Zu ihrem 20. Geburtstag präsentiert die Fondation Beyeler einen der bedeutendsten und beliebtesten Künstler: Claude Monet. Die Ausstellung ist ein Fest des Lichts und der Farben. Sie beleuchtet die künstlerische Entwicklung des französischen Malers von der Zeit des Impressionismus bis zu den berühmten Seerosenbildern.
Zu sehen sind seine Landschaften am Mittelmeer, wilde Atlantikküsten, die Flussläufe der Seine, Blumenwiesen, Heuhaufen, Seerosen, Kathedralen und Brücken im Nebel.
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Der Künstler experimentierte in seinen Bildern mit wechselnden Licht- und Farbenspielen im Verlauf der Tages- und Jahreszeiten. Mit Spiegelungen und Schatten gelang es Monet, magische Stimmungen zu erzeugen. Claude Monet war ein großer Pionier, der den Schlüssel zum geheimnisvollen Garten der modernen Malerei gefunden und allen die Augen für ein neues Sehen der Welt geöffnet hat.
Die Ausstellung zeigt 62 Gemälde aus bedeutenden Museen Europas, der USA und Japans, darunter dem Musée d’Orsay, Paris; dem Metropolitan Museum, New York; dem Museum of Modern Art, New York; dem Museum of Fine Art, Boston und der Tate, London.
Eine Besonderheit sind 15 Gemälde aus unterschiedlichem Privatbesitz, die äußerst selten öffentlich zu sehen sind und lange nicht mehr im Kontext einer Ausstellung zu Monet gezeigt wurden.
Gebundene Ausgabe 192 Seiten ca. 180 Abbildungen Hatje Cantz Verlag Sprache: Deutsch 27,40 x 31,00 cm
»Das Aussehen der Welt würde für uns erschüttert, wenn es uns gelänge, die Zwischenräume zwischen den Dingen als Dinge zu sehen«. Diese Worte des Philosophen Maurice Merleau-Ponty treffen den Kern von Claude Monets (1840-1926) Kunst in den Schaffensjahren nach 1880 bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts. Während üblicherweise eher das Früh- und das Spätwerk des Malers in den Blick geraten, fokussiert der Katalog „Monet – Licht, Schatten und Reflexion“ die Entwicklung zwischen diesen Perioden.
Der im Buch vorgestellte Ausschnitt seines Schaffens steht somit nicht zuletzt auch stellvertretend für das Gesamtwerk des französischen Malers. Thematisch aufgeschlüsselt gleicht der Band „Monet – Licht, Schatten und Reflexion“ einer feinsinnigen Reise durch Monets Bildwelten – von der Seine zu den Küsten der Normandie und der Bretagne bis hin zur Waterloo Bridge in London sowie der malerischen Auseinandersetzung mit dem eigenen Garten in Giverny.
Essays von Maria Becker, Gottfried Boehm, Ulf Küster, Philippe Piguet, Hannah Rocchi und James H. Rubin begleiten und verorten die verschiedenen Stationen.
Im Zuge der Auseinandersetzung mit den Leitmotiven »Licht, Reflexion und Schatten« machte Monet in seiner Kunst zunehmend das gemalte Bild selbst zum Thema: »Ihn interessierte weniger das Motiv als das, was zwischen ihm und dem Motiv passierte«, erklärte sein Stiefsohn Jean Hoschedé. Der Maler experimentierte mit wechselnden Licht- und Farbspielen im Verlauf der Jahreszeiten.
Durch den Einsatz von Spiegelungen und Schattenwürfen gelang es ihm, magische Stimmungen zu erzeugen. Wiederkehrende Sujets und Orte sind Landschaften am Mittelmeer, wilde Atlantikküsten, Flussläufe, Blumenwiesen, Heuhaufen, Seerosen, Kathedralen und Brücken. Bereits in Monets erstem Ölbild spiegeln sich Pappeln im Wasser.
Licht, Schatten und Reflexion
Nach dem Tod seiner Frau im Jahr 1879 begann für Monet eine Phase der Neuorientierung. Seine Zeit als Pionier des Impressionismus war abgeschlossen; als Künstler war er zwar noch keineswegs allgemein anerkannt, aber mit Hilfe seiner Händlers begann er wirtschaftlich unabhängiger zu werden, was durch seine häufigen Reisen dokumentiert ist. Diese ermöglichten ihm z. B. erstmals eine Beschäftigung mit dem Licht des Mittelmeers und gaben seinem Werk neue Impulse. Seine Kunst wurde persönlicher und löste sich von einem strikt „impressionistischen“ Stil.
Vor allem aber scheint er in seinen Werken immer mehr das gemalte Bild an sich zum Thema seiner Kunst gemacht zu haben. Seine von seinem späteren Stiefsohn Jean Hoschedé überlieferte Bemerkung, ihn interessiere weniger das Motiv, als das, was zwischen ihm und dem Motiv passiere, ist wohl auch in diesem Sinne zu deuten. Monets Reflexionen über Bilder sind in einem doppelten Sinn zu verstehen.
Die Wiederholung seiner Motive durch Spiegelungen, die ihren Höhepunkt und Abschluss in den Gemälden der Spiegelungen in den Seerosenteichen finden, ist auch als ein fortwährendes Reflektieren der Möglichkeiten des Bildes zu deuten, das sich durch die Darstellung und Wiederholung eines Motivs im Bild zeigt.
Ein weiterer Weg, die Möglichkeiten des Bildes zu untersuchen, sind bei Monet die Darstellungen von Schatten. Sie sind gleichzeitig Abbildung und Kehrseite des Motivs und ihre abstrakte Form gibt dem Bild eine Struktur, die das reine Abbild des Motivs infrage zu stellen scheint. Dies führte dazu, dass Wassily Kandinsky bei seiner berühmten Begegnung mit Monets Gemälde eines Heuhaufens im Gegenlicht (Kunsthaus Zürich und in der Ausstellung), das Sujet als solches gar nicht mehr erkannte: Das Bild an sich hatte weit größere Bedeutung bekommen als die Abbildung eines traditionellen Motivs.
VIDEO | "Wie Monet ein Philosoph der Bilder wird" - Ulf Küster spricht über die Hauptthemen der Ausstellung.
Monets Bildwelten
Die Ausstellung ist eine Reise durch Monets Bildwelten. Sie ist nach Themen gruppiert. Anfangs widmet sich die Ausstellung in einem großen Raum den zahlreichen und unterschiedlichen Darstellungen des Flusses Seine. Dabei besonders bemerkenswert ist Monets selten ausgestelltes Porträt seiner Lebensgefährtin und späteren Frau Alice Hoschedé, im Garten in Vetheuil direkt an der Seine sitzend.
Ein darauf folgender Raum feiert Monets Darstellung von Bäumen: Eine versteckte Hommage an Ernst Beyeler, der dem Thema Bäume ja 1998 eine ganze Ausstellung gewidmet hatte. Bäume in unterschiedlicher Beleuchtung, ihre Form und ihre Schattenwürfe wurden immer wieder von Monet behandelt, angeregt von japanischen Farbholzschnitten. Sie geben seinen Bildern oft eine geometrische Struktur, was besonders bei den Serienbildern des Malers sichtbar wird.
Die leuchtenden Farben des Mittelmeeres werden durch eine Gruppe von Gemälden vermittelt, die Monet in der 1880er Jahren malte. In einem Brief sprach er damals von dem „feenartigen Licht“, das er für sich im Süden entdeckt habe.
1886 schrieb er an Alice Hoschedé, er sei geradezu „verrückt nach dem Meer“. Ein großer Bereich in der Ausstellung ist den Küsten der Normandie und der Insel Belle-île sowie den ständig wechselnden Lichtstimmungen am Meer gewidmet. Faszinierend die Sequenz immer wieder neuer Ansichten und Beleuchtungen der Hütte eines Zollwärters auf einem Kliff, die mal in gleißender Sonne, mal im Schatten liegt. Bei genauerem Hinsehen scheint der Schatten aus Myriaden von Farben gestaltet zu sein.
Kontemplative Ruhe strahlen die Gemälde aus, die Morgenstimmungen an der Seine zeigen: Das gemalte Motiv wird hier als gemalte Spiegelung wiederholt und zwar so, dass die Trennlinie zwischen gemalter Realität und deren gemaltem Spiegelbild im aufsteigenden Nebel zu verschwinden scheint.
Das Motiv wird komplett als Spiegelung wiederholt. Das bedeutet, dass nicht mehr klar festgelegt ist, was oben und unten im Bild ist; dieses könnte ebenso gut umgedreht gehängt werden. Anders gesagt: Die Konvention, wie Bilder zu betrachten sind, wird aufgehoben und der Subjektivität des Betrachters überlassen. Man meint, Monet würde sich hier einem Urgrund der Natur, dem „panta rhei“ steter Veränderung annähern. Denn er malt ja nicht nur im Wechsel des Lichtes von Nacht zu Tag, er stellt auch die Beständigkeit des Ineinanderfließens zweier Wasserläufe dar.
Monet liebte London. Die Stadt war schon während des deutsch-französischen Krieges 1870/71 sein Zufluchtsort gewesen. Als erfolgreicher und bereits sehr bekannter Maler kehrte er um die Jahrhundertwende zurück und malte berühmte Ansichten der Waterloo- und Charing Cross-Bridge sowie des britischen Parlaments in unterschiedlichen Lichtstimmungen, vor allem im Nebel, der alle Formen schemenhaft macht und als Erscheinungen inszeniert. Eine Hommage an Monets großes Vorbild William Turner, aber auch eine Verbeugung vor der Weltmacht Großbritannien, die auf dem Parlament und dem brückenbauenden Handel basierte.
Monets Spätwerk ist fast ausschließlich von seiner malerischen Auseinandersetzung mit seinem Garten und den Spiegelungen in seinen Seerosenteichen geprägt. In der Sammlung Beyeler finden sich dafür hervorragende Beispiele. Der letzte Raum der Ausstellung ist ein Ausblick auf die Bilder aus Monets Garten in Giverny.
Öffnungszeiten: Täglich 10-18 Uhr, mittwochs bis 20 Uhr Eintrittspreise Ausstellung: Erwachsene CHF 28.- Alle Personen bis 25 Jahre, Art Club Mitglieder freier Eintritt Studenten bis 30 Jahre CHF 12.- Gruppen ab 20 Personen (mit Voranmeldung) und IV mit Ausweis CHF 23.-
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