Maria Lassnig - Kleines Science-Fiction-Selbstporträt [ Ausschnitt ]
1995. Öl auf Leinwand. Courtesy der Künstlerin Foto UMJ N
1970 noch ein Geheimtipp in der österreichischen Kunstszene, zählt Maria Lassnig (*1919, Kärnten) heute weltweit neben Frida Kahlo oder Louise Bourgeois zu den bedeutendsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. Die Ausnahmekünstlerin war nicht nur zweimalige Documenta-Teilnehmerin (1982 und 1997), 1980 Vertreterin Österreichs auf der Biennale von Venedig, sondern auch die erste Professorin für Malerei im deutschsprachigen Raum.
Das Werk der 93-jährigen österreichischen Malerin wird erstmalig im Norden Deutschlands in den Deichtorhallen Hamburg vom 21. Juni bis 8. September 2013 mit rund 100 Exponaten von 1945 bis 2012 sowie zwei Filmen aus den siebziger Jahren umfassend vorgestellt. Maria Lassnig hat 2013 auf der 55. Kunst-Biennale von Venedig einen Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk erhalten.
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Hamburger Deichtorhallen | Ausstellung bis 08. September 2013
Den Kern der Ausstellung, eine Kooperation mit der Neuen Galerie in Graz, Universalmuseum Joanneum, bilden noch nie gezeigte Arbeiten, die Maria Lassnig in ihrem Atelier gehütet hat. Diese Atelier-Auswahl wird in der Hamburger Ausstellung durch Leihgaben aus namhaften österreichischen Museen und Privatsammlungen wie der Albertina, dem Belvedere, der Sammlung Essl oder dem mumok ergänzt. Teile der Ausstellung wandern im Anschluss in das MoMA PS1, Long Island City/USA und in das Museum Dhondt-Dhaenens, Deurle/Belgien.
Maria Lassnig führt die Betrachter durch heterogene Zustände zwischen Abstraktion und Realismus in eine ganz persönliche, tiefgründige aber auch humorvolle Welt der Wahrnehmung und des Empfindens. Ihr ganz besonderer malerischer Duktus und eine einzigartige Farbgebung tragen dazu bei.
Maria Lassnig - Vom Tode gezeichnet, 2011. Oel auf Leinwand.
Foto UMJ N
Das zentrale Thema Lassnigs ist die schonungslose Selbstbefragung, dem sie sich auf unterschiedliche Weise ihr ganzes Leben lang widmet. Ihre Selbstdarstellungen können vom Informel geprägt sein, zu traumatischsurrealen Mensch-Tier-Verdichtungen werden oder sich durch einen Film bewegen. Man trifft auf Metamorphosen des Menschen in Maschinenformen oder auch in reine Abstraktion. So sind beispielsweise die stark erotisch aufgeladenen Bilder »Mit einem Tiger schlafen« (1975) und »Die blaue Blume der Romantik« (1961) mal realistisch gestaltet, mal komplett abstrakt. Immer bauen ihre Bilder dabei eine unmittelbare emotionale Spannung zwischen innerer und äußerer Welt auf, der man sich als Betrachter kaum entziehen kann.
Maria Lassnig - Mit einem Tiger schlafen, 1975.
Öl auf Leinwand; Leihgabe der Oesterreichischen Nationalbank
Wie ein roter Faden zieht sich die Idee von »Körpergefühlsbildern« durch ihr Werk. Maria Lassnig malt nicht nur die großen Gefühle, wie Trauer, Schmerz, Freude oder Glück, sondern auch die häufig unbeachteten Empfindungen, die als Druck-, Spannungs- und Ausdehnungsgefühle entstehen. Sie werden für sie oft zur einzigen Wirklichkeit.
»Ich trete gleichsam nackt vor die Leinwand, ohne Absicht, ohne Planung, ohne Modell, ohne Fotografie, und lasse es entstehen. (…) das einzig mir wirklich Reale (sind) meine Gefühle, die sich innerhalb meines Körpergehäuses abspielen«, so Maria Lassnig.
Sie malt nicht aus dem Bauch heraus, sondern sehr konzentriert aus dem Kopf — dort, wo das Gefühl zum Bild wird. Unter diesem Aspekt betrachtet, ergeben sich aus ihrem OEuvre grundlegende Fragen nach dem Ort der Bilder.
Als Maria Lassnig Ende der 1940er bzw. Anfang der 1950er Jahre beginnt, erste Körperbewusstseins-Bilder zu erstellen, in denen sie für eigene Körpergefühle visuelle Entsprechungen zu finden versucht, ist sie dem künstlerischen Zeitgeist zunächst weit voraus. Als Themen der Körperkultur und »bodyawareness« in den 1970er Jahren schließlich Einzug in die Kunst halten, ist Maria Lassnig nach einer über zwanzigjährigen Beschäftigung mit eigenen Körperrealitäten bereits über das Stadium der Demonstration von Körperlichkeit hinaus; sie beschäftigt nun die Synthese eigener Erfahrungshorizonte und erweitert damit die Body Art und Performance in das Medium der Malerei.
KATALOG | Maria Lassnig. Distanz
Gebundene Ausgabe 144 Seiten Sprache: Deutsch, Englisch 21 x 2,4 x 27 cm
In Maria Lassnigs Kunst manifestiert sich ein grundsätzliches Problem, dem der Mensch von jeher gegenübersteht. Es ist die Frage nach dem Bild, die Frage nach dem Visuellen auf einer grundsätzlichen Ebene. Dabei lässt sich die sichtbare Welt nur zum Teil als der Ort des Visuellen definieren. Wesentlich erscheint bei Maria Lassnig die Erkenntnis, dass der menschliche Körper ein Medium darstellt, das Bilder generiert.
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WERKVERZEICHNIS Das Universalmuseum Joanneum arbeitet derzeit an einem Werkverzeichnis von Maria Lassnig und ersucht die Öffentlichkeit dabei um Unterstützung. Sollten Sie im Besitz von Werken Maria Lassnigs sein oder über entsprechende Materialien oder Informationen verfügen, bitten wir Sie höflich, sich mit dem Universalmuseum Joanneum in Verbindung zu setzen:
Das MUMOK, Wien zeigte bis zum 17. Mai 2009 eine Werkschau mit fokussiertem Blick auf „Das neunte Jahrzehnt“ von Maria Lassnigs Schaffen.
In den vergangenen Jahren entwickelte sich ihr malerisches Werk immer konfrontativer und direkter, wobei die Künstlerin frühere Themen aktualisiert und variiert, ohne sich zu wiederholen.
Rund 60 Gemälde belegten die Vielfalt und überragende Position ihres von Farbintensität, Vitalität und ungebrochener Erfindungskraft geprägten Spätwerks. Maria Lassnigs radikale Selbstbefragung bedient sich einer kontrastreichen expressiven Farbgebung als Ausdruck einer oft an Sarkasmus grenzenden Ironie.
VIDEO | Maria Lassnig – Ein Portrait [ MUMOK 9.30 Min. ]
In den letzten Jahren ist Maria Lassnig endgültig der internationale Durchbruch gelungen. Die Künstlerin gilt nachfolgenden Generationen als Vorreiterin und Visionärin, die den Diskurs und die Entwicklung der Malerei seit Jahrzehnten entscheidend mitgeprägt hat. Im Zentrum ihres Schaffens steht seit sechzig Jahren die Künstlerin selbst bzw. das, was sie ihre „Körperempfindung“ nennt:
„Es ist sicher, ich male und zeichne nicht den ‚Gegenstand’ Körper (…), sondern ich male Empfindungen vom Körper.“ (Maria Lassnig, 1999).
Ihre Malerei zeigt einerseits die kompromisslose Offenlegung des eigenen Körpers und der eigenen Befindlichkeit, zum Anderen vermittelt sie den Blick von Außen und ermöglicht damit die scheinbar objektive Darstellung gleichzeitig existierender Körperwahrnehmungen.
Gebundene Ausgabe Chronologie, Ppbd. Sprache: Deutsch 146 Seiten 79 farb., meist ganzseit. Abb., davon eine doppelseit. Falttafel, 31,4 x 23,4 x 1,8 cm
„Es ist die Kunst, die macht mich immer jünger“. Dieser Satz von Maria Lassnig trifft auf sie zu wie sonst nur selten. In ihrem neunten Lebensjahrzehnt zeigt die österreichische Künstlerin eine ungebrochene Schaffenskraft.
Die mehr als 100 hier gezeigten Gemälde und Zeichnungen, die alle in den letzten zehn Jahren entstanden sind, belegen das feine Gespür der Malerin für die dunklen Seiten der menschlichen Seele. Gleichzeitig dokumentieren sie eindrucksvoll zu welchem vielfältigen und kraftvollen Spätwerk die Künstlerin gefunden hat, wie sie ihr Frühwerk zitiert, ohne sich dabei zu wiederholen. Lassnig gilt als Vorreiterin und Visionärin für nachfolgende Generationen von Künstlern und hat deren künstlerische Entwicklungen entscheidend mitgeprägt.pment.
Maria Lassnig. Im Möglichkeitsspiegel
Links: Selbstportrait im Möglichkeitsspiegel 2001
Rechts: Gehirnlappen 1998
Das Museum Ludwig in Köln präsentierte bis zum 14. Juni 2009 das eher private Schaffen der Künstlerin. Die Retrospektive setzte bei den surrealistischen Zeichnungen der späten 1940er Jahre ein und verfolgt das zeichnerische Werk von den „Körpergefühlszeichnungen“ über die New Yorker Trickfilme bis hin zu den eher malerischen Formen im Aquarell in den 1970er und 1980er Jahren.
Der Schwerpunkt liegt auf ganz aktuellen Arbeiten, in denen Lassnig auf irritierende Weise schlichte Bleistiftzeichnungen mit grellen, oft schreiend bunten Hintergründen kombiniert. Bei den meisten dieser Zeichnungen handelt es sich um Selbstporträts. Maria Lassnig befragt in ihnen ihr Körpergefühl, die physischen Bedingungen ihrer Existenz. Papier dient dieser Künstlerin als Korrektiv, als Spiegel ihrer selbst, heute wie vor 60 Jahren.
Wie nur wenigen gelingt es Lassnig, ihre Empfindungen auf Leinwand und Papier zu bannen, ohne dabei kitschig oder gefühlsduselig zu werden. Im Gegenteil: Die mal ernsthafte, mal humorvolle Innen- und Außensicht erlaubt es dem Betrachter, nah dran zu sein und dennoch Distanz zu bewahren. Ganz deutlich lässt sich dieses Spiel von Nähe und Ferne in den Zeichnungen der Künstlerin nachvollziehen.
KATALOG | Maria Lassnig. Im Möglichkeitsspiegel.
Aquarelle und Zeichnungen von 1947 bis heute
Gebundene Ausgabe Leinen mit Schutzumschlag Deutsch, English 248 Seiten, 107 Abb., davon 76 farbig 22 x 24,40 cm
Der Band richtet den Fokus auf die sehr persönlichen und direkten Zeichnungen und Aquarelle der Künstlerin. Das Spektrum reicht von den informellen Zeichnungen der späten 1940er-Jahre, von den ‚Körpergefühlszeichnungen‘ über die New Yorker Trickfilme bis hin zu den eher malerischen Formen im Aquarell der 1980er- und 1990er-Jahre. Der Schwerpunkt aber liegt auf aktuellen Arbeiten, in denen Lassnig schlichte Bleistiftzeichnungen mit häufig schreiend bunten Hintergründen kombiniert.
„Ich fange immer mit der Körpererfahrung an, aber dann kommen die Weltprobleme dazu …“
Seit sechzig Jahren untersucht Maria Lassnig ihre eigene Körperbefindlichkeit, malt ihre Innenwelten in, wie sie sagt, „Wirklichkeitsfarben: Gedankenfarben, Schmerzfarben und Qualfarben, Druck- und Völlefarben, Todes- und Verwesungsfarben, Krebsangstfarben“. Immer verbindet sie ihre Körpererfahrungen mit den großen philosophischen Themen wie Tod, Liebe, Krankheit, Vergänglichkeit, aber auch Zerstörung der Umwelt, Krieg, Vernichtung.
3 Arten zu sein - 2004 - Oil on canvas | 126 x 205 cm
Gemalte Dualität
DEUTSCHLANDRADIO Kultur – Hartmut Krug Beitrag lesen
Es ist eine starke Ausstellung geworden, auch mit überzeugenden Gefühls-Erinnerungsbildern wie dem mehrdeutigen „Die Lebensqualität“, auf dem eine nackt im See über der Untiefe mit dem Rotweinglas in der Hand schwimmtende Frau von einem großen Fisch ins Bein gebissen wird. Doch einen einheitlichen oder eindeutigen Altersstil findet man bei Maria Lassnig nicht. Kein Wunder, sah sie doch Stil immer nur als Mittel zum Zweck und versuchte sich erfolgreich an vielen Stilen Ihr Motto war: „Verwerft den Stil, ändert ihn jede Woche.“
Der Weltzertrümmerer - 2001 - Oil on canvas | 100 x 125 cm
Das neunte Jahrzehnt
FR online – Peter Michalzik
„Seltener als man glauben möchte, gibt es unter Künstlern jene Solitäre, die vor allem ihrer inneren Stimme folgen und auf deren Werk der Markt und seine Moden oder die Eigenbewegung der Kunst nur wenig Einfluss haben. Maria Lassnig ist ohne Zweifel einer dieser seltenen Solitäre.“
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