie jedoch, um den Freund als feinsinnigen Lyriker zu charakterisieren. In „Bildnis einer Rumänin“ dagegen ließ er „Frau Dr. Heidel“ ihre Hände in die Hüfte stemmen, präsentierte sie offen, stark und selbstbewusst.
Immer wieder zeigt sich in Beckmanns Bildern das Gespür für die Vielfalt von Weiblichkeit und Männlichkeit. Dabei entwickelte er einen besonderen Blick für das Zarte im Mann. Sich selbst allerdings gestand er diese Seite nur selten zu: In der Regel malte er sich als selbstbewusst-entschlossenen Weltendeuter. Anschaulich wird das in der „Digitalen Kunsthalle“ etwa an seinem „Selbstbildnis im Smoking“ von 1927: Beckmann präsentiert sich hier in lässiger Pose und mit strengem Blick auf dem Ho?hepunkt seiner Karriere. Vielerorts gab es in den Jahren der Weimarer Republik Einzelausstellungen, es entstand eine umfassende Monografie, 1928 wurde Beckmann Professor an der Sta?delschule in Frankfurt. Der eigentliche Schöpfer der Welt, schrieb er damals, sei der Künstler.
Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts, die Zeitspanne, in der Max Beckmanns Kunst entstand, war geprägt von einem tiefgreifenden Wandel in den Konzepten von Männlichkeit und Weiblichkeit. Seine Werke geben Einblick in eine Ära, in der Visionen von Emanzipation und Gleichberechtigung entwickelt und verschiedene Strategien zu deren Umsetzung erprobt wurden. Beckmanns Suche nach dem, was weiblich und was männlich ist, gibt auch Impulse für die Geschlechterdiskurse der Gegenwart.
Die „Digitale Kunsthalle“ ist Teil des digitalen Kulturraums ZDFkultur, mit dem das ZDF das Verständnis für Kunst und Kultur fördert und selbst als Kulturproduzent tätig wird. Eingebettet in die ZDFmediathek bündelt ZDFkultur Inhalte aus unterschiedlichen Bereichen wie Kunst, Literatur und Musik.
PRESSESCHAU
Ein Mann von einem Bild
Irene Bazinger für die FAZ | Artikel lesen
Erkundung der Geschlechter: Hamburg erweitert die Perspektiven mit der Ausstellung „Max Beckmann. weiblich – männlich.“ – ganz im Sinne unserer Zeit.
„Die ungewöhnliche, kluge wie schöne Hamburger Ausstellung vermisst sein Werk als Echoraum auch für unsere Zeit. Wird man als Frau geboren oder zur Frau gemacht, wann ist ein Mann ein Mann? Souverän hält sie die Fragen aus, die unser aktuelles Denken mitbestimmen – so hellsichtig, wie es nur große Kunst kann.“
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